Breckerfeld. Mit einem Aktionsprogramm soll der Anteil der Frauen in der Kommunalpolitik erhöht werden. Ein Blick auf die Situation in Breckerfeld.

Frauen sind in der Kommunalpolitik immer noch unterrepräsentiert. Um den Frauenanteil zu erhöhen, müssen Strukturen nachhaltig verändert werden – so lauten die Aussage; und gleichermaßen der Auftrag eines Programm der EAF Berlin und des Deutschen Land Frauenverbands (dlv) bis 2024. In zwei Durchgängen werden jeweils zehn ausgewählte Regionen - unter anderem der EN-Kreis - beraten und begleitet, um den Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Genau aus diesem Anlass wirft diese Zeitung einen Blick auf den Frauenanteil in den Breckerfelder Parteien. Ist Politik hier immer noch zu männlich?

Die CDU

Frauen, die sich politisch engagieren wollen, haben in Breckerfeld die Möglichkeit – das sagt Ulrike Borowski mit voller Überzeugung, und ganz unabhängig von ihrer eigenen Partei. „Die Rahmenbedingungen in Breckerfeld, und auch bei der CDU, sind gut“, will die Frontfrau betonen. „Die Zahl der engagierten Frauen ist in den letzten Jahren schon bedeutend gestiegen. Was letztlich auch den politischen Diskussionen gut tut und verschiedene Blickwinkel auf Themen ermöglicht.“ Im Rat ist Ulrike Borowski für die CDU als einzige Frau vertreten, in den Ausschüssen sind es immerhin vier Frauen, „und mit Blick auf unsere 94 Mitglieder sind gut ein Drittel Frauen – die sich auch abseits politischer Sitzungen enorm engagieren und Ideen einbringen.“ Letztlich sei für viele, und das ist kein Geheimnis, vor allem der zeitliche Aufwand ein Hindernis und ausschlaggebend dafür, sich zweimal zu überlegen, ein politisches Amt zu übernehmen. „Das ist schade, aber unsere Türen stehen immer offen: Niemandem, der sich ernsthaft hier engagieren will, werden Steine in den Weg gelegt.“

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Die SPD

„Es gab Zeiten, vor zehn bis 15 Jahren, da lag der Anteil deutlich niedriger“, sagt Peter Gerbothe. „Bei uns haben wir viele, sehr engagierte Frauen. Der Anteil der Frauen in der Ratsfraktion liegt bei 40 Prozent, im Vorstand sind es sogar 50“, gibt er Einblicke in die Strukturen der SPD. Als ein Hemmnis, sich in der Politik vor Ort zu engagieren, sieht Gerbothe ebenfalls den hohen zeitlichen Aufwand: „Das gilt aber nicht nur mit Blick auf Frauen, sondern alle jungen Menschen, die überlegen, sich in der Politik zu engagieren. Das macht man nicht einfach mal so nebenbei.“ Auch sei die Wertschätzung in den vergangenen Jahren spürbar gesunken – „aus meiner Sicht ist das sehr schade. Denn man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass sich die Leute oft neben ihrem Job für ihre Stadt einsetzen.“ Mit Blick auf die Frauenquote sieht sich die SPD zumindest aktuell gut aufgestellt. „Wir liegen über dem Schnitt. Aber klar: es dürften gerne auch noch mehr Frauen mitmachen.“

Die Wählergemeinschaft

„An den entscheidenden Stellen sind wir mit mehr Frauen vertreten“, betont auch Katrin Rutenbeck nicht ganz ohne Stolz. „Im Vorstand sind es drei Frauen und ein Mann, im Rat sitzen zwei Frauen und ein Mann, in den Ausschüssen vertreten sind vier Frauen und sechs Männer.“ Sicher gebe es auch in der Wählergemeinschaft unter den aktiven Mitgliedern insgesamt mehr Männer. „Aber im Kern sehen wir das bei uns nicht als Problem.“

Dennoch begrüße die Fraktion das Aktionsprogramm. „Politik sollte in jeder Hinsicht die Gesellschaft widerspiegeln, auch mit Blick auf Geschlecht und Herkunft“, so Rutenbeck. „Dementsprechend ist es wichtig, das Thema immer im Blick zu haben.“ Warum die Kommunalpolitik für Frauen scheinbar weniger attraktiv ist? „Schwierig zu sagen. Man braucht viel Durchsetzungsvermögen – es geht manchmal mehr um Positionierungen und Showkämpfe als gute Ideen an sich“, mutmaßt Rutenbeck.

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Die Grünen

„Fast die Hälfte unserer Mitglieder sind Frauen“, sagt auch Michael Peyinghaus. Man versuche, alle Positionen entsprechend des Paritätsgebots zu besetzen: „so sind zum Beispiel im Vorstand je die Hälfte Männer und Frauen, in der erweiterten Fraktion (als inklusive der sachkundigen Bürger) sind von sieben Personen drei weiblich. “ Dennoch bewerte man das Aktionsprogramm grundsätzlich positiv: „Es ist sicherlich auch im Sinne der Bürger, dass sich in der Politik die Gesellschaft widerspiegelt: also unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status.“ Und weiter: „Es ist also immer gut, weiter für das Thema zu sensibilisieren und Frauen zu motivieren, sich noch aktiver einzubringen. Man sollte sich das immer wieder bewusst machen.“

Die FDP

„Auch, wenn die FDP als Männerpartei gilt, haben wir im Ortsverband einen beachtlichen Frauenanteil von 38 Prozent“, will Ulrich Ferron betonen, dass Frauen in Breckerfeld keineswegs unterrepräsentiert sind: „Wir stellen zwei Ratsmitglieder (beide bekanntlich männlich), haben aber fünf Fraktionsmitglieder, davon sind zwei weiblich.“

Ferron will auch betonen, dass man längst keinen Wert mehr darauf lege, welches Geschlecht jemand in der Politik habe: „Wir sind für jeden Bürger und jede Bürgerin offen, wir freuen uns über alle, die sich bei und mit uns engagieren möchten.“ Die Frauen in der Partei würden sich mit großer Leidenschaft politisch engagieren, dementsprechend sehe man derzeit keinen akuten Handlungsbedarf.