Haspe. In Zeiten von Corona schon ein „Event“: Eine Dozentin des Institut Francais besucht die Gesamtschule Haspe in Hagen.
Finja Dittrich (12) beschreibt die französische Sprache: „Sie ist etwas Besonderes, ganz anders als Deutsch oder Englisch.“ Folgerichtig hat sich die Siebtklässlerin der Gesamtschule Haspe in Hagen für Französisch als zweite Fremdsprache entschieden.
Damit gehört Finja zu einer abnehmenden Gruppe von Schülern: 230.830 Schüler in Nordrhein-Westfalen wählten in diesem Jahr Französisch als zweite Fremdsprache (im Vorjahr waren es 243.527).
Die Französischlehrerinnen Cornelia Hövel und Lena Weidlich wollen ihren Teil dazu beitragen, diesen Trend umzukehren. Deshalb hatten sie das „France mobile“ des Institut Français an die Gesamtschule nach Haspe geladen – in der heutigen Zeit mit ihren langen coronabedingten Entbehrungen geradezu ein kleines „Event“, wie Cornelia Hövel sagt: „Wir möchten den Schülerinnen und Schülern die Angst vor der neuen Sprache nehmen und ihnen zeigen, was sie bereits auf Französisch können und über das Land wissen.“
Eine Mission in Sachen Kultur und Sprache
Und so kam Marion Gilboire (23), eine von zwölf Lektorinnen des France Mobil im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, auf ihrer Mission, jungen Leuten die Kultur unseres Nachbarlandes vorzustellen und die französische Sprache mit Spiel und Spaß zu vermitteln, nach Haspe. „Sprechen helfen, Grenzen und Vorurteile zu überwinden“, sagte die von La Reunion, einer französischsprachigen Insel im Indischen Ozean, stammende, angehende Pädagogin: „Ich möchte Deutschlehrerin werden. Deutsch ist für mich ebenfalls eine schöne Sprache.“
Mit den Jungen und Mädchen aus der siebten Klasse verständigte sich Marion Gilboire mit einfachen, transparenten Worten und durch Gesten. So gelang es ihr, ein frisches und modernes Bild Frankreichs zu vermitteln, fernab der bekannten Klischees. Zum Einsatz kamen Spiele, frankophone Musik, Zeitschriften und Filme: „Alles, was Spaß und neugierig macht.“
Deutsch-französische Partnerschaft eine Konstante der Politik
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Nach dem Zweiten Weltkrieg war die von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulle maßgeblich angestoßene deutsch-französische Partnerschaft eine Konstante der Politik in Europa. Im Bildungsbereich führte das zu zahlreichen Schulpartnerschaften und Schüleraustauschprogrammen, Französisch war nach Englisch mit Abstand die bevorzugteste Fremdsprache an deutschen Schulen. Nach der Wiedervereinigung holten andere Sprachen auf, vor allem Spanisch ist heute ein mindestens ebenso beliebtes Unterrichtsfach.
Doch das Französische ist seit der Wahl von Emmanuel Macron zum neuen Staatspräsidenten wieder auf dem Vormarsch. Auch an der Gesamtschule Haspe sind die verantwortlichen Pädagogen um eine Renaissance des Französischen bemüht: „Wir geben unser Bestes, damit wieder mehr Schüler Französisch wählen und Spaß an dieser wunderschönen Sprache haben“, sagt Lena Weidlich.
Das Französische mit der Muttermilch aufgesogen
Die aus Trier stammende Lehrerin ist in einer frankophilen Familie groß geworden und hat das Französische sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen: „Ich bin schon als Kind häufig in Frankreich gewesen.“ Sie liebe das Land, die Landschaften (insbesondere den Süden) sowie die französische Kunst und Kultur: „Und natürlich die französische Sprache. Sie hat einen weichen Fluss, geradezu etwas Poetisches.“
Bleibt zu hoffen, dass Französischunterricht auch in Zukunft zu den Eckpfeilern in unserem Bildungssystem gehört und seinen Beitrag leistet zur deutsch-französischen Partnerschaft in Europa.