Hagen. Alle Hintergründe des Stallone-Besuchs in Hagen, der minutiös geplant war. Gespräche mit denen, die ihn trafen und mit ihm sprechen konnten.

Das Zimmer, in dem Sylvester Stallone schlief, liegt im siebten Stock des Saxx-Hotels von Udo Krollmann an der Bahnhofstraße und trägt die Nummer 75. Für Normalsterbliche und Sylvester Stallone kostet es 149 Euro pro Nacht und bietet bei guten Wetterbedingungen durch all seine Fenster eine Art 360-Grad-Blick über die Dächer der Innenstadt hinweg, hinauf auf die Hügel von Goldberg, Phillipshöhe oder zum Klosterviertel. Während der Weltstar hier schlief, passten Kollegen der Hagener Sicherheitsfirma LC Protective von Claus Lebens draußen vor der Tür auf ihn auf. Auch Samstagnacht, als sich Stallone nach Seeteufel in Zitronensoße im Enotria am Emilienplatz hier wieder zur Ruhe legte.

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Unternehmer Udo Krollmann in Zimmer Nummer 75 im Saxx-Hotel in der Bahnhofstraße. Hier schlief Sylvester Stallone.
Unternehmer Udo Krollmann in Zimmer Nummer 75 im Saxx-Hotel in der Bahnhofstraße. Hier schlief Sylvester Stallone. © Michael Kleinrensing

Für den renommierten Hagener Gastronomen Domenico di Paolo, der seit 2004 am Emilienplatz das „Enotria“ führt, schlossen sich durch Stallones Besuch in seinem Weinkeller aus dem Jahr 1870 Kreise. Der Italiener Di Paolo (61) stammt aus den Abruzzen in Mittelitalien, ist seit 1986 Gastronom und in Hagen mehr als etabliert. Als Stallone am Samstagabend sein Restaurant betritt, starten die beiden eine gut zehnminütige Konversation. Di Paolo spricht Italienisch, Stallone antwortet auf Englisch.

Grüße vom Bürgermeister

Sylvester Stallone eröffnet seine Ausstellung in Hagen

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    Der gut vernetzte Di Paolo überbringt ihm Grüße des Bürgermeisters von Gioia del Colle aus der Metropolregion Bari in Süditalien, wo Stallones Vater Frank senior aufwuchs, ehe er 1932 mit wiederum seinen Eltern in die USA auswanderte und wo er den Familiennamen Staglione in Stallone änderte, um nicht mit Größen der New Yorker Unterwelt verwechselt zu werden. „Wir sind beide italophil“, beschreibt Di Paolo den gemeinsamen Nenner.

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    „Hinzukommt, dass er und John Travolta für mich alte Idole sind. Sie haben eine Kultur geprägt.“ Stallone hat einen kurzen Gastauftritt in dem Klassiker „Staying alive“ aus dem Jahr 1983 und an der Wand im Enotria hängt ein Foto, das Travolta und Stallone feiernd zusammen zeigt. „Wir haben über die Bilder gesprochen. Ich habe auch andere Fotografien von Stallone im Restaurant, auf die er eingegangen ist.“

    Keine Fotos, keine Störungen

    Beim Essen selbst war Zurückhaltung geboten. Darum hatte Stallones Management gebeten. Keine Fotos, keine großen Störungen.

    Stallone und seine Gäste beim Essen im „Enotria“.
    Stallone und seine Gäste beim Essen im „Enotria“. © Westfalenpost

    Dreierlei vom Lachs Carpaccio, Seeteufelmedaillons mit Zitronensauce, Rosenkohl und Mini-Karotten und anschließend Tiramisu. Dazu Friancacorta Rosé oder Millepassi Bolgheri rosso. Die Gruppe mit und um Stallone, zu der auch Museumsdirektor Tayfun Belgin gehörte, aß hervorragend.

    „Toll, dass ein solches Event in Hagen stattgefunden hat“

    „Fotos haben wir nicht miteinander gemacht. Ich wollte das nicht fragen und mich zurückhalten“, sagt Di Paolo, der sich so sehr freut, dass ein Event wie dieses in Hagen stattgefunden hat. „Zuhause wird man oft anders wahrgenommen als von außen. Hagen kann so viel und bietet so viel. Herr Stallone hat es genossen.“

    Von der Tiefgarage ins Zimmer

    Im Saxx-Hotel übrigens auch. Das mondäne und moderne und vor zwei Jahren eröffnete Hotel am Fuße des Volksparks beherbergte den Weltstar und seinen Tross zwei Tage lang auf der sechsten und siebten Etage. Die üblichen Gäste bekamen ihn kaum zu sehen. Mit der Mercedes E-Klasse ging es direkt in die Tiefgarage und per Aufzug aufs Zimmer. Auch das Essen wurde auf dem Zimmer serviert. Gern hätten Inhaber Udo Krollmann und Hotelmanager Simon Bruker es gesehen, dass der Künstler Stallone sich auf einer der Wände der Suite verewigt. „Dazu kam es nicht, wir stehen aber noch im Austausch“, sagt Simon Bruker, der auch darauf verweist, über den Aufenthalt von Gästen eigentlich keine Angaben zu machen. „In diesem besonderen Fall und wegen des großen Hagener Interesses machen wir aber eine Ausnahme.“ Das Zimmer mit der Nummer 75 soll nach Sylvester Stallone benannt werden. Seiner Agentur soll der Aufenthalt im Saxx-Hotel nach eigenen Angaben so gut gefallen haben, dass ein erneuter Check-in sehr realistisch ist, sobald in der Nähe Events anstehen würden.

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    Sylvester Stallone in jüngeren Jahren. Das Bild hängt im „Enotria“ am Emilienplatz.
    Sylvester Stallone in jüngeren Jahren. Das Bild hängt im „Enotria“ am Emilienplatz. © Domenico Di Paolo

    Schöner Blick über Hagen

    Sylvester Stallone konnte aus Zimmer Nummer 75 zum einen die gesamte Bahnhofstraße hinunter schauen und auf der anderen Seite Richtung Klosterviertel und Emst in die Ferne und direkt vor der Tür auf den Hagener Weihnachtsmarkt blicken. Erst am Samstag verließ der 75-Jährige das Hotel wieder.

    Der Weltstar wurde bei seinem Hagen-Aufenthalt von mehreren Sicherheitsfirmen bewacht. Eine war nur am Museum zuständig, eine für seine Touren in Hagen. Das Team der Hagener Firma LC Protective von Klaus Lebens, der schon seit 1990 Erfahrung im Personenschutz hat, bewachte Stallone im Saxx-Hotel und das Hagener Unternehmen Detsec sicherte den Besuch im Restaurant Enotria. „In Hagen war er bislang sicher der Bedeutendste von allen Persönlichkeiten, die wir geschützt haben. Zumindest für mich“, sagt Claus Lebens. „Er war mein Held in jüngeren Jahren, seine Filme habe ich geliebt. Da ist natürlich ein besonderes Kribbeln da, wenn man so eine Person plötzlich beschützen soll.“

    Einige Fans warteten vor der Tiefgarage des Saxx-Hotels

    Die Freude wich allerdings schnell der Professionalität. „Im Einsatz spielt das dann alles keine Rolle mehr. Wir haben beispielsweise auch nicht nachgefragt, ob wir ein Foto mit ihm machen dürfen, obwohl mir das natürlich etwas bedeutet hätte. Aber da sind wir Profis und er auch“, sagt Claus Lebens. Der Einsatz sei wie geplant über die Bühne gegangen. Einige Fans, die an der Tiefgarage des Hotels gewartet hatten, ließen sich vernünftig vom Gegenteil überzeugen.

    Ähnliches Bild auch beim Unternehmen Detsec, das im Enotria zum Einsatz kam. „Stallone war sehr höflich und hat sich bei uns für unsere Arbeit bedankt“, erklärt der Sicherheitsleiter. Auch hier wurden keine Fotos gemacht. Die eingesetzten Kollegen erfuhren aus Geheimhaltungsgründen erst kurz vor dem Einsatz, dass es sich bei der Person um Stallone handelt. Vor dem Restaurant hatten sich einige Fans und Journalisten postiert, doch es waren Parkplätze vor dem Enotria freigehalten worden. Stallone stieg ein und brauste direkt ins Saxx-Hotel.