Hagen. An den 70 Mietern der derzeit geschlossenen Rathaus-Galerie zieht das Weihnachtsgeschäft vorbei. Frühestens in fünf Monaten kann geöffnet werden.

Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe: Die Rathaus-Galerie in Hagen bleibt für mindestens fünf weitere Monate - bis Ende März 2022! - geschlossen.

In einem Rundschreiben des Center-Managements, das die Mieter der Einkaufspassage per E-Mail erhalten haben, wird als Ziel für die Wiedereröffnung nach der Flutkatastrophe das Ende des ersten Quartals 2022 genannt. Für die Betreiber der 70 Shops bedeutet dies, dass sie auch zum Weihnachtsgeschäft nicht öffnen können.

Suche nach neuem Ladenlokal

„Das ist der Hammer“, schüttelt Abdulmutalip­ Akbas, der den Stand „Veganland“, an dem vegane, türkische Spezialitäten angeboten werden, betreibt, den Kopf. In einem früheren Rundschreiben hätte es geheißen, dass die Einkaufspassage noch vor Weihnachten wieder ihren Betrieb aufnehmen könne. „Und nun die weitere Verzögerung, die einigen Ladenbetreibern das Genick brechen wird“, prophezeit Akbas.

Er hat seinen Zwei-Jahres-Mietvertrag bereits im Juli (während des Lockdowns) gekündigt, ist jedoch noch bis Sommer 2022 an den Vertrag gebunden. „Aber meinen ,Veganland­’-Stand in der Rathaus-Galerie werde ich nicht mehr öffnen­, ich arbeite momentan woanders, suche aber ein neues Ladenlokal in der Innenstadt.“

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Darüber, dass Center-Manager Christoph Höptner vor kurzem verkündet habe, den Ankermieter Rewe und das Dialysezentrum Nephrocare­ vor allen anderen Mietern wieder an den Start bringen zu wollen, habe er sich mächtig geärgert, „das ist eine Unverschämtheit, wir wollen doch alle überleben“.

In dem von Christoph Höptner eigens unterschriebenem Rundschreiben werden die Arbeiten, die seit der Hochwasser-Katastrophe in der Rathaus-Galerie und in der Tiefgarage mit 430 Parkplätzen durchgeführt wurden, sowie komplizierte Genehmigungsverfahren erläutert.

Auf Nachfrage unserer Zeitung in puncto Zukunft der Mall reagiert Christoph Höptner gelassen: „Die Mietpartner sind per Rundschreiben informiert worden, dass es mit dem Weihnachtsgeschäft nichts wird.“ Auf das Nachhaken, ob eine Information seitens des Center-Managements für die Hagener Bürger und somit auch Kunden denn nicht gleich wichtig sei, weicht Höptner aus: „Unsere Mietpartner haben Priorität. Wir lassen unsere Mietpartner nicht allein.“

Die 350 bis 400 Mitarbeiter, die in den 70 Shops beschäftigt sind, wurden von der Hiobsbotschaft von den Ladenbetreibern peu à peu in Kenntnis gesetzt. Wie die Beschäftigten des seit Mitte Juli geschlossenen Rossmann-Drogeriemarktes. „Mehr als 20 Mitarbeiter aus der Rathaus-Galerie sind schon seit längerem auf andere Rossmann-Filialen verteilt“, sagt eine Mitarbeiterin, die gemeinsam mit vier Kolleginnen derzeit in der Rossmann-Filiale im Ring-1-Gebäudekomplex arbeitet, „andere Kolleginnen sind momentan in den Märkten am Bahnhof und in Hohenlimburg beschäftigt“.

Volme-Galerie hofft auf baldige Teil-Öffnung

Auch die Volme-Galerie ist derzeit noch immer geschlossen.

Nur der Discounter Netto konnte aufgrund seiner Lage im Seitenflügel an der Badstraße bereits Mitte August wieder öffnen.

Laut Auskunft der Eigentümer der Volme-Galerie werden ab dieser Woche fünf Betriebe in Randlage wieder mit „normalem Strom“ versorgt.

Eine Teil-Öffnung der Volme-Galerie im November wird angestrebt.

Auch am Saturn-Elektromarkt im Obergeschoss der Mall bleiben die Türen noch monatelang geschlossen. „Wir zahlen derzeit zwar keine Miete, doch was nutzt uns das? Wir rechnen damit, erst zu Ostern wieder öffnen zu können“, sagt Mitarbeiter Fabian Stöcker enttäuscht.

Von Hinhaltetaktik enttäuscht

Duaa Aresmouk, ärztliche Leiterin des Dialysezentrums Nephrocare in der Rathaus-Galerie, ist erzürnt: „Ich bin von der Hinhaltetaktik des Vermieters sehr enttäuscht. So ein Verhalten ist den Mietern gegenüber nicht fair“, sagt Aresmouk, „außerdem sehe ich seit Wochen in der Passage kaum ein Vorwärtskommen. Das alles befriedigt nicht.“

Die ärztliche Leiterin hofft, dass sie Nephrocare im Laufe des Novembers wieder öffnen kann. „Bei uns liegt eine Sondersituation vor, da wir ein Klinikbetrieb sind. Wir haben eine gesonderte Zuwegung und Stromversorgung sowie einen separaten Brandschutz.“ Das Dialysezentrum kann über die Hofeinfahrt angesteuert werden. Zwei Aufzüge im Hinterhof, in denen Dialysepatienten befördert werden können, sind funktionsfähig.