Hagen. Die kontinuierlich steigenden Corona-Fallzahlen haben in Hagen dafür gesorgt, dass die Krankenhäuser planbare Operationen wieder verschieben.

Angesichts der sich kontinuierlich verschärfenden Corona-Situation gehen die Hagener Krankenhäuser wieder dazu über, planbare Operationen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Gleichzeitig werden nach Angaben des städtischen Gesundheitsamtes die Abläufe und Strukturen auf den Stationen umorganisiert, um das verbliebene Personal noch effektiver einzusetzen.

Den Hagener Fotografen Jörg Laube ereilte der Anruf aus dem Evangelischen Krankenhaus Haspe am vergangenen Montag: „Der vor drei Wochen verabredete OP-Termin für meine Schlittenprothese im Knie bei Chefarzt Dr. Helmut Queckenstedt wurde 48 Stunden vorher abgesagt – man wolle sich wieder melden“, erzählt der 58-Jährige. „Ich habe einerseits volles Verständnis für diesen Schritt, andererseits empfinde ich das als überzeugter Geimpfter schon als ärgerlich“, ballt er mit Blick auf alle Impfverweigerer die Faust in der Tasche.

Immer mehr Patienten mit Corona

Aktuell werden in den Hagener Krankenhäusern etwa 50 Menschen behandelt, die mit dem Corona-Virus infiziert sind. Dabei ist – im Gegensatz zu den vorangegangenen Pandemie-Wellen – meist nicht Covid-19 mit seinen leidvollen Auswirkungen vorzugsweise für die Atemwege Grund für den Klinikaufenthalt, sondern vielmehr ganz andere akute medizinische Gründe, bei denen die SARS-CoV-2-Varianten meist bloß begleitend als Nebenbefund diagnostiziert werden. Aufgrund der Vielzahl der Fälle – Tendenz steigend – verzichten die Krankenhäuser zunehmend darauf, diese Erkrankten auf eigenen internistischen Covid-Stationen zu separieren, sondern bringen die Menschen inzwischen abgeschottet in den medizinischen Fachabteilungen (Chirurgie, Geburtshilfe, etc.) unter, um dem jeweils spezialisierten Personal die langen Behandlungswege quer durch die Häuser zu Patienten zu ersparen.

Der Hagener Fotograf Jörg Laube muss auf seine langfristig geplante Knie-OP warten, weil aufgrund der sich zuspitzenden Corona-Situation das Krankenhaus seine Prioritäten anpassen musste.
Der Hagener Fotograf Jörg Laube muss auf seine langfristig geplante Knie-OP warten, weil aufgrund der sich zuspitzenden Corona-Situation das Krankenhaus seine Prioritäten anpassen musste. © Jörg Laube | Jörg Laube

Denn auch in den Belegschaften hinterlässt die grassierende vierte Welle ihre Spuren. Immer mehr Mitarbeiter – Krankenschwestern und Pfleger ebenso wie Laborkräfte, Reinigungspersonal oder Mediziner – sind selbst infiziert oder müssen aufgrund weiterer Fälle in ihrem direkten persönlichen Umfeld in Quarantäne ausharren. „Dennoch gilt: Niemand muss sich in Hagen Sorgen machen, nicht notfallmedizinisch versorgt zu werden“, betont Stadtsprecher Michael Kaub nach einer außerordentlichen Telefonkonferenz der Hagener Hospitäler mit dem Gesundheitsamt.

Alle Fälle werden versorgt

Klare Regeln für alle Besucher in allen Häusern

Seit etwa zwei Wochen gelten an sämtlichen Hagener Krankenhäusern für die Besucher folgende Maßgaben:Pro Patient ist pro Tag nur ein Besucher für eine Stunde zugelassen.Besuche sind erst ab dem fünften Tag des stationären Klinikaufenthalts möglich – im Märkischen Kreis beispielsweise sogar erst nach zwei Wochen.Der Zutritt wird – unabhängig vom Impfstatus – bloß mit einem tagesaktuellen negativen Antigen-Schnelltest gewährt.Das Tragen einer FFP2-Maske ist zudem für sämtliche Besucher und Begleitpersonen verpflichtend.

Zwar ist es am vergangenen Wochenende aufgrund der Corona-Lage bereits zu einem kurzzeitigen Patienten-Aufnahmestopp auf einigen Stationen am Agaplesion Allgemeinen Krankenhaus (AKH) gekommen. „Ein solcher Aufnahmestopp ist immer ein vorsorglicher, standardisierter Vorgang, der auch nicht nur in einer Pandemie Anwendung findet“, betont Krankenhaus-Sprecherin Maren Esser ausdrücklich, dass kein einziger Patient in Hagen deswegen unversorgt geblieben sei. Parallel haben die Häuser mit der Stadt vereinbart, kurzfristig weitere Bettenkapazitäten aufzubauen, um für eine weitere Ausbreitung der Pandemie in den nächsten Tagen und Wochen präpariert zu sein, berichtet Stadtsprecher Kaub.

Kniepatient Jörg Laube versucht derweil, mit seiner verständlicherweise aufgebauten Anspannung wieder runterzufahren: „Ein solcher Eingriff ist ja auch immer Kopfsache“, ist die Verschiebung seines OP-Termins aus rein medizinischer Sicht für ihn erst einmal unproblematisch. „Ob ich jetzt noch fünf Wochen weiterhumpele, ist mir letztlich egal.“