Hagen. Nun äußert sich auch der Stadtförster zur Wolfssichtung in Hagen. Was wir bislang wissen und was Bürger beachten müssen.
Gräuliches Fell, ausgezeichnete Sinnesorgane und der Vorfahre unseres besten vierbeinigen Freundes – es ist der Wolf. Kürzlich meinen ihn Augenzeugen in Hagen gesichtet zu haben. Monika Morich hatte Monate zuvor in ihrem Garten eine Kamera installiert. Die Aufnahmen lassen vermuten, dass es sich hier um einen Wolf handele. Experten sind jedoch der Ansicht, dass ein Hund und nicht das Raubtier vor die Linse gelaufen ist. Auch Uwe Wolff hätte einen am Rande der Staplackstraße oberhalb von Delstern gesichtet. Unwahrscheinlich ist es zumindest nicht. Gerade hier in Hagen ist das südliche Stadtgebiet für den Europäischen Grauwolf gut geeignet. Tagsüber sieht man ihn ehr selten, da er sich in seine Verstecke zurückzieht. Erst in der Dämmerung kommt er hervor und wird aktiv. Es sei denn, er wird gestört. Dann kann es sein, dass er sich auch bei Tageslicht zeigt. Was bislang über das Thema Wolf in Hagen bekannt ist und was Hagens oberster Förster rät.
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Die Beute
Dass Wölfe in der Vergangenheit die Scheu vor dem Menschen verloren haben, liege daran, dass der Mensch seine Finger im Spiel hatte. „Erkennbar ist dies an dem Wolf Kurti, der im April 2016 in Niedersachsen zum Abschuss frei gegen wurde. Der Wurf aus dem Jahr zeigte ebenfalls keine Scheu vor dem Menschen. Es ist davon auszugehen, dass sie als Welpen angefüttert wurden“, erklärt Martin Holl Fachleiter für Forstwirtschaft beim WBH.
Zu der Ernährung des Wolfes zählen vor allem Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Natürlich jagt er auch kleine Tiere. Der Wolf wählt sich meistens leichte Beute aus – kranke, ältere oder junge Tiere. Durch sein Jagdverhalten nimmt er eine wichtige Rolle im Ökosystem ein, da so die Bestände kontrolliert werden. Wir Menschen stehen also nicht auf seiner Speisekarte. Es kann jedoch auch vorkommen, dass er ein Schaf oder eine Ziege reißt, wenn diese nicht ausreichend geschützt sind.
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Kein Jagdrecht
Die Wolfsbeobachtungen beunruhigen Pferdebesitzer und Reiter in Hagen. Die Pferde müssten im Falle des Falles im Stall bleiben, um sie nicht zu gefährden. Dirk Kalthaus, Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hagen/ Ennepe-Ruhr sieht Wölfe als Bedrohung. Er vertritt die Ansicht, Wölfe kontrolliert zu jagen.
Wölfe stehen aktuell nicht unter dem Jagdrecht. Das bedeutet, dass sie nicht abgeschossen werden dürfen. Doch wie sollte ich mich verhalten, wenn ich einen Wolf sehe? „Auf keinen Fall sollte man sich auf den Wolf zubewegen oder sich nähern. Hier gilt das Gleiche wie bei Wildschweinen: Auf sich aufmerksam machen. Laut reden und zurückziehen. Die Tiere sollten nicht bedrängt werden. Das heißt, nicht streicheln oder versuchen sie zu fangen“, gibt Holl zu verstehen.
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Falscher Vierbeiner
Martin Holl ist öfters in Niedersachsen und Brandenburg auf Jagd. Einen Wolf in freier Natur hat er bis jetzt noch nicht gesehen. Lediglich Spuren und die Hinterlassenschaften. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wolf einem Menschen nahe kommt oder angreift, sei jedoch schwindend gering, so Holl. Er fliehe, ehe er angreife. Er sehe uns als Gefahr. Bis jetzt hat Martin Holl keine weiteren Informationen zu der vermeintlichen Wolfsichtung. Er geht davon aus, dass es sich hier um einen Hund gehandelt habe.
Zahlen, Daten und Fakten
Der Europäische Grauwolf hat, wie es der Name schon verrät, gräuliches Fell. Die Rückseite der Ohren schimmert rötlich. Die Unterseite der Schnauze sowie auch die Kehle sind heller. Das Rückenfell hat in der Regel einen schwarzen Sattelfleck. Er zieht sich über den Rücken und seitlich entlang. Schwanzspitze und Vorderseite der Beine sind ebenfalls schwarz. Der Grauwolf wird 70 bis 90 Zentimeter (Schulterhöhe) groß und 1,40 Meter lang. Er kann ohne Probleme 50 Kilogramm Gewicht erreichen.
Die Männchen werden häufig größer und schwerer als das weibliche Geschlecht. Somit ist er also wesentlich korpulenter als der Hund und läuft zudem hochbeiniger. Die Ohren hingegen sind kleiner, dreieckig und auch von innen behaart. Sein Schwanz, auch Rute genannt verläuft gerade. Ihre Sinnesorgane sind so stark ausgeprägt, dass sie Tiere in einer Entfernung bis zu zweieinhalb Kilometern wittern können. Das Wildtier kann eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 45 Kilometer die Stunde aufnehmen. Der Wolf hat gelernt, sich anzupassen. Er war aus vielen Teilen Europas verschwunden. In den vergangen 30 Jahren hat der Bestand angefangen, sich wieder zu erholen. Mit etwas Glück kann er auch hier in Hagen gesichtet werden.