Eckesey. Vier Loft-Wohnungen im Hugo Petri-Turm ermöglichen besondere Ausblicke: Ein Einblick in eine von Hagens ungewöhnlichsten Immobilien.
Die Sonne fällt durch das Fenster auf die Holzdielen. Strahlend blauer Himmel. Fast so blau wie das Bild an der Badezimmerwand. Ein Künstler lebte hier zuletzt. Über viele Jahre. „Alle Mieter leben hier lange“, sagt Thomas Killisch.
Großzügiger Schnitt, keine Türen, außergewöhnliche Ausblicke auf die St.-Josefs-Kirche, die Fuhrparkbrücke, den Arbeitsamt-Turm und den Hauptbahnhof. Von außen würde kaum jemand vermuten, dass sich hier im Hugo-Petri-Turm an der Eckeseyer Straße, ehemals Straßenbahndepot, vier Wohnungen mit Loft-Charakter befinden. Der unübersehbare Backstein-Turm mit der Uhr ohne Zahlen ist zu einem kleinen Wahrzeichen am Ende Eckeseys geworden. „Die Wohnungen gibt es schon seit 1928. Seitdem sind sie auch eigentlich dauerhaft vermietet“, sagt Thomas Killisch, der Einblicke in eine von Hagens wohl ungewöhnlichsten Wohn-Immobilien gibt.
Hugo Petri-Turm in Hagen: Ein Besuch im vierten Stockwerk
Seit über 50 Jahren ist die Firma Hugo Petri mehr als nur Speditions- und Lagerhaus. „Wir vermieten hier auch Wohnungen und Probenräume für Bands“, sagt Thomas Killisch. Als eine der ersten Firmen in Hagen wurde die Firma Hugo Petri damals im Handelsregister eingetragen. Killisch hat die Firma im Mai 2000 übernommen (zuletzt waren Elisabeth Petri und davor das Ehepaar Elisabeth & Hugo Petri die Geschäftsführer und Inhaber) und ist Geschäftsführer der GmbH und Kommanditist der KG seit 2001. Der Name blieb immer.
„Die Leute verbinden etwas damit“, sagt Thomas Killisch auf dem Weg ins vierte Stockwerk des Turms. Zu der einzigen Wohnung, die aktuell leer steht – aber schon neu vermietet ist. „Hier im Haus verstehen sich die Mieter“, ist der Unternehmer zufrieden. Verstehen müssen sie sich auch. Allein schon deshalb, weil sie sich oben auf dem Dach die große Terrasse mit Blick auf die Stadt teilen. „Man kann es sich kaum vorstellen. Das Gebäude liegt direkt an der Hauptstraße. Wenn man oben im Freien sitzt, guckt man auf den Wald. Man merkt nicht, dass man mitten in der Stadt ist“, so Killisch.
Industrie- und Loftcharme, ein Aufzug aus 1928: „Man muss es mögen“
Er räumt auch ein: Man muss ihn mögen, diesen Industrie- und Loftcharme. Mögen muss man auch den alten, historischen Aufzug aus dem Jahr 1928 („mit Original-Motor“ – aber dem Unterschied, dass es früher einen Fahrstuhl-Wärter gab), der 1997 generalüberholt wurde und immer noch in Betrieb ist. „Mehrfach im Jahr wird der Aufzug gewartet und einmal jährlich vom TÜV abgenommen“, erklärt der Vermieter, dass die Sicherheitsstandards hoch seien.
„Uns war es immer wichtig, das Gebäude in seiner ursprünglichen Funktion zu erhalten“, betont der Unternehmer, dass auch in Sanierungen der Wohnungen oder Maßnahmen im Turm regelmäßig größere Summen investiert worden sind. Auch die Probenräume – sie befinden sich nicht im Turm, sondern in einem eigenständigen Gebäude mit separatem Zugang, sind voll vermietet. Der ehemalige Bürotrakt ist vor Jahren durch Erstellung eines weiteren Stockwerks und neuer Raumaufteilung vergrößert worden.
Künstler-Loft mit besonderem Charme
Zurück in die vierte Etage. Ehemals Künstler-Loft. Noch sind nicht alle Renovierungsarbeiten vor dem Einzug der neuen Mieterin abgeschlossen. Aber auch trotz Baumaterialien erkennt man, dass diese Wohnung besonderen Charakter hat. Das Badezimmer hat der Künstler einst selbst umgestaltet. Eine Fliesentreppe führt rauf zur Dusche, auf einem erhöhten Podest ist eine Wanne mit Blick auf Bahngleise und Wald eingelassen, neben der eine Pflanze aus dem Boden ragt. „Die Wohnungen sind vom Schnitt alle ähnlich, zwischen 120 und 130 Quadratmeter groß“, gibt Killisch Einblicke. Zur Gemeinschaftsterrasse, auf der die Mieter auch Gewürze und Gemüse anpflanzen, gibt es einen gesonderten Zugang über das Treppenhaus.
Autos rauschen vorbei. Blick auf die St. Josefs-Kirche von der Dachterrasse. Auf der anderen Seite Wald, „fast, als ob man im Grünen sitzt“, sagt Thomas Killisch und lacht. Ein Stück Großstadt-Idylle auf dem Hugo-Petri-Trum.
Hintergrund: Die Firma, ihre Geschichte – und geplante Projekte
Die GmbH&Co.KG wurden bereits 1960/1961 als Speditionsbetrieb gegründet. Der Firmensitz lag zuvor in der Berliner Straße 13-15 in Hagen und das Gebäude der Straßenbahn AG wurde 1966 käuflich erworben und für die Zwecke eines Speditionsbetriebes mit Lagerflächen umgebaut. Der Umzug des Firmensitzes erfolgte 1966/1967.
Neben Wohnungen und Probenräumen vermietet die Firma Hugo Petri hauptsächlich Lagerräume und Lagerflächen: Mehr als 12000 Quadratmeter Lagerfläche stehen zur Verfügung – sie werden nicht nur von gewerblichen Mietern genutzt: „Wir setzen auch auf Selfstorage-Konzepte. Viele kleinere Franchise-Nehmer und Privatkunden lagern hier beispielsweise ihre Waren oder Hausrat ein. Den Speditionsbetrieb haben unsere Vorgänger bereits in den 80er Jahren aus Gründen der Wirtschaftlichkeit eingestellt.“
Hugo Petri Hagen: Dach soll saniert werden
Früher verfügte die Firma sogar über einen eigenen Gleisanschluss, „mittlerweile aber nicht mehr. Für die Deutsche Bahn hat sich das nicht gelohnt – wir wollten den Anschluss erhalten, aber 4 Gütewaggonstellplätze waren zu wenig um uns auferlegte Umsätze zu generieren“, blickt Killisch zurück. Seit 2000 hat das Unternehmen am Standort mehr als 3 Millionen investiert. „Aktuell planen wir, das Dach der Verladehalle - rund 2600 Quadratmeter - komplett zu erneuern. „Allerdings sind wir diesbezüglich schon länger mit der Deutschen Bahn Netz AG in Kontakt, es gestaltet sich zu unserem Leidwesen aber sehr kompliziert, da langwierige und komplexe Antragsverfahren mit bis zu 32 Wochen Vorlaufzeit durchlaufen werden müssen“, so Killisch.
Unmittelbar hinter dem Firmengelände verlaufen die Gleise. Der Zugverkehr müsste für die Bauarbeiten durch die für sicheres Arbeiten der Gewerke notwendige Stromabschaltung der Oberleitung anders geleitet werden - ein für Außenstehende komplizierter Abstimmungsprozess, der sich nun schon über mehr als zwei Jahre ziehe. „Wir hoffen aber, dass wir das Projekt in diesem Jahr in Angriff nehmen können, da mittlerweile die Antragstellungen laufen“, betont der Geschäftsführer. Denn das Dach sei stark sanierungsbedürftig. Killisch betont auch: „Wir wollen auf jeden Fall am Standort Hagen festhalten. Wir würden hier nicht so viel investieren, wenn wir uns nicht sicher wären.“