Hagen. Als Katastrophe bezeichnen es viele Händler, dass beide Hagener Galerien geschlossen sind. Warum sollen die Kunden jetzt in die City kommen?
Eine Bimmelbahn soll Rettung bringen: Die City-Werbegemeinschaft arbeitet daran, die Genehmigung für eine solche Bahn, die die Innenstadt-Besucher kostenlos vom Elbersgelände in die City und wieder zurück kutschieren soll, zu erhalten.
„Die Stadt hat uns ihre Unterstützung in Aussicht gestellt, nun müssen wir nur noch die Wegeführung mit dem Ordnungsamt absprechen“, blickt Wladimir Tisch zumindest in diesem Punkt optimistisch in die nahe Zukunft. Denn die momentane Situation in der Hagener Innenstadt, das wissen der Vorsitzende der Werbegemeinschaft genau wie Einzelhändler und Kunden, ist fatal.
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Die Rathaus-Galerie bleibt definitiv noch monatelang geschlossen, und auch bei der Volme-Galerie ist die Ungewissheit, ob die Einkaufspassage noch zum Weihnachtsgeschäft öffnet, groß.
Das bedeutet, dass höchstwahrscheinlich mehr als 100 Geschäfte fürs Weihnachts-Shoppen wegfallen. Aber nicht nur die beiden Galerien, die in der Vorweihnachtszeit gerade auch bei Kunden aus den Nachbarstädten als Magnet gelten, bleiben die Türen aufgrund der Schäden durch das Hochwasser im Juli geschlossen, auch die beiden zu den Galerien gehörenden Parkhäuser mit insgesamt 1260 Stellplätzen bleiben vorerst weiterhin dicht.
Aber zurück zur Bimmelbahn, die bei Elbers starten und dann über die Springe, Potthofstraße, Holzmüllerstraße, Badstraße bis zum Friedrich-Ebert-Platz bzw. zur Körnerstraße fahren soll: „Die Bahn hat eine Straßenzulassung. Direkt durch die Fußgängerzone kann die Bahn nicht fahren, da dort ab Mitte November Stände des Weihnachtsmarktes platziert werden“, erklärt City-Manager Wladimir Tisch.
Weihnachtsmarkt endet erst am 30. Dezember
Apropos Weihnachtsmarkt: Der wird in diesem Jahr um eine Woche verlängert, sprich, er startet am Donnerstag, 18. November, und endet am Donnerstag, 30. Dezember.
„Durch die Verlängerung gehen wir davon aus, dass wir die Umsatz-Ausfälle durch Corona zumindest ein wenig kompensieren können“, sagt Dirk Wagner, Schausteller-Chef und Veranstalter des Hagener Weihnachtsmarktes.
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Er hofft zum einen, dass die Bimmelbahn genehmigt wird, zum anderen, dass Teile der Volme-Galerie samt Parkhaus im November wieder öffnen. „Die Parksituation ist momentan dramatisch“, resümiert Dirk Wagner, der damit rechnet, dass die Schausteller in diesem Jahr beim Umsatz Abstriche hinnehmen müssen, „aber Hauptsache, wir können den Weihnachtsmarkt überhaupt veranstalten“.
Auch Stephanie Erben, Handelsexpertin der Südwestfälischen Handelskammer (SIHK), beklagt den Wegfall der etwa 100 Shops in den geschlossenen Galerien im (Vor-) Weihnachtsgeschäft. „Für die betroffenen Mieter müssen Zwischenlösungen gefunden werden, zum Beispiel in Form von Pop-up-Anmietungen“, so Stephanie Erben. Sie appelliert an durchs Hochwasser betroffene Unternehmen, Aufbauhilfe zu beantragen.
Eine einzige Katastrophe
Und wie bewerten Einzelhändler in der Innenstadt die momentane Situation? „Das alles ist eine einzige Katastrophe. Die größten Anziehungspunkte in der City – Saturn, H&M, Zara und Deichmann – sind geschlossen. Viele Leute fragen sich, warum sie überhaupt nach Hagen fahren sollen“, schüttelt Ralf Ebkemeier resigniert den Kopf. Der Betreiber des Taschen- und Accessoires-Geschäfts „Jack’s Inn 54“ bemerkt schon seit Wochen, dass Kunden aus zum Beispiel Iserlohn oder Schwelm einen Bogen um Hagen machen, „die Lage ist für uns Händler sehr traurig. Hoffentlich bekommen das nicht auch die Schausteller auf dem Weihnachtsmarkt zu spüren“.
Ingo Adam, der mit seinem Bruder Burkhard gemeinsam die Goldschmiede Adam sowie Eva Trauringwelten betreibt, setzt auf verstärkte Werbung in der Region, „man muss den Leuten in den Nachbarstädten klar machen, dass nicht alle Geschäfte in Hagen geschlossen sind. Wir wissen, wie wichtig für uns die Kunden aus dem Märkischen- und EN-Kreis sind“. Das vielfältige Warensortiment, das die Galerien angeboten hätten, würde massiv fehlen, „das brauchen wir so schnell wie möglich wieder“.
Das bestätigt auch Wladimir Tisch: „Ich habe von keinem Händler den Satz ,Super, dass die Konkurrenz jetzt erstmal weg ist’ gehört. Vielmehr hoffen alle auf eine baldige Wiedereröffnung der Passagen.“
Der City-Manager und die 50 Mitglieder der Werbegemeinschaft wünschen sich, dass der für den 19. Dezember geplante offene Sonntag genehmigt wird; der Zusatztag könnte zumindest ein schwacher Lichtstrahl am dunklen Einkaufshimmel sein.