Hagen. Wie geht es den Unternehmen in Hagen? Die Konjunkturrisiken erreichen neue Höchstwerte. Das hat gleich mehrere Gründe.
„Auch wenn der SIHK-Geschäftsklimaindex von 114 auf 122 Punkte steigt: Die Konjunkturrisiken erreichen neue Höchstwerte in Hagen und gefährden den Wirtschaftsaufschwung im Märkischen Südwestfalen. Für fast drei Viertel der Unternehmen sind steigende Energie- und Rohstoffpreise das größte Risiko für die weiteren Geschäftsaussichten. Auch der Fachkräftemangel kehrt nach den harten Corona-Lockdowns mit voller Wucht zurück: Mehr als die Hälfte der Unternehmen melden massive Probleme bei der Stellenbesetzung“, fasst SIHK-Präsident Ralf Stoffels die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) zusammen. An der SIHK-Konjunkturumfrage haben vom 30. August bis zum 19. September 450 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen mit Sitz im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis, dem Märkischen Kreis und Hagen teilgenommen.
Hagen: Bessere Geschäfte erwartet nur ein Drittel der Unternehmen
Aktuell berichten 46 Prozent der heimischen Betriebe von guten Geschäften, das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Frühjahr. Auch die Auslastung der Betriebe nimmt weiter zu. Hier steigerte sich der Anteil der positiven Auskünfte im Vorjahresvergleich von 22 Prozent auf jetzt 55 Prozent. „Die Geschäftserwartungen ziehen vor dem Hintergrund der Konjunkturrisiken nicht weiter an. Bessere Geschäfte erwartet nur ein Viertel der Unternehmen in den kommenden Monaten. Stabile 60 Prozent gehen von gleichbleibenden Geschäften aus. Zugleich fällt der Export als Konjunkturmotor aus: Mittlerweile gehen 68 Prozent der Betriebe von gleichbleibenden Auslandsgeschäften aus. Nur noch jedes fünfte Unternehmen rechnet mit mehr Exporten. Als Gründe nennen befragte Unternehmen die aktuelle Corona- und Hochwasserkrise, zerrissene Lieferketten, Probleme beim Kauf von Vorprodukten und mangelnde Kapazitäten beim weltweiten Transport“, ergänzt SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturergebnisse.
Energie- und Rohstoffpreise werden als das größte Risiko angesehen
Positiv entwickeln sich die Investitionspläne in der Region: Nach 32 Prozent im April planen im Herbst 43 Prozent der Unternehmen mit höheren Investitionsbudget. Allerdings zeigt ein Blick auf die Investitionsmotive, dass es sich hauptsächlich um Ersatzinvestitionen (66 Prozent) und Rationalisierungsinvestitionen handelt (43 Prozent) Erweiterungsinvestitionen plant nicht einmal jedes dritte Unternehmen. Bei den Industriebetrieben stechen vor allem zwei Werte heraus. Erstens springt ins Auge, dass 85 Prozent der Industriebetriebe die Energie- und Rohstoffpreise als das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens ansehen. Das sind noch einmal 14 Prozentpunkte mehr als im Gesamtdurchschnitt. Steigende Energie- und Rohstoffpreise sind damit für die regionale Wirtschaft das Entwicklungsrisiko schlechthin.
39 Prozent der Einzelhändler berichten von schwindendem Eigenkapital
Zweitens weist die Industrie im Vergleich mit Handel und Dienstleistung den stärksten Zuwachs bei den Beschäftigungsplänen aus. Allerdings haben auch 60 Prozent der Industriebetriebe längerfristig Probleme, Stellen zu besetzen. Von 37 Prozent im April dieses Jahres auf aktuell 50 Prozent ist beim Handel der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage gestiegen. Die Differenzierung in Großhandel (58 Prozent) und Einzelhandel (41 Prozent) zeigt, wie dramatisch letzterer von der Corona-Pandemie ausgebremst worden ist. 39 Prozent der Einzelhändler berichten von schwindendem Eigenkapital (Branchendurchschnitt: 14 Prozent). Fast die Hälfte der Einzelhändler bezeichnet ihre Finanzlage als problematisch. Im Durchschnitt aller Unternehmen liegt der Wert bei 28 Prozent.
Bei den Dienstleistungen fällt eine extreme Spreizung zwischen den unternehmensbezogenen und den personenbezogenen Dienstleistern auf, die den pandemiebedingten Einschränkungen zuzurechnen sein dürfte: Erstere melden zu 55 Prozent eine gute und zu sechs Prozent eine schlechte Geschäftslage. Bei personenbezogenen Dienstleistern halten sich Optimisten und Pessimisten die Waage (29 Prozent bzw. 30 Prozent). Kein gutes Zeichen für den Arbeitsmarkt: Immer noch mehr als jedes dritte personenbezogene Dienstleistungsunternehmen plant einen weiteren Beschäftigungsabbau.
Anteil der Betriebe, die eine Verbesserung erwarten, steigt auf 25 Prozent
Corona und der Hochwasserkatastrophe zum Trotz sei es vielen Unternehmen gelungen, ihre Situation weiter zu verbessern. 46 Prozent berichten von einer guten Geschäftslage. Im April lag dieser Wert noch bei 39 Prozent. Der Anteil der Antwort „schlechte Geschäftslage“ ist im selben Zeitraum von 17 auf 11 Prozent gesunken. Die deutliche Mehrheit der Unternehmen geht derweil von unveränderten Geschäftserwartungen aus. Gegenüber April ist der Anteil der Betriebe, die eine Verbesserung erwarten, leicht auf 25 Prozent gestiegen. Von einer Verschlechterung der Geschäftslage gehen aktuell nur noch 15 Prozent aus. Im April lag dieser Wert bei 17 Prozent.
24 Prozent der Unternehmen planen eine Vergrößerung der Belegschaft
Steigenden Beschäftigungserwartungen der Unternehmen stehen immer größere Herausforderungen entgegen, geeignete Fachkräfte zu finden. 24 Prozent planen eine Vergrößerung der Belegschaft. Das sind fünf Punkte mehr als im April. Zugleich nennen 53 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als größtes Risiko für ihre Entwicklung. Gravierend verbessert hat sich die Investitionsneigung der Unternehmen. Gegenüber April ist der Anteil der Betriebe, die mehr Investitionen planen, von 32 auf 43 Prozent gewachsen. Weniger Investitionen planen nur noch 12 Prozent der Betriebe ein, im April waren das noch 20 Prozent.
Stagnation bei den Exportaussichten: Gesunken ist sowohl der Anteil der Unternehmen, die damit rechnen, künftig mehr zu exportieren als auch der Anteil derjenigen, die davon ausgehen, künftig weniger zu exportieren.