Hohenlimburg/Märkischer Kreis. Erstmals schließen das Nestler Restaurant und das Café Kännchen in Hohenlimburg über die Feiertage ihre Gasträume. Es fehlt an Personal
Seit einem Jahr sucht Wolfgang Nestler einen Koch sowie einen stellvertretenden Geschäftsführer oder Geschäftsführerin für sein gleichnamiges „Nestler-Restaurant“, welches er zusammen mit seiner Frau Monique Nestler betreibt. Bisher hat er noch keine geeignete Arbeitskraft für diese Position gefunden. „Beim letzten Bewerbungsgespräch dachte ich, dass ich einen passenden Bewerber gefunden habe, leider waren ihm die 40 Minuten Anfahrt zu lang“, berichtet Nestler.
Lesen Sie auch: Hagen: Corona und kein Personal - der Kampf der Gastronomen +++
Fachkräftemangel und Corona-Pandemie
Der Fachkräftemangel und die Coronakrise zeigen in der Gastronomie deutlich ihre Spuren. Zum ersten Mal muss Wolfgang Nestler sein Restaurant (ehemals „Haus Schlesierland“) in diesem Jahr über Silvester schließen. „Wir haben zu wenig Personal und die Konsequenzen daraus sind, dass wir das Angebot reduzieren müssen“, so der Hohenlimburger. Das bedeutet für den Gast konkret: geänderte Öffnungszeiten und eine kleinere Speisenkarte. Wolfgang Nestler und seinem Team gehe es in erster Linie darum, dem Gast eine gute Qualität bieten zu können. „Wir machen unseren Job mit Liebe und Leidenschaft. Mit weniger Personal muss man dann Möglichkeiten finden, wie man seinen Anspruch trotzdem halten kann.“
Außer-Haus-Service über Feiertage
Auch an Weihnachten bleibt das Restaurant geschlossen, allerdings gibt es an den Feiertagen einen Außer-Haus-Service. „Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen oftmals nicht mehr an den Feiertagen arbeiten“, erklärt Wolfgang Nestler. Einen Lösungsvorschlag für das Personalproblem hat er nicht.
Nestler: Gastronomie hat schlechten Ruf
„Das Problem ist nicht erst mit Corona gekommen, das liegt schon in der Historie. Die Gastro-Branche hat einen schlechten Ruf. Vor einigen Jahren sind die Mitarbeitenden regelrecht ausgebeutet worden. Wir müssen einfach dafür sorgen, den Ruf wiederherzustellen und zeigen, was für tolle Jobs es in der Gastronomie gibt.“ Seit 34 beschäftigt Wolfgang Nestler einen Inder: „Er hat damals als Spülkraft bei mir angefangen, aber er war so engagiert und motiviert, dass er heute als Beikoch für mich arbeitet.“ Hier sieht der Restaurant-Besitzer eine große Chance: „Viele Flüchtlinge wollen arbeiten, aber oftmals ist die Sprachbarriere zu groß. Für sie müsste es vernünftige Sprachkurse geben.“
Café Kännchen macht Betriebsferien
Auch ein paar Kilometer entfernt, im Café Kännchen in Elsey, bleiben über Weihnachten und Silvester in diesem Jahr erstmals die Türen zu. Im zurückliegenden Corona-Jahr hatte das Café über die Feiertage noch einen Abholservice angeboten. Nun sind vom 23. Dezember bis zum 6. Januar 2022 Betriebsferien. Zum einen, um nach der Kräfte zehrenden Zeit zwischen Pandemie, Lockdown und Lockerungen ein bisschen Durchatmen zu können, sagt Natalie Krüger, die das Café mit ihrem Mann betreibt. Zum anderen, weil auch dem kleinen Familienbetrieb das Personal fehlt. „Verglichen mit dem Normalbetrieb hätten wir an den Feiertagen um Weihnachten und Silvester etwa das doppelte an Personal gebraucht – und das haben wir zurzeit nicht“, so Krüger. Seit die Corona-Auflagen im Sommer gelockert wurden, habe man sich über das Wiedersehen mit zahlreichen Gästen freuen können. Gestemmt werden konnte der große Andrang aber nur, weil die Familie zusammengehalten und alle mit angepackt haben.
Unsicherheit in der Branche
Denn mit dem Lockdown wechselten Servicekräfte aus der Gastronomie-Branche in andere Branchen. Und die Jobperspektive ist heute trotz Lockerungen schwierig. „Wie es mit den Corona-Auflagen weitergeht, sollten die Infektionszahlen im Winter steigen, ist schließlich noch unklar.“ Mit dem rauen Herbstwetter merke man nun zudem, dass die Zahl der Gäste wieder rückläufig ist. Auch stehe bald die Rückzahlung von Soforthilfen an. „Das Café Kännchen ist unser Lebenswerk und wir lieben es. Aufgeben ist daher keine Option. Aber: Es bleibt eine schwierige und harte Zeit.“