Hohenlimburg. Zwei neue Windräder sollen bis Ende November an der Stadtgrenze bei Hohenlimburg entstehen. Angeliefert wird nachts durch Schwertransporte

In unmittelbarer Nähe des kleinen Wanderparkplatzes vor Veserde laufen die Arbeiten für den kurz bevorstehenden Aufbau der beiden vom Märkischen Kreis genehmigten 149 Meter hohen Windenergieanlagen vom Typ Enercon E 92 EP 3 auf Hochtouren. Die Fundamente mit einem Durchmesser von circa acht Metern hat der Bauherr, die „Naturstrom Veserde GmbH“, längst erstellt, die Container für die Bauleitung und für die Monteure stehen. In dieser Woche sollen die Windräder angeliefert werden. Da die Schwertransporter am Tag nicht über die Autobahnen rollen dürfen, fahren sie ausschließlich in den Nachtstunden.

Aktuell laufen an der K 24 zwischen Hagen-Hohenlimburg und Verserde die Vorbereitungsarbeiten für den Aufbau der Windenergieanlagen.
Aktuell laufen an der K 24 zwischen Hagen-Hohenlimburg und Verserde die Vorbereitungsarbeiten für den Aufbau der Windenergieanlagen. © Volker Bremshey

Parkplatz für Schwertransporte eingerichtet

Kurz vor der Einfahrt nach Brenscheid ist aus Richtung Lüdenscheid-Nord bereits ein Parkplatz für die Ankunft der Transporte eingerichtet worden. Dort werden die Bauteile der Windräder auf andere Fahrzeuge umgeladen und dann zu den beiden vorbereiteten Standorten an der Kreisstraße 24 (K 24) Richtung Hohenlimburg gefahren.

Dass die Anlieferung mit Verkehrsbehinderungen verbunden sein wird, hat der Märkische Kreis unlängst in einer Presseerklärung mitgeteilt und die Bürger von Wiblingwerde und insbesondere Veserde um Verständnis gebeten. „Die Schwertransporter fahren nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Voraussichtlich bis zum 5. November. Eine Beeinträchtigung des ÖPNV, insbesondere des Schülerverkehrs, wird jedoch vermieden“, so der Märkische Kreis.

Bis Ende dieser Wochen sollen die Bauteile der Windräder angeliefert sein, so dass mit dem Aufbau begonnen werden kann. Rund zwei Wochen sind von Hersteller Enercon pro Windrad anvisiert, wenn alles wie geplant läuft. Voraussichtlich Mitte bis Ende November sind die Arbeiten abgeschlossen. Dann sollen sich die Rotorblätter der Anlagen drehen und Strom für circa 3000 Haushalte liefern.

Klage gegen Errichtung läuft

Noch aber haben das Verwaltungsgericht Arnsberg und das Oberverwaltungsgericht Münster nicht darüber entschieden, ob die Windenergieanlagen für immer und ewig an der Stadtgrenze zu Hohenlimburg stehen bleiben dürfen. Bekanntlich hatten die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde und die Stadt Hagen gegen die Errichtung der Anlagen beim Verwaltungsgericht Arnsberg gegen den Märkischen Kreis geklagt. Ebenso Anwohner der Nahmer. Begründungen dafür sind unter anderem: zu geringer Abstand zu den Wohngebieten in der Nahmer und zum Roten Stein, darüber hinaus wird eine optische Bedrängung der Anwohner durch die Anlagen gesehen.

OVG Münster: „Kein neuer Sachstand“

Am 4. Mai 2021 hat das Verwaltungsgericht Arnsberg einen Eilantrag der Stadt Hagen in diesem Klageverfahren gegen die Errichtung der Anlagen abgewiesen (Aktenzeichen: 4 L 150 / 21), so dass die Hagener Verwaltung einen Monat später (4. Juni) das OVG Münster angerufen hat (AZ: 7 B 918 / 21). Seither haben sich die Münsteraner Verwaltungsrichter noch nicht mit diesem Fall beschäftigt, obwohl es sich um einen Eilantrag handelt. „Es gibt keinen neuen Sachstand. Verfahren betreffend Windenergieanlagen sind grundsätzlich aufwendig in der Bearbeitung. Zudem sind beim Senat noch ältere Verfahren anhängig. Eine Entscheidung soll aber noch im laufenden Jahr erfolgen“, teilt eine Sprecherin des Oberverwaltungsgerichtes auf Anfrage mit.

Das bedeutet aber auch, dass das Verwaltungsgericht Arnsberg mit der Terminierung des Hauptsacheverfahren der Stadt Hagen gegen den Märkischen Kreis (4 K 1213/20) abwarten wird, bis die Münsteraner Richter im Eilverfahren entschieden haben, so eine Sprecherin des Verwaltungsgerichtes.

Investoren optimistisch

Sollten die Gerichte letztlich entscheiden, dass die vom Märkischen Kreis im März 2020 erteilte Baugenehmigung rechtlich nicht haltbar ist, müssen die mehr als 20 Investoren um Jörg Kohberg im ungünstigsten Fall die bereits erstellten Windräder wieder ab- und auch die Waldwege wieder zurückbauen. Aber davon gehen die Mitglieder der „Naturstrom Veserde GmbH“, wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung bereits im Frühjahr deutlich machten, nicht aus.

Windräder: 750 Metern von Häusern entfernt

Die 4. Kammer des Verwaltungsgerichtes Arnsberg hat in seiner Entscheidung vom 4. Mai 2021 festgestellt, dass die Anlagenstandorte etwa 750 Meter von den nächstgelegenen Gebäuden der Nahmer und etwa 800 Meter von Gebäuden des Ortsteils Hohenlimburg entfernt liegen.

Die Kammer hatte ausgeführt, dass eine Nachbargemeinde (hier Hagen) nicht befugt sei, private Rechte Dritter geltend zu machen.

Die Stadt Hagen, so die Kammer, könne sich nicht darauf berufen, dass das Windenergieanlagen-Vorhaben den Artenschutz verletzte, das Orts- und Landschaftsbild verunstalte und schädliche Umwelteinwirkungen auf fremde Grundstücke, insbesondere ihrer Bürger, hervorrufe.