Hohenlimburg. Im Schatten des Hohenlimburger Rathausturmes steht eine E-Ladesäule mit zwei Anschlüssen. Das Verkehrsschild sorgt für Verwirrung.
Je mehr E-Autos auf den Straßen unterwegs sind, desto größer der Betrieb an den öffentlichen Ladesäulen. Umso wichtiger, dass die Schilder dort deutlich erkennbare Regeln setzen. Doch da hakt es. Beispiel: Rathaus Hohenlimburg.
Im Schatten des Rathausturmes steht eine E-Ladesäule mit zwei Anschlüssen, flankiert von zwei passenden E-Parkplätzen rechts und links. Für den Autofahrer sendet das Verkehrsschild zwei Botschaften: Parken für E-Fahrzeuge und Parken mit Parkscheibe für vier Stunden. Nicht selten sorgt diese Konstellation dafür, dass sich auch der ein oder andere Verbrenner auf diesen E-Parkplätzen niederlässt – und damit für manch E-Auto-Fahrer die dringend benötigte Ladesäule blockiert.
Auf öffentliche Ladepunkte angewiesen
So wie für eine junge Frau, die in der Mittagszeit vor der Ladesäule steht und ihren Hybrid-Wagen lädt. Sie wohne in Hemer und pendele täglich zur Arbeit nach Hohenlimburg. Daheim könne sie ihr Hybrid-Auto nicht laden, sei daher auf öffentliche Ladepunkte angewiesen. Ein täglicher Kampf, wie sie berichtet. „Mittlerweile gibt es viele Leute auch in Hohenlimburg, die ein E-Auto haben. Wir haben in der Innenstadt aber nur die eine Ladesäule.“ Dort darf vier Stunden geparkt werden. Ein langes Zeitfenster, wenn man einen Acht-Stunden-Arbeitstag als Maßstab nimmt. „Wenn jemand davon vier Stunden die Ladesäule besetzt, muss man schon gucken, dass man überhaupt drankommt.“
In ihrem Wohnort Hemer zu laden, sei dagegen keine Alternative. Dort hinkt der Ausbau hinterher, es gibt bisher nur eine Ladesäule mit zwei Anschlüssen im gesamten Stadtgebiet. Da bleibt mir nur, bei der Arbeit zu laden – und da wäre es schön, wenn das auch klappt.“
Ehrenamtliche Arbeit in der Hochwasserhilfe
Ähnliche Stimmen von Hans-Peter Raschke. Er fährt ebenfalls Hybrid und pendelt von Hagen in die Hohenlimburger Fußgängerzone, für die ehrenamtliche Arbeit in der Hochwasserhilfe. Dass E-Autos den Parkplatz vier Stunden blockieren können, ist für ihn zu lang. „In der Innenstadt herrscht große Fluktuation“, sagt Raschke. „Ich fahre hin, lade auf und gehe währenddessen kurz zum Einkaufen, zur Bank, zum Verkehrsamt oder wie in meinem Fall für ein paar Stunden in den Hochwasserhilfeladen. Da finde ich vier Stunden schon viel.“
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Umso ärgerlicher, wenn dann Verbrenner den Parkplatz blockieren – oder E-Autos, die gar nicht geladen werden. Letzteres monierte jüngst auch der AfD-Einzelvertreter in der Bezirksvertretung und fragte bei der Stadt an, ob man die Beschilderung nicht ändern könne: weg vom Parken für E-Fahrzeuge mit Parkscheibe, hin zum Halteverbot mit dem Zusatz „ausgenommen E-Fahrzeuge während des Ladens.“
Schilder werden angepasst
Die Stadt sieht das Problem, verweist aber darauf, dass die passenden Schilder noch nicht existieren. Zwar gäbe es ein Schild mit dem Text „Elektrofahrzeuge während des Ladevorgangs“, allerdings bezieht sich dieses auf alle E-Fahrzeuge. Heißt: Sollte dieses Schild an der Ladesäule angebracht werden, dürften auch E-Scooter oder elektrische Krankenstühle den Platz besetzen. Ein Parkschild, dass nur „E-Autos während des Ladevorgangs“ den Parkplatz zuweist, bereite der Bund derzeit erst vor. „Die Beschilderung der Elektroladesäulen in Hagen ist somit derzeit die korrekte Beschilderung“, so die Stadt, „und ist nach Auffassung des Ministeriums erst zu ändern, wenn das neue Zusatz-Zeichen eingeführt wurde.“
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Die rechtliche Verbindlichkeit solcher Zusatzzeichen aus dem Straßenverkehrsgesetz ist allerdings umstritten und lässt Interpretationsspielraum, wie der ADAC Nordrhein-Westfalen jüngst betonte. Ob ein eingestecktes Ladekabel ausreicht oder tatsächlich Strom fließen muss, bleibe Auslegungssache. Der ADAC fordert deshalb mehr Klarheit in den Regeln und der Beschilderung, um das „Schilder-Wirrwarr“ zu beenden.
Jede Minute mehr kostet Strafe
Für die junge Frau, die auf die Ladesäule in Hohenlimburg angewiesen ist, fällt die Versuchung, ihr Auto länger als die erlaubten vier Stunden an der Ladesäule zu laden, zumindest gering aus – denn jede Minute mehr kostet Strafe und wird von der Ladekarte abgezogen, berichtet sie. Nach knapp einem Jahr mit einem Hybrid-Fahrzeug fällt ihr Fazit bisher gemischt aus. Das Fahrgefühl in einem E-Auto sei schön. Aber andererseits steigt mit den steigenden Strompreisen auch der Preis pro Ladung.
„Und egal wo man hinfährt, man sucht nach einer Ladesäule. Das ist anstrengend.“ Sollte sich die Infrastruktur nicht verbessern – für sie denkbar, auf Dauer wieder auf einen Verbrenner umzusteigen.