Hagen. Die letzten Bäume auf der Pflanzfläche an der Hasper Talsperre fallen – am Samstag, 13. November, können die Waldretter junge Eichen setzen.

Auf dieser gut einen Hektar großen Waldfläche hat schon lange kein gesunder Baum mehr die Blicke der Betrachter verwöhnt. Im Gegenteil: Hilflos mussten Jogger, Wanderer und Spaziergänger während der Hitzesommer der beiden vergangenen Jahre mit ansehen, wie der Fichtensüdhang am Fuße der Staumauer der Hasper Talsperre vom Borkenkäfer vernichtet wird. Längst sind rund um den Stausee die stattlichen Nadelholzbestände flächendeckend abgestorben. In weiten Teilen sind die Stämme bereits gerodet, auf der Waldretter-Fläche fallen in dieser Woche die letzten Bäume.

Unaufhaltsam schiebt sich der Harvester durch den Herbstwald und schafft Platz für Neuanpflanzungen an der Talsperre.
Unaufhaltsam schiebt sich der Harvester durch den Herbstwald und schafft Platz für Neuanpflanzungen an der Talsperre. © WP | Michael Kleinrensing

Am Samstag, 13. November, können engagierte Spender im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsaktion selbst zum Spaten greifen und im Hasper Wald neue Stiel-Eichen-Setzlinge platzieren. Interessenten müssen sich allerdings unter 0201/8048058 oder per E-Mail leserveranstaltung@wp.de anmelden, damit es auf der Forstfläche kein all zu großes Gedränge gibt. Zum Auftakt treffen sich alle Interessierten um 11 Uhr am Parkplatz der Plessen-Gastronomie am WP/WR-Zeitungsmobil. Dort gibt es nicht nur eine kleine Einführung und Wissenswertes zur Pflanzaktion, sondern das Team der Waldgastronomie möchte dort auch mit kulinarischen Verlockungen verführen und dem November-Blues durch Verwöhnen trotzen.

Stämme landen im Trockenlager

Mitmachen und Waldretter werden

Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.

Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer.

Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforsten

Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:

Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Hier geht’s zur Spende: waldretter

Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/
waldretter-projekt

Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.

Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region.

Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.

Weite Teile des ausgeguckten Pflanzhangs, an dem auch der Wanderweg zum Flugplatz Wahl vorbeiführt, sind schon seit Wochen freigeräumt. Doch der letzten Stämme entlang der Kuppe nimmt sich der Harvester erst in dieser Woche an. 150 Festmeter Fichtenholz werden hier noch einmal geerntet, in gut fünf Meter lange Hölzer gekappt und letztlich am Wegesrand aufgepoltert. Die Stapel aus etwa 400 Bäumen gehen in den nächsten Tagen an ein Sägewerk im Briloner Wald in ein Trockenlager. Die Betriebe im Sauer- und Siegerland legen sich zurzeit bereits Holzvorräte für die weitere Verarbeitung an, weil sie bereits ahnen, dass nach dem massiven Schadholzeinschlag der vergangenen Jahre dieser Branche eine maue Phase drohen könnte.

„Bevor im Januar 2007 der Orkan Kyrill über uns hinwegfegte, lag der Fichtenanteil im Hagener Wald bei etwa 25 Prozent“, erzählt Martin Holl, Leiter des Forst-Fachbereichs beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). „Inzwischen ist lediglich noch ein geringer Restbestand übrig geblieben, der sich vorzugsweise durch Naturverjüngung nach dem verheerenden Sturm ausgesät hat. Die übrigen Altbestände hat sich der Borkenkäfer geholt“, zieht der Wald-Profi eine ernüchternde Bilanz. Allein in diesem Jahr hat der Wirtschaftsbetrieb 40 Hektar Fichtenbestände – viele davon rund um die Hasper Talsperre – fällen müssen. Den zahlreichen privaten Waldbesitzern in der Stadt ist es kaum besser ergangen.

Um der Natur und der Waldbewirtschaftung zumindest symbolisch wieder ein Zukunftsfenster zu öffnen, sollen beim Pflanzfest in der kommenden Woche etwa 1000 Stiel-Eichen auf der 12.500 Quadratmeter großen Fläche in die Erde gebracht werden. In der kommenden Woche werden die Forstleute des WBH die bereits reservierten Setzlinge nach Hagen holen. „Diese Baumart ist für einen warmen, eher trockenen Südhang bestens geeignet“, zeigt sich Holl optimistisch, damit ein Gehölz gefunden zu haben, das auch dem fortschreitenden Klimawandel trotzen kann und somit nachfolgenden Generationen die Chance eröffnet, das Holz wirtschaftlich zu nutzen. Die Waldretter-Familie kann hier jetzt einen ersten Impuls setzen. Aber es müssen natürlich noch Zehntausende Setzlinge folgen, um den Wirtschaftsforst, der Hagen zur waldreichsten Großstadt in Nordrhein-Westfalen gemacht hat, über die nächsten Jahrzehnte zu bewahren.