Hagen. Ist der Garten am Hohenhof in Hagen formal ein Wald? Falls nicht – so hätte wohl die Baumpflegesatzung die Bäume vor Fällung geschützt.

Wald ist, wo viele Bäume stehen. So einfach ist es nicht. Aber das Landesforstgesetz legt fest: „Wald im Sinne dieses Gesetzes sind nicht zu Wohnbereichen gehörende Gartenanlagen.“

Eine Definition, die zum Hohenhof Hagen führt, wo ja unlängst Baumfällungen für erhebliche Diskussionen sorgten. Der Garten soll wieder so gestaltet werden, wie ihn Karl Ernst Osthaus einst anlegen ließ. Und dafür mussten in der letzten Woche zahlreiche Bäume weichen.

Gelände am Hohenhof ist kein Wald

Das Gelände um die prachtvolle Jugendstilvilla scheint jetzt offiziell Wald zu sein. Zumal in der Vorlage zur Umgestaltung von einer Waldumwandlung die Rede ist. Und: Wäre es kein Wald, so sagt Horst Heicappell, hätte die Baumpflegesatzung der Stadt Hagen den Kahlschlag verhindert. Der Mann war Hagens oberster Förster. Jahrelang bei der Stadt selbst, zuletzt bei der Stadttochter Wirtschaftsbetrieb Hagen.

Sein Fazit: „Das Areal um den Hohenhof ist nach meinen Unterlagen kein Wald und auch nie Wald gewesen“, so Heicappell. „In all meinen Dienstjahren haben wir regelmäßig Waldinventuren durchgeführt. Diesen Bereich haben wir nie erfasst.“ Die Stadt hat auf Anfrage dazu sowie zu einer möglichen Umwidmung gestern dazu keine Aussage getroffen.

Bäume wichtig für Ökosystem in Hagen

Hinzu kommt für Heicappell: „Jeder Baum, auch sogenannte Solitäre auf dem Gelände, hat eine wichtige Funktion für das Ökosystem. Und das gilt im besonderen Maße für Bäume in so einer exponierten Lage. Wenn man die Funktion für Sichtschutz, Lärmschutz, Wasserhaushalt und Erosionsschutz bedenkt, kommen da schnell mehrere 1000 Euro an Wert zusammen. Das sollte auch Baudezernent Keune bedenken, wenn er vor TV-Kameras von ,interessanten’ Bäumen spricht.“

Er selbst, so Heicappell weiter, könne sich im Zusammenhang mit Fällungen noch an Spießrutenläufe durch politische Gremien erinnern, wenn geschädigte Bäume aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden mussten oder Waldbestände im Sinne nachhaltiger Forstwirtschaft durchforstet werden sollten. „Rechtfertigungen waren natürlich vor Beginn der geplanten Maßnahmen abzuliefern“, so Heicappell. „die Beteiligung von Politik und Bürgern war wichtig.“ Das sei nun offenbar anders.

Kritischer Blick auf die Beratung

Kritisch mit den Informationen an die Politik und den Abläufen der Beratung setzt sich die Fraktion Bürger für Hohenlimburg/Piraten auseinander, die mit einem Antrag für den nächsten Umweltausschuss aufwartet. Darin geht die Fraktion auf eine Stellungnahme der Stadt ein, nach der die Vorlage zum Hohenhof unter anderem in der Bezirksvertretung Hagen-Mitte (7. Oktober) sowie im Kultur- und Weiterbildungsausschuss (26. Oktober) beraten und beschlossen worden sei.

„Die Sitzung des Kulturausschusses aber hat es nie gegeben“, so Laura Knüppel. Und weiter: „Wie sollte in diesen beiden Gremien ein wirksamer Beschluss gefasst werden, obwohl der Rat die Vorlage bereits am 23. September, also Wochen zuvor, beschlossen hatte?“