Hagen. Einige der Wolfsbeobachtungen in Hagen hält Ralf Blauscheck, Leiter der Bio-Station, für authentisch. Die Tiere seien vermutlich durchgewandert.

Der Wolf war da, und vielleicht ist er immer noch da. Wahrscheinlich ist er aber wieder weg. Mit dieser Schlussfolgerung lässt sich das Auftreten eines Tiers zusammenfassen, das sich in den vergangenen zweieinhalb Wochen wie ein Fabelwesen durch die Hagener Wiesen und Wäldern bewegte: „Nach allem, was mir vorliegt, würde ich sagen: Ja, es waren Wölfe“, sagt Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen: „Aber sie sind vermutlich nur durchgezogen und längst weiter gewandert.“

Zumindest zwei der in Hagen gemeldeten Wolfsbeobachtungen hält Blauscheck für glaubwürdig, darunter diejenige von Uwe Wolff, der am 26. Januar zwei der einst in Deutschland ausgerotteten Raubtiere am Rande der Staplackstraße oberhalb von Delstern den Hang hinauf laufen sah: „Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, es war eine faszinierende Begegnung.“

Ein Wolf mit einem Reh im Fang

Auch die zweite Beobachtung, bei der ebenfalls mehrere Wölfe gesichtet wurden, sei überzeugend, so Blauscheck. Dabei soll eines der Tiere ein erlegtes Reh im Fang gehabt haben. Es sei höchst unwahrscheinlich, dass es sich um wildernde Hunde, die sich noch dazu zu einem Rudel zusammengeschlossen hätten, handelte.

Es habe aber auch weitere Meldungen gegeben, die er für zweifelhaft halte: „Es heißt, jetzt abzuwarten, ob wir irgendwann den ersten gesicherten Nachweis haben.“ Die jetzt beobachteten Wölfe seien höchstwahrscheinlich in andere Regionen weitergewandert.

Unruhe unter Tierhaltern und Landwirten

Unter Tierhaltern und Landwirten in Hagen haben die Sichtungen jedoch erhebliche Unruhe ausgelöst. Auch Naturschützer Blauscheck wäre zwiegespalten, wenn der Wolf sich dereinst tatsächlich dauerhaft in den Wäldern rund um Hagen niederlassen würde: „Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn ausgestorbene Tiere zurückkehren, aber in unserer dicht besiedelten Gegend, die zudem noch von Weidehaltung geprägt ist, führt das unweigerlich zu Konflikten.“

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Man könne die hiesige Situation nicht mit dem Yellowstone Nationalpark in den USA vergleichen, wo die Wiederansiedlung von Wölfen die Natur wieder ins Gleichgewicht brachte: „Wir leben in einem gestörten Ökosystem, das auch der Wolf nicht einfach regulieren kann.“

Dennoch gebe es hierzulande gute Voraussetzungen für Wölfe: ausgedehnte Waldgebiete, offene Landschaften, ausreichend Wildbestände: „Aber eben auch viele Siedlungen, viele Straßen, viel Verkehr.“

Menschen müssten jedoch, sollte der Wolf tatsächlich dauerhaft nach Hagen zurückkehren, keine Angst haben, so Blauscheck: „Dass Wölfe plötzlich aus der Dunkelheit auftauchen und Menschen angreifen, das ist denn doch ein böses Märchen.“