Hagen. Die Schulen offen zu halten – das ist trotz der Corona-Welle das Credo von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Sie war zu Besuch in Hagen.

Während ihres Besuchs am Albrecht-Dürer-Gymnasiums (AD) in Hagen machte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer am Donnerstag auch in der Turnhalle Station. Sie unterhielt sich mit Zahra Busch (11), die im Rahmen des von Gebauers Ministerium aufgelegten Programms „Extra-Zeit zum Lernen“, das durch Corona entstandene Defizite kompensieren soll, an der Sportförderung teilnimmt. „Ich möchte einfach mehr Sport treiben, deshalb mache ich hier mit“, erklärte die Schülerin der Ministerin.

Für die seit Beginn der Pandemie für ihre Schulpolitik oft so harsch kritisierte FDP-Politikerin dürfte es eine Genugtuung gewesen sein zu erleben, dass ihr Förderprogramm in Hagen auf fruchtbaren Boden fällt.

200 Schüler in 36 Fördergruppen

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Gemeinsam mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium sowie der Grundschule Henry van de Velde hat das AD inzwischen rund 200 Schüler in 36 Fördergruppen untergebracht, um neben Deutsch, Englisch und Mathematik auch Französisch und Latein sowie psychosoziale und motorische Fähigkeiten zu unterstützen. „Am besten erreichen wir die Kinder eben immer noch in den Schulen“, unterstrich Yvonne Gebauer, dass es trotz der sich überschlagenden Omikron-Welle oberstes Ziel bleiben müsse, die Lehranstalten offen zu halten.

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Im Austausch: Ministerin Yvonne Gebauer und Schulleiter Olaf Wiegang (rechts). Links Oberbürgermeister Erik. O. Schulz.
Im Austausch: Ministerin Yvonne Gebauer und Schulleiter Olaf Wiegang (rechts). Links Oberbürgermeister Erik. O. Schulz. © WP | Michael Kleinrensing

Zudem seien die Schulen ja nicht nur Orte der Bildung, sondern auch des sozialen Miteinanders. Man sei es den jungen Menschen schuldig, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht länger aufrechterhalten blieben als unbedingt erforderlich. Corona habe viel Leid verursacht, und sicherlich könnten die Auswirkungen der Infektionskrankheit trotz aller Fördermaßnahmen nicht in Gänze geheilt werden: „Andererseits würden wir ohne die millionenfachen Tests in den Schulen viel weniger Infektionen erkennen.“

Programme werden wahrscheinlich verlängert

Die Ministerin ließ erkennen, dass Förderprogramme wie „Extra-Zeit“ oder Extra-Geld“ im nächsten Schuljahr verlängert werden dürften. Sie reagierte damit auf eine Forderung von Olaf Mönig, stellvertretender Vorsitzender der Schulpflegschaft am AD, der erklärt hatte, die Schüler bräuchten über einen viel längeren Zeitraum Unterstützung, um die entstandenen Defizite aufzuarbeiten: „Die Noten werden schlechter, und die Kinder wissen nicht warum. Finanzielle Hilfe ist sicher sinnvoll, aber Geld vermittelt keine Bildung.“

Diskussion um Corona und die Folgen an Schulen in Hagen mit Ministerin Yvonne Gebauer (rechts).
Diskussion um Corona und die Folgen an Schulen in Hagen mit Ministerin Yvonne Gebauer (rechts). © WP | Michael Kleinrensing

Auch Katja Smolarczyk, Lehrerin am Albrecht-Dürer-Gymnasium, wies darauf hin, dass sich Ängste, Lernblockaden und depressive Verstimmungen breit gemacht hätten und man kaum die Zeit habe, all diese Entwicklungen aufzuarbeiten: „Und es gibt enorme fachliche Defizite. Trotzdem hält das Schulministerium an den Lehrplänen und der Anzahl der Klausuren und Tests fest.“

Keine Alleingänge in NRW

Woraufhin Ministerin Gebauer erwiderte, wenn man neue Lehrpläne aufstelle, werde das den von Corona so hart getroffenen jetzigen Abschlussjahrgängen nicht mehr zugute kommen. Zudem gebe es international vergleichbare Abiturstandards, und man könne jetzt in Nordrhein-Westfalen nicht einfach hingehen und von diesen abweichen.

Stattdessen habe sie andere Maßnahmen ergriffen, so Gebauer, die u.a. darauf hinwies, dass den Schülern während der Prüfungen mehr Zeit gewährt werde: „Sie sollen ein Abitur machen, mit dem sie sich auch an den Universitäten in Bayern bewerben können.“ Auf Nachfrage von AD-Schulleiter Olaf Wiegand erklärte sie, dass es auch Überlegungen gebe, die Zahl der Klassenarbeiten zu reduzieren.

Infektionsschutz mit Recht auf Bildung in Einklang bringen

Auch die Verunsicherung und Verärgerung von Lehrern und Eltern der Grundschulen infolge der Verzögerungen bei den Pooltestergebnissen ist Yvonne Gebauer nicht verborgen geblieben. Der massenhafte Anfall an PCR-Tests sei für die Labore nun mal eine „besondere Herausforderung“ und sorge für „viele Engpässe“. Das Problem sei bekannt und müsse gelöst werden: „Damit kein Kind zu Hause bleiben muss, nur weil sein Testergebnis noch nicht vorliegt.“

Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz stimmte zu und erklärte, in den Schulen gehe es darum, Infektionsschutz und das Recht auf Bildung in Einklang zu bringen. Auch wenn es abgedroschen klinge, so müsse man die Corona-Krise als Chance begreifen: „Ohne die Pandemie hätte es diesen Digitalisierungsschub nie gegeben.“