Hagen. In Hagen wird wieder heftig über die Schulentwicklung gestritten. Im Mittelpunkt: das Ricarda-Huch-Gymnasium und die FESH.

Die schulpolitische Sprecherin der FDP-Ratsgruppe in Hagen, Katja Graf, kritisiert die aktuellen Einlassungen der SPD-Fraktion zur Schulentwicklungsplanung scharf.

Die Sozialdemokraten hatten am Ende der letzten Woche den Bestand des Ricarda-Huch-Gymnasiums am aktuellen Standort in Frage gestellt. Damit torpedierten sie Entscheidungen, die der Rat mit großer Mehrheit getroffen habe, so Katja Graf: .„Es ist unsäglich, in welcher perfiden Art und Weise die SPD wenige Tage vor Beginn des Schulanmeldeverfahrens versucht, die Eltern zu verunsichern. Dieses Vorgehen ist allein dazu dienlich, die Anmeldungen an der Ricarda erneut zu drücken.“

Die Einlassungen seien auch deswegen vollkommen indiskutabel, da die Raumkapazitäten im aktuellen Gymnasium für eine vierzügige Gesamtschule nicht ausreichten. Dies hätte die SPD in einem Antrag zur Sitzung des Schulausschusses am 17. März 2020 selbst festgestellt.

Katja Graf: Schule bleibt, wo sie ist

Graf fordert die SPD-Mitglieder im Schulausschuss dazu auf, sich von den Einlassungen ihres Fraktionsgeschäftsführers Andreas Reitmajer zu distanzieren: „In der Schulausschusssitzung am letzten Donnerstag war von den durchaus detaillierten Plänen der SPD nichts zu hören. Natürlich darf man mit der gefundenen und beschlossenen Lösung, die für das Ricarda-Huch-Gymnasium, die FESH und die neu zu gründende vierte städtische Gesamtschule minimalinvasiv eine erfolgreiche Zukunft sichert, unzufrieden sein. Das ist aber kein Grund, die Diskussion zu chaotisieren und die Eltern, Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler vor den Kopf zu stoßen.“

Auswirkungen würden die Einlassungen der SPD hingegen nicht haben: „Wir und unsere Partner in der Allianz werden am gefundenen Kompromiss nicht rütteln. Die Eltern müssen sich keine Sorgen machen, wenn sie ihr Kind am Ricarda-Huch-Gymnasium anmelden.“ Die traditionsreiche Schule bleibe an ihrem Standort in der Innenstadt, so Katja Graf.

SPD verweist auf Gutachten zur Schulentwicklung

Derweil verteidigte die SPD ihre Vorschläge als echte Alternative, über die es nachzudenken gelte. „Mit Unterstellungen zu antworten hilft nicht weiter“, reagierte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Werner König auf die Vorwürfe von Thomas Walter (CDU), der die SPD-Vorschläge als „Chaospläne“ abgetan hatte.

Die Fakten würden anders aussehen, so König, der auf das von der Stadt Hagen in Auftrag gegebene Gutachten zur Schulentwicklung in Hagen durch das Bonner Biregio-Institut aus dem Jahre 2020 verwies. Dort sei von der Errichtung einer vierten städtischen Gesamtschule im Gebäude der Ricarda-Huch-Schule und deren Auslaufen die Rede gewesen, so König: „Von daher ist der Vorschlag der SPD ein Angebot an die Allianz, sowohl alle Gymnasien zu erhalten als auch endlich eine vierte städtische Gesamtschule in der Innenstadt zu errichten.“

Hohe Belastung für den städtischen Haushalt

Der Schulausschuss habe am 25. Juni 2020 beschlossen, dass Hagen zeitnah eine vierzügige Gesamtschule im Bezirk Mitte errichtet. Mittlerweile seien fast zwei Jahre ins Land gegangen. Das jetzt von Thomas Walter so gelobte Modell, der privaten Freien evangelische Schule (FESH) das städtische Schulgebäude am Voßacker in Vorhalle zu verkaufen und die Förderschule aus dem Schulzentrum Wehringhausen in das leer stehende Schulgebäude neben dem Freilichtmuseum zu verlagern, um anschließend das Schulzentrum Wehringhausen als Gesamtschule zu nutzen, belaste den städtischen Haushalt mit über fünf Millionen Euro und werde nach Aussage der Verwaltung noch weitere Jahre bis zur Realisierung erfordern.

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Der Vorschlag der SPD sei daher geeignet, endlich eine Gesamtschule zeitnah in der Innenstadt zu errichten, so König: „Die Anmeldezahlen für die Gesamtschulen in Hagen machen den dringenden Bedarf mehr als deutlich.“

Im Übrigen scheint für Thomas Walter der Wunsch der Eltern, dass ihre Kinder von der Anmeldung bis zum Abschluss im angestammten Schulgebäude bleiben können, nur für weiterführende Schulen wichtig zu sein. Denn die Eltern der Förderschule Friedrich-von-Bodelschwingh müssten ihre Kinder demnächst von Wehringhausen an den südlichen Rand der Stadt in der oberen Selbecke bringen, so König: „Allein die Aktivierung der August-Hermann-Francke-Schule wird im Haushalt mit 3,4 Millionen Euro veranschlagt und soll drei Jahre in Anspruch nehmen.“