Emst. Anwohner sind verärgert: Der WBH will ein Waldstück an der Emster Straße verkaufen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Mehrere Gebote liegen vor.

Sie stehen hier gemeinsam am kleinen Trafo-Häuschen an der Emster Straße. An der Stelle, wo vielleicht schon bald das nächste Baugebiet auf Emst entstehen und ein weiterer Grünstreifen, wie es die Anwohner nennen, wegfallen könnte. „Es gibt doch in direkter Nähe schon mehrere große Bauvorhaben. Auf der Gehre, am Marktplatz, auf Haßley. Man muss doch nicht jede grüne Lücke zubauen“, sagt Sabine Jellinghaus.

Eigentlich wüssten die Anwohner überhaupt nicht, dass auf dem immerhin mehr als 4500 Quadratmeter großen Stück, auf dem sich jetzt noch ein Wäldchen befindet, bald schon Mehrfamilienhäuser stehen könnten. Wäre da nicht der Garten von Familie Busch.

„Der ist zum Teil gepachtet – seit 1962. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat uns ein Kündigungsschreiben über das gepachtete Stück geschickt, da es mit zum Gelände gehört, das verkauft werden soll“, sagt Pascal Busch. Denn: Bis zum 10. Januar konnten Gebote (mindestens 500.000 Euro) für das Grundstück in begehrter Hagener Wohnlage abgegeben werden. Offiziell ist der Verkauf zwar noch nicht. WBH-Vorstand Hans-Joachim Bihs bestätigt aber auf Nachfrage, dass mehrere Angebote von Investoren auf dem Tisch liegen. Bevor allerdings gebaut werden könne, müsse zunächst ein politischer Beschluss und genauso wichtig: ein Bebauungsplan her.

Hier könnten bald drei Mehrfamilienhäuser stehen. Der WBH will das Grundstück auf Emst verkaufen. Es liegen mehrere Gebote vor.
Hier könnten bald drei Mehrfamilienhäuser stehen. Der WBH will das Grundstück auf Emst verkaufen. Es liegen mehrere Gebote vor. © WP | Michael Kleinrensing

Baugrundstück Hagen-Emst: Seit 2011 auf Investorensuche

Die Anwohner haben letztlich nur durch das Kündigungsschreiben von dem geplanten Verkauf des Waldstücks erfahren, das Dirk Reh „als Wetterschutz und grünen Ausblick vor der Haustür“ beschreibt. Letztlich mache etwas Grün auch die ruhige Wohnlage aus. Nicht umsonst werde Emst auch „Gartenvorstadt“ genannt. „Leider wird durch die zunehmende Bebauung immer weniger Platz für Grün gelassen“, ärgert sich Sabine Jellinghaus im Namen der versammelten Anwohner. Sie sind sicher: Hier habe lange Zeit ein Schild gestanden, das die Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen habe.

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Bihs kann das nicht bestätigen: „Das ist uns jedenfalls nicht bekannt.“ Der WBH habe bereits 2011 angefangen, nach Investoren für das Areal an der Emster Straße zu suchen, das angesichts der extremen Hanglage eine anspruchsvolle Topographie aufweist. Investoren zu finden habe sich trotz der attraktiven und zentralen Wohnlage lange schwierig gestaltet, so Bihs. Bis jetzt, wo gleich mehrere Bewerbungen von Investoren vorliegen.

Geht es nach den Vorstellungen der städtischen Tochtergesellschaft, dann könnten hier in Hanglage drei Mehrfamilienhäuser mit sechs bis acht Wohneinheiten entstehen, „die sich gut in das Gesamtbild an der Emster Straße einfügen würden“, so Bihs.

Hagen: Gremien beraten über Pläne

Das alles ist aber noch Zukunftsmusik. Zunächst muss ein Bebauungsplan her, der sich aktuell bereits in der Aufstellung befinde und möglichst bald der Politik vorgelegt werden soll. „Dann müssen die Pläne zunächst noch alle entsprechenden Gremien durchlaufen, den Beschluss fasst am Ende der Rat der Stadt“, erklärt Bihs den weiteren Vorgang. Erst dann sei Baurecht geschaffen.

Für die Anwohner bleibt der bittere Beigeschmack, im ganzen Verfahren bislang nicht mitgenommen worden zu sein. „Man würde sich schon irgendeine Art der Kommunikation wünschen“, ärgert sich auch Pascal Busch über die überraschende Kündigung in der Post.

Besonders aber ärgert man sich entlang der Emster Straße darüber, dass bald der nächste Grünzug verschwinden könnte.