Hagen. Nach der Flut im Juli kommt die Technik im Rathaus schrittweise wieder in Gang. Das Bürgeramt steht allerdings erst 2022 wieder zur Verfügung.
Erst haben sie bei 12 Grad in ihren Büros gebibbert, inzwischen herrschen in den Amtsstuben des Rathauses in Hagen eher tropisch-mollige Temperaturen. Seit die Jahrhundertfluten des Sommers in Form der Volme sich auch in die Keller der Stadtverwaltung entlang der Rathaus- und Holzmüllerstraße ergossen haben, lässt sich der Bau nicht mehr mit der gewohnten Zuverlässigkeit beheizen. Zwar sind zwei der drei Betriebskessel nach dem Totalausfall bis in den Spätsommer hinein inzwischen wieder funktionsfähig, weil die erforderlichen Ersatzteile mittlerweile aufgetrieben werden konnten. Doch dem angemietete Zusatzaggregat auf dem Bürgersteig der Rathausstraße und der dazugehörigen Steuerung fehlt es zurzeit noch ein wenig an der Feinjustierung – mit den bereits beschriebenen raumklimatischen Folgen. Angesichts der zahlreichen Baustellen aufgrund des Hochwassers ist an eine Wiedereröffnung der Zentralen Bürgeramtes frühestens zu Jahresbeginn 2022 zu denken.
Die Starkregen-Katastrophe am 14. Juli hat auch den Hagener Hauptverwaltungssitz mit voller Wucht getroffen. Sämtliche Untergeschosse liefen bis zu den Decken voll, selbst in den Erdgeschossen stand das Wasser bis zu zehn Zentimeter hoch. Entsprechend ist im Amtssitz des Oberbürgermeisters direkt am Volmeufer das Nass sogar die Wände der Eingangsebene hochgekrochen – Hauptbetroffene waren neben dem Foyer die Freiwilligenzentrale und das Trauzimmer des Standesamtes.
Zu einem Totalverlust wurde in den Flutstunden das Backup-Rechenzentrum des Rathauses in den Kellerräumen. Inzwischen sind diese Bereiche komplett leergeräumt und die Server verschwunden. „Hier wurden allein Werte in Höhe von sechs bis sieben Millionen Euro vernichtet“, bilanziert Stefan Keßen, Leiter des Fachbereichs Personal und Organisation, und betont zugleich, dass dieser Schaden komplett versichert seien.
Mehr Angebot auf größerer Fläche
Ab dem Sommer 2022 möchte die Hagener Stadtverwaltung auf Flächen der Volme-Galerie einen noch umfassenderen Bürgerservice anbieten.Mit dem Eigentümer hat sich die Verwaltung auf einen Mietvertrag über 25 Jahre verständigt, der eine Fläche von knapp 3000 Quadratmetern im Erd- sowie im ersten Obergeschoss umfasst. Der Mietzins liegt bei gut 450.000 Euro im Jahr.Dafür gibt die Stadt Hagen in den nächsten Monaten schrittweise die angemieteten Dependancen in der Martin-Luther-Straße 12, Märkischer Ring 101 sowie Hochstraße 63 auf.Die ursprüngliche Idee, auch die Kfz-Zulassungsstelle aus Hohenlimburg zentral nach Hagen zu verlegen, wurde inzwischen verworfen, weil man weitere Verkehre in Richtung City vermeiden möchte.
Zudem wäre das Rathaus keine Minute ohne funktionierende IT-Systeme und Datenverarbeitung gewesen, weil die Hauptrechner in Eilpe stets im Trockenen gestanden hätten. „Dennoch sind wir bereits auf der Suche nach Alternativstandorten für die Backup-Systeme“, kann sich Keßen derzeit nicht vorstellen, die neuen Server nach der jüngsten Erfahrung wieder in den Rathauskeller zu stellen. „Momentan klären wir mit der Kommunalaufsicht, ob ein neuer Standort auch wieder förderfähig ist“, möchte er mit der Verlegung keine Extra-Belastung für den Kämmerer auslösen, sondern den Neuaufbau als Flutschaden in der Milliardenhilfe von Bund und Land verbuchen.
Kein Strom für die Kaffeemaschine
Als Totalschaden entpuppte sich ebenso die Stromzentrale des Rathauses. Hier leisten schon seit Wochen provisorische externe Trafos ihren Dienst auf dem Bürgersteig direkt neben dem Seiteneingang. Zumindest für die Grundversorgung in den Verwaltungsbüros reicht diese Lösung: „Wir sind noch nicht wieder bei 100 Prozent – für Licht und IT ist ausreichend Saft da, aber die Kaffeemaschinen sollten erst einmal aus bleiben“, macht Keßen deutlich, dass jene Kollegen, die angesichts der Corona-Lage dennoch nicht im Homeoffice agieren, mit Einschränkungen leben müssen.
Im Zentralen Bürgeramt im Erdgeschoss läuft derweil der Wiederaufbau auf Hochtouren, um den Hagenern künftig wieder den vollen Service anbieten zu können. Der Doppelboden des Großraumbüros, durch den die Versorgungsleitungen verlegt sind, ist dank technischer Gerätschaften bereits getrocknet. Hier erwartet die Stadt absehbar eine besonders saftige Stromrechnung. Unabhängig von den mittelfristigen Planungen, künftig auch in Teilen der Volme-Galerie für die Menschen präsent zu sein, wird für den Jahresbeginn hier eine Wiedereröffnung geplant.