Hagen. Die Wolfsbeobachtungen in Hagen sorgen für viel Gesprächsstoff. Was sagen die Jäger? Wir haben den Vorsitzenden der Kreisjägerschaft befragt.

Hans-Jörg Braun (57) ist Vorsitzender der Kreisjägerschaft in Hagen, in der rund 500 Jäger vereint sind. Den Jagdschein besitzt er seit 1980. Zugleich ist er als Jagdberater der Stadt Hagen tätig. Im Interview spricht er über die jüngsten Wolfsbeobachtungen in Hagen.

Halten Sie die Meldungen über Wölfe in Hagen für authentisch?

Mir scheint, es handelt sich diesmal um belastbare Augenzeugen. Offenbar hat sich der Wolf in Hagen zurückgemeldet. Ob die Tiere auf der Durchreise sind oder sich hier niederlassen und ein Rudel gründen, das wird sich erweisen.

Machen die Jäger in Hagen jetzt Jagd auf den Wolf?

Das ist ausgeschlossen. Sie wissen genau, dass der Wolf strengstens geschützt ist, er unterliegt nicht einmal dem Jagdrecht. Der Abschuss eines Wolfes wäre eine Straftat; der betreffende Jäger würde nicht nur den Jagdschein verlieren, sondern müsste sich vor Gericht verantworten.

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Würden die Jäger denn gern. . .?

Nee, darum reißen wir uns nicht, wie man vielleicht meinen könnte. Und wie gesagt, das steht auch nicht zur Debatte. Dass der Wolf zurückkommt, ist eine natürliche Entwicklung. Andererseits birgt es auch Risiken.


Welche denn?

Wenn man den Wolf weder verniedlicht noch das Klischee vom bösen Wolf bemüht, dann bleibt festzuhalten, dass es sich um einen großen Fleischfresser handelt und dass er eine Gefahr für die Weidetiere darstellt. Das hat sich ja an vielen anderen Orten in Deutschland schon deutlich gezeigt.


Aber es gibt doch Abwehrmaßnahmen.

Wir leben nicht in Kanada oder Alaska, sondern in einem unheimlich dicht besiedelten Land. Ein einzelner Wolf ist keine unmittelbare Bedrohung, aber mehrere Wölfe werden auch große Nutztiere angreifen. Gegen ein Rudel helfen auch keine Herdenschutzhunde.


Greifen Wölfe auch Menschen an?

Wölfe jagen keine Menschen. Und es gibt keinen Grund, Panik zu machen, zumal wir ja nicht einmal wissen, ob die gesichteten Tiere auch wirklich dauerhaft in unserer Gegend bleiben. Möglich ist es, die Wolfspopulation vermehrt sich pro Jahr um 30 Prozent, da Wölfe keine natürlichen Feinde haben und nicht bejagt werden dürfen. Die Ausfälle durch Verkehrsunfälle und natürliche Verluste kann man vernachlässigen.


Sind die Wälder in Hagen und den angrenzenden Kreisen denn überhaupt ein geeigneter Lebensraum für den Wolf?

Schwer zu sagen. Ich weiß nicht, wie anpassungsfähig Wölfe sind. Wie nah Wildschweine in Hagen inzwischen an die Wohnsiedlungen herangerückt sind, hätte man einst auch nicht für möglich gehalten. Aber wir Jäger sind keine Wolfsfachleute.


Betrachten die Jäger den Wolf denn nicht als Konkurrenten bei der Jagd?

Das ist Quatsch. Das wird von außen gern an uns herangetragen, aber unter Jägern habe ich so etwas noch nie gehört. Allerdings wird die Jagd durch den Wolf schwieriger.


Wie das?

Wölfe sorgen dafür, dass das Wild in einem Revier noch scheuer wird. Auch für unsere Wildtiere wären Wölfe, so sie sich denn ansiedeln, gewöhnungsbedürftig. Die Tiere haben zwar ihren Instinkt, aber eben keine Erfahrung mit dem Wolf.