Hagen. Mindestens dreimal wurden in den letzten Tagen auf Gebiet der Stadt Hagen ein oder zwei Wölfe beobachtet. Eine Tierbesitzerin bereitet sich vor.

Ausgerechnet ein Mann mit dem Nachnamen Wolff ist einer der ersten Augenzeugen für die Rückkehr des Wolfes nach Hagen. Uwe Wolff (62) hat zwei der einst in Deutschland ausgerotteten Raubtiere am Mittwochmorgen beobachtet. „Die Tiere rannten am Rande der Staplackstraße oberhalb von Delstern den Hang hinauf“, berichtet er. Sie seien relativ nahe an der Wohnbebauung gewesen.

Wolff ist absolut sicher, dass es sich um Wölfe und nicht etwa um große Hunde handelte: „Sie sahen völlig anders aus als Hunde und bewegten sich auch anders.“ Die Tiere seien zunächst bergab gelaufen, hätten jedoch, als sie ihn in seinem Auto bemerkt hätten, kehrt gemacht: „Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, es war eine faszinierende Begegnung.“

Unruhe in einigen Hagener Bergdörfern

Uwe Wolff ist nicht der einzige Hagener, der in den letzten Tagen Wölfe gesichtet hat. Bei Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen, sind in dieser Woche zwei weitere Meldungen eingegangen. Der erfahrene Naturschützer glaubt, dass es sich um seriöse Beobachtungen handelt: „Vieles spricht dafür, dass zwei Wölfe hier durchgezogen sind oder sich immer noch auf Hagener Gebiet aufhalten.“

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Im dünn besiedelten Hagener Süden mit den vielen kleinen Weilern und Gehöften hat die mögliche Gegenwart des Wolfs bereits beträchtliche Unruhe ausgelöst. Alissa George vom Wiethof bei Kattenohl hat in den letzten Nächten schlecht geschlafen, weil Herdenschutzhund Odi stundenlang gebellt hat.

Auf Konfrontation vorbereitet

Irgendetwas da draußen vor der Umzäunung ließ den furchtlosen Rüden nicht zur Ruhe kommen: „Odi hat Freigang auf der Weide und passt nachts auf unsere Schafe, Ziegen und Pferde auf.“ Zwar würde der Hund auch Füchse oder Dachse verbellen, doch seine Besitzerin ist überzeugt, dass etwas anderes in der Dunkelheit gelauert hat. Zumal in der Morgendämmerung ganz in der Nähe zwischen Hunsdiek und Milchenbach ein Wolf gesichtet worden sein soll.

Alissa George und ihr Lebensgefährte haben sich schon im letzten Jahr auf eine mögliche Konfrontation mit dem Wolf vorbereitet und nicht nur den bärenstarken Hund angeschafft, sondern auch die Umzäunungen ihrer Nutztiere verstärkt und mit Stromlitzen und Sicherheitsleisten aufgerüstet. Sie sei mit Greenpeace aufgewachsen und haben nichts gegen Wölfe, sagt die Tierbesitzerin: „Wir können uns ja nicht darüber aufregen, dass die Nashörner ausgerottet werden und dann mit den Wölfen hier genauso verfahren. Aber ehrlich gesagt: Ich mache mir auch Sorgen um meine Tiere.“

Rückkehr der Wölfe nur eine Frage der Zeit

Tatsächlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf in Hagen aufkreuzen würde. Schon vor drei Jahren wurde im nahen Meinerzhagen ein Wolf gesichtet und fotografiert. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) identifizierte das Tier eindeutig als Wolf.

Und im letzten Jahr beobachtete der Hagener Tierarzt Dr. Heinrich-Georg Hassenbürger einen Wolf nahe seines Anwesens zwischen Hagen und Zurstraße: „Er hielt sich etwa eine halbe Stunde lang an unserer Futterraufe auf und zog dann in Richtung Flugplatz Wahl.“

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Auch Hassenbürger ist sicher, dass es sich um einen Wolf handelte. Er sei als Jäger häufig in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs und habe des Öfteren Wölfe beobachten können: „Ihre Physiognomie unterscheidet sich deutlich von der des Hundes. Sie tragen den Kopf anders, sind viel vorsichtiger, ihr Bewegungsablauf ist deutlich leichtfüßiger.“

Eine natürliche Entwicklung

Die Rückkehr des Wolfes in unsere Gegend sei eine natürliche Entwicklung und kein Grund, emotional oder panisch zu reagieren. Die Tiere würden den Menschen meiden; wer dennoch einem Exemplar begegne, dürfe sich ihm auf keinen Fall nähern. Wahrscheinlich handele es sich bei den in Hagen beobachteten Wölfen um durchziehende Tiere: „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Wolf hier ein Revier gründet.“

Uwe Wolff hat nach seiner Beobachtung an der Staplackstraße ein zwiespältiges Gefühl beschlichen: „Ich kann die Sorgen von Tierhaltern nachvollziehen. Aber eigentlich gehört der Wolf in unsere Wälder.“