Hagen. Das Foto, das eine Wildkamera in einem Garten am Freilichtmuseum schoss, wäre der erste Nachweis für einen Wolf in Hagen. Das sagen Experten.
Vor einigen Monaten hat sich Monika Morich aus der Selbecke in Hagen eine Wildkamera zugelegt und in ihrem Garten befestigt. Diese auch als Fotofalle bezeichneten Digitalkameras schießen selbstständig Bilder, sobald der integrierte Bewegungsmelder anschlägt. Auch in der Dunkelheit.
Ab und zu schaut die Hagenerin morgens nach, ob die Kamera ausgelöst hat und welches Tier vor die Linse gelaufen ist: „Es war schon ein Fuchs zu sehen und ein Eichhörnchen.“
Am vergangenen Freitag jedoch glaubte Monika Morich, ihren Augen nicht zu trauen. Durch den Lichtkegel auf der Wiese lief ein großes Tier mit dichtem Fell und buschigem Schwanz – eindeutig ein Wolf, wie Monika Morich glaubt: „Zumal die Aufnahme nachts um 2.42 Uhr gemacht wurde. Um diese Zeit läuft doch kein Hund mehr draußen herum.“
Das Haus von Monika Morich befindet sich in der Nähe des Freilichtmuseums, gleich dahinter beginnt der Wald. Das Foto würde örtlich und zeitlich gut zu den Wolfsbeobachtungen in Hagen aus der vergangenen Woche passen.
Experten sind zurückhaltend
Beispielsweise hatte Uwe Wolff zwei der einst in Deutschland ausgerotteten Raubtiere am Mittwochmorgen am Rande der Staplackstraße oberhalb von Delstern gesehen. Auch er war sicher, dass es sich um Wölfe und nicht etwa um große Hunde handelte: „Sie sahen völlig anders aus als Hunde und bewegten sich auch anders.“
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Monika Morich mailte ihr Foto an die Biologische Station in Hagen. Deren Leiter Ralf Blauscheck reagierte zurückhaltend: „Ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, ist schwierig zu entscheiden. Ich möchte mich da nicht festlegen.“
Daher wurde das Foto an Dr. Matthias Kaiser, Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), weitergeleitet. Seine Expertise war ebenfalls von Zögern geprägt: „Das kann ich ad hoc nicht beurteilen.“
Nach oben gebogene Rute mit weißer Spitze
Erst seine Kollegin Dr. Ingrid Hucht-Ciorga identifizierte den Vierbeiner auf dem Foto eindeutig als Hund: „Die Rute ist nach oben gebogen und hat eine weiße Spitze. So etwas gibt es beim Wolf nicht.“ Dem Aussehen nach könnte es sich um einen Australian Shepherd handeln, so die Wissenschaftlerin.
Trotzdem ist die Aufnahme aus dem Garten an der Selbecke eine spannende Momentaufnahme in der Diskussion um die mögliche Rückkehr der Wölfe nach Hagen. Dr. Matthias Kaiser, der auch Leiter des Wolfsmonitorings in Nordrhein-Westfalen ist, betont, dass Wölfe jederzeit und überall in NRW auftauchen könnten. In Hagen sei vor allem das südliche Stadtgebiet potenziell für die Gründung eines Wolfsrudels geeignet: „Es gibt dort große Wälder mit Offenland-Bestandteilen. So etwas lieben die Wölfe.“
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Die A 45 störe die Wölfe vermutlich nicht, weil sie unter den vielen Talbrücken hinweglaufen könnten. Allerdings bilde die vielbefahrene B 54 mit den Dörfern im Volmetal eine Zäsur, die die Raubtiere möglicherweise davon abhalte, sich im Hagener Raum dauerhaft anzusiedeln: „Grundsätzlich kann man dazu aber keine Vorhersage treffen“, betont Kaiser. So habe auch niemand damit gerechnet, als vor zwölf Jahren die ersten Wölfe in NRW ausgerechnet am Niederrhein nahe den Autobahnen A 2, A 3 und A 31 ein Revier gegründet hätten.
Meldung aus Hohenlimburg
Trotz der inzwischen doch recht zahlreichen Wolfssichtungen – dem LANUV liegt inzwischen auch eine Meldung vom 15. auf den 16. Januar in Hohenlimburg vor – existiert nach wie vor kein gesicherter Nachweis, dass die Tiere tatsächlich in Hagen aufgetaucht sind. Das habe nichts mit Misstrauen gegenüber den Beobachtern zu tun, erläutert Kaiser. Aber um den strengen Kriterien des Monitoring-Standards gerecht zu werden, benötige man genetische Spuren (von Fell, Losung oder einem Riss) oder eben ein Foto, auf dem Experten eindeutig einen Wolf identifizieren können.
Bei Monika Morich in der Selbecke war das nicht der Fall. Aus irgendwelchen Gründen stöberte in jener Nacht ein Hund in ihrem Garten herum. „Ich wüsste schon gern, wem das Tier gehört.“ Ihre Wildkamera wird sie weiter in Betrieb halten. Und die Biologische Station umgehend benachrichtigen, wenn demnächst wieder ein wolfsähnliches Tier (oder der Wolf selbst) die Fotofalle auslöst.