Hagen. Die Rückkehr der Wölfe nach Hagen hat eine hitzige Diskussion ausgelöst. Bauern und Tierhalter machen sich Sorgen um das Wohlergehen ihrer Tiere.

Am Wolf scheiden sich die Geister. Die Sichtungen des grauen Raubtiers in Hagen aus der vergangenen Woche haben eine hitzige Debatte über die Rückkehr der Wölfe, die im Sauerland noch bis ins 19. Jahrhundert heimisch waren, ehe sie ausgerottet wurden, ausgelöst. „Der Wolf ist ein extrem polarisierendes Diskussionsthema“, sagt Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station in Hagen.

Für die heimischen Bauern und Nutztierhalter stellen die Raubtiere eher eine Bedrohung ihres Viehs denn eine Bereicherung der Natur dar, stellt Dirk Kalthaus fest, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hagen/Ennepe-Ruhr: „Wölfe bedeuten für unsere Betriebe ein großes Risiko.“ Er meint damit mögliche Attacken auf Rinder, Ziegen, Pferde und Schafe, wie sie in nahezu jedem Wolfsgebiet vorkommen.

Wolf ein Wildtier wie jedes andere

Deshalb plädiert Kalthaus für eine kontrollierte Bejagung der Wölfe, damit diese die Scheu vor den Menschen bewahren und sich im besten Fall auch von den Weideflächen der Landwirte fernhalten. Der Wolf solle behandelt werden wie jedes andere Wildtier: „Der Schutzstatus, den die Wölfe genießen, ist unsäglich. Sie unterliegen nicht einmal dem Jagdrecht.“

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Deshalb müsse der Gesetzgeber tätig werden und dafür sorgen, dass die Jäger dem Wolf ebenso nachstellen dürften wie jedem anderen Wild: „Schließlich sind Wölfe nicht vom Aussterben bedroht.“

Wolfszäune seien keine ernst zu nehmende Alternative, so Kalthaus, der übrigens kein Jäger ist. Die zahlreichen und oft riesigen Weideflächen könne man unmöglich mit einem tief in die Erde eingegrabenen, zwei Meter hohen Zaun sichern. „Das ist weltfremd.“ Und natürlich könnten die Weiden auch nicht permanent überwacht werden.

Zudem würden Zäune auch alle anderen wilden Tiere in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken, Rehe fänden nicht mehr ausreichend Grünfutter: „Nein, die einzige Möglichkeit einer Koexistenz mit dem Wolf wäre eine regulierte Bejagung. Geschieht das nicht, werden viele Bauern die Weidetierhaltung aufgeben und das Vieh dauerhaft im Stall lassen.“

Die Sorgen der Pferdebesitzer

Auch Pferdebesitzer und Reiter in Hagen haben die jüngsten Wolfsbeobachtungen aufgeschreckt. Ralf Borgmann vom Horse Hotel in Garenfeld, wo rund 30 Pferdebesitzer ihre Tiere eingestellt haben, sähe im Falle einer dauerhafte Rückkehr der Wölfe nach Hagen seine Existenzgrundlage gefährdet: „Die Kunden gehen uns doch flöten, wenn wir die Sicherheit ihrer Pferde nicht mehr gewährleisten können.“

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Wie Kalthaus glaubt auch Borgmann, dass durch den Wolf die gesamte Weidetierhaltung in Frage gestellt werden könnte. Die Pferde müssten dann wohl oder übel im Stall bleiben: „Und ich selbst möchte mir gar nicht ausmalen, dass auf einmal ein Rudel Wölfe vor mir steht, wenn ich spät abends im Dunkeln den Stall zumache und um die nächste Ecke komme.“

„Keine schützenswerte Art“

Pferdebesitzerin Susanne Kampmann, die in Berchum auch einige Schafe hält, betrachtet die mögliche Rückkehr der Wölfe nach Hagen ebenfalls mit Argwohn: „Wir leben hier nicht im Bayerischen Wald, sondern in einer dicht besiedelten Gegend.“

Wölfe, die Nutz- und Weidetiere anfielen, müssten auf jeden Fall aus der Natur „entnommen“ werden: „Hinzu kommt, dass es sich beim Wolf nicht länger um eine schützenswerte Art handelt, wenn sich die Population in dem bislang bekannten Tempo vermehrt.“

Die Diskussion über die Rückkehr der Wölfe wird wohl noch länger anhalten. . .