Hagen. Die Rückkehr von G8 zu G9 in Hagen führt zu kuriosen Begleiterscheinungen. So wird es im Schuljahr 2023/24 keinen elften Jahrgang geben.
Im Jahre 2026 wird es an sechs der sieben Gymnasien in Hagen keinen einzigen Abiturienten geben. Dies ist eine der kuriosen Folgen der Umstellung von G8 auf G9, also der Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang an den Gymnasien. Für diese Umstellung haben sich alle Gymnasien in Hagen ausgesprochen.
Die ersten Schüler, die wieder neun Jahre am Gymnasium verbringen werden, wurden 2018 in die fünfte Klasse aufgenommen. 2023 erreichen sie den zehnten Jahrgang der Sekundarstufe I, den es zu G8-Zeiten nicht gab. Die Schüler verbringen also ein weiteres Jahr in der Sekundarstufe I und wechseln nicht, wie unter G8, in die sogenannte Einführungsphase (EF), die bereits zur Oberstufe gehört. Dort kommen sie erst einen Sommer später an.
Wohin mit den Seiteneinsteigern?
Das bedeutet zugleich, dass es im Schuljahr 2023/24 keinen elften Jahrgang geben wird, im darauf folgenden Jahr keinen zwölften und im Jahre 2025/26 keinen 13. Jahrgang (mithin keine Abiturienten). Erst im Schuljahr 2026/27 werden alle Gymnasien wieder über alle Jahrgangsstufen hinweg besetzt sein, der erste neue G9-Jahrgang wird seine Schullaufbahn regulär mit dem Abitur 2027 abschließen.
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Damit würde Seiteneinsteigern aus Haupt-, Real- und Sekundarschulen die Möglichkeit genommen, 2023 nach Abschluss der zehnten Klasse auf ein Gymnasium zu wechseln. Denn in diesem Jahr gibt es ja keinen elften Jahrgang. Auch Gymnasiasten aus dem letzten G8-Bildungsgang, die 2022/23 in der Einführungsphase sitzen bleiben, hätten keine Möglichkeit, die Klasse zu wiederholen.
Stadt Hagen rechnet mit 100 betroffenen Schülern
Damit die betroffenen Jugendlichen nicht auf der Strecke bleiben, hat die Stadt Hagen in Absprache mit den sieben verantwortlichen Schulleitern beschlossen, dass am Christian-Rohlfs-Gymnasium (CRG) in Haspe 2023 ein elfter Jahrgang für Seiteneinsteiger und Wiederholer eingerichtet wird.
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Im Rathaus geht man davon aus, dass es sich um etwa 100 Schüler handeln wird. Sie alle geschlossen am CRG zu unterrichten, bietet den Vorteil, ihnen dort eine große Auswahl an Kursen anbieten zu können. Das wäre kaum zu rechtfertigen, wenn jedes Hagener Gymnasium eine kleine Gruppe von Seiteneinsteigern aufnehmen würde.
G8 fand nie flächendeckende Akzeptanz
Für das Christian-Rohlfs-Gymnasium spricht auch seine Größe. „Wir haben ein flexibles Raumkonzept und können die zusätzlichen Schüler verkraften“, sagt Schulleiter Michael Pütz. Wegen des notwendigen Mehrbedarfs an Lehrerstellen habe man bereits Kontakt mit dem Schulministerium in Düsseldorf aufgenommen.
Sieben Gymnasien
Seiteneinsteigern steht 2023 in Hagen natürlich auch der Wechsel an die gymnasiale Oberstufe einer Gesamtschule oder der Wechsel an ein berufliches Gymnasium offen.
In Hagen gibt es sieben Gymnasien: Theodor Heuss, Albrecht Dürer, Fichte, Hohenlimburg, Ricarda Huch, Christian Rohlfs und Hildegardis.
Die Umwandlung von G8- in G9-Schulen und umgekehrt ist übrigens nach den Regeln des Schulgesetzes grundsätzlich weiterhin möglich.
Zu G9 sind in Nordrhein-Westfalen vor zwei Jahren alle Gymnasien zurückgekehrt, die sich nicht aktiv für eine Beibehaltung von G8 ausgesprochen hatten. Das 2005 eingeführte Abitur nach acht Jahren hatte nie die Akzeptanz der meisten Schüler, Eltern und Lehrer gefunden. Lediglich drei Schulen – das öffentliche Max-Planck-Gymnasium Bielefeld sowie die private evangelikale Georg-Müller-Schule in Bielefeld und das von der evangelischen Kirche getragene Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Hilden entschieden sich für den Verbleib bei G8.
2026 werden die Seiteneinsteiger am Christian-Rohlfs-Gymnasium in Haspe ihr Abitur ablegen. An allen anderen Hagener Gymnasien wird es in jenem Jahr dagegen keine Abifeiern geben.