Hagen. Ein heldenhafter Zeitungsbote hatte ihn gestoppt. Vor Gericht legte er ein Geständnis ab und geht jetzt so lange in Haft.

Verurteilt: Der Mann (35), der im Fluchtauto wartete , während seine beiden Mittäter den Geldautomaten der Deutschen Bank in Boele sprengten. Das Landgericht verhängte vier Jahre und vier Monate Gefängnis. Wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, Diebstahls, Sachbeschädigung (100.000 Euro Schaden).

Der spektakuläre Vorfall an der Schwerter Straße, am 24. April, frühmorgens um vier, war seinerzeit von einem Zeugen gefilmt und ins Internet gestellt worden: Wie die Sirenen schrill aufheulen, ein Feuerball grell aufflammt, das Geldgerät mit einem wuchtigen Rumms in die Luft fliegt und schließlich ein mutiger Zeitungsbote das Fluchtauto absichtlich rammt, um den Angeklagten an an der Wegfahrt zu hindern. Das Video davon hatte damals für großes Aufsehen gesorgt und wurde bis heute gut 100.000-mal bei YouTube angeklickt.

Zeitungs-Zusteller Hans-Jürgen Schmidt rammte mit seinem Fahrzeug das Fluchtfahrzeug von den Geldautomatensprengern.
Zeitungs-Zusteller Hans-Jürgen Schmidt rammte mit seinem Fahrzeug das Fluchtfahrzeug von den Geldautomatensprengern. © Michael Kleinrensing

„Audi-Bande“ reist aus Utrecht an, um Automat zu sprengen

Auf der Autobahn bei Wuppertal, nach „riskanten Fahrmanövern“, so das Gericht im Urteil, war der Angeklagte von der Polizei ausgebremst und gestoppt worden. Die Großbeute, Kassetten befüllt mit 371.680 Euro, lag noch auf dem Rücksitz. Sofort nach seiner Festnahme und auch im Prozess hatte der Fluchtautofahrer ein Geständnis abgelegt. Die beiden Mittäter wollte er nur mit Spitznamen kennen.

„Eine Einbindung in die Struktur der Bande oder eine vorherige Bandenabrede konnten wir jedoch nicht feststellen“, so Vorsitzender Richter Christian Hoppe in der Urteilsbegründung. Aber spätestens vor der Bank hätte der Angeklagte die Benzinkanister, die Gasflaschen und die Motorsäge gesehen – spätestens von da an hätte er Kenntnis von der beabsichtigten Explosion gehabt und seinen Kollegen auch Beihilfe zu deren Taten geleistet.

Mitglieder der Bande reisen bevorzugt mit Audi-Fahrzeugen an.

Die beiden Mittäter konnten zu Fuß vom Tatort fliehen und sind bis heute unbekannt. Sicher ist: Sie gehören der „Audi-Bande“ an, einer Gruppe von Tätern aus Utrecht, die für zahlreiche Automatensprengungen in ganz NRW verantwortlich zeichnet. Ihre Mitglieder, zumeist mit marokkanischen Wurzeln und niederländischen Pässen – reisen zu ihren Taten bevorzugt im Audi an.