Hagen-Holthausen. Wegen Geldautomaten-Sprengungen in der Region hat die Volksbank Hohenlimburg den Automaten in Holthausen geschlossen. LKA sieht angespannte Lage
Der einzige Geldautomat in Holthausen ist leer und außer Betrieb. Abgebaut wird der Automat der Volksbank Hohenlimburg aber vorerst noch nicht. Denn das Bankhaus reagiert damit auf die „aktuelle Gefährdungslage durch vermehrte Sprengungen von Geldautomaten“, wie es auf einem Info-Zettel vor der Tür heißt. Wie Bankchef Klaus-Martin Kesper auf Anfrage berichtet, hätte ein Fall aus dem rund 20 Kilometer entfernten Schalksmühle-Heedfeld aufgeschreckt. Dort haben unbekannte Täter in der Nacht zum 20. Januar einen Geldautomat in einem SB-Center der Sparkasse Lüdenscheid gesprengt. Durch die Detonationen wurde das Gebäude so massiv beschädigt, dass eine weitere Nutzung nicht möglich war. Das SB-Center lag in Trümmern.
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Gefahr durch Sprengstoff
„Das sind organisierte Banden und die nehmen heute Dynamit, um solche Automaten zu sprengen“, blickt Klaus-Martin Kesper auf die Folgen nicht nur für das Gebäude selbst: So ist das Gebäude in Holthausen, in dem der Geldautomat im Erdgeschoss liegt, auch ein Wohnhaus. In den Etagen über dem Automaten sind Wohnungen. „Ich habe Angst vor Personenschäden.“ Entsprechend wurde der Automat stillgelegt.
Schließung ist Vorsichtsmaßnahme
Nun haben zuletzt mehrere Bankhäuser ihre räumliche Präsenz vor Ort heruntergefahren: Die Deutsche Bank hat ihre Filiale in der Innenstadt geschlossen, ebenso wie die Commerzbank. Dass die Sorge vor Sprengungen ein Vorwand sei, um den Rückzug der Volksbank aus Holthausen zu kaschieren, weist Kesper jedoch zurück. Ja, auch die Nutzung dieses Geldautomaten sei in der Tendenz rückläufig. Aber in erster Linie gehe es um den Schutz von Menschenleben, und angesichts der Lage des Automaten in Holthausen in einem Wohnhaus wolle man vorsichtig sein.
Fälle in Hagen aufgeklärt
Im Hagener Stadtgebiet gab es zuletzt Einzelfälle in Dahl und Boele, bei denen Geldautomaten gesprengt wurden. Die Polizei Hagen verweist auf die hohe Aufklärungsquote, schließlich konnten beide Male die Täter gefasst werden. Beim Blick über die Stadtgrenzen hinaus zeigt sich jedoch eine Vielzahl von Fällen, die das Landeskriminalamt (LKA) mit Sorge beobachtet: „Wir haben in NRW eine angespannte Lage“, sagt Udo Rechenbach, Sprecher vom Landeskriminalamt NRW.
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Austausch von Behörden
Er vermute, die Zahl der Fälle werde tendenziell zunehmen. „Wir sehen zudem, dass die Täter weg vom Gasgemisch gehen und hin zum Festsprengstoff.“ Wenn Fälle auftreten, seien also größere Schäden an den Gebäuden zu befürchten. Die Täter kämen hauptsächlich aus den Niederlanden und hätten sich auf die Sprengungen von Geldautomaten spezialisiert, so Rechenbach. Man befinde sich daher im engen Austausch sowohl mit den dortigen Kriminalbehörden als auch mit den Bankhäusern in NRW.
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Viele potenzielle Ziele
Und bei aller Prävention und Sicherung bleibe ein Hauptproblem, das gerade Deutschland für die Täter so attraktiv macht. „Die Deutschen mögen ihr Bargeld.“ Deswegen gebe es hier auch so viele Bankautomaten. „Im europäischen Ausland ist das anders.“
Bankhäuser sensibilisiert
Angesichts der Lage vor Ort sind die Bankhäuser sensibilisiert. „Das Thema der Sprengungen bleibt leider hoch aktuell“, sagt Thorsten Irmer, Sprecher der Sparkasse Hagen-Herdecke. „Wir haben daher auch in der kürzeren Vergangenheit einige Maßnahmen getroffen.“ Insbesondere die vom LKA empfohlenen Sicherheitshinweise habe man hierbei umgesetzt. Die Märkische Bank schränkt Öffnungszeiten ein und schließt ihre Geldautomaten über Nacht.