Hagen. Die Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit wendet sich mit einem Offenen Brief und bewegenden Worten an die Menschen in Hagen.

Die Nachricht über den geplanten Anschlag auf die Hagener Synagoge in der Potthofstraße hat in der gesamten Stadt Betroffenheit ausgelöst. Die Polizei hatte in der vergangenen Woche die Synagoge umstellt und sprach von einer ernstzunehmenden Bedrohung. Am Donnerstag dann kam es in Hagen zu vier Verhaftungen. Der Tatverdächtige, ein 16-jähriger Syrer, sitzt in Untersuchungshaft. Drei Familienangehörige wurden bereits am Donnerstagabend wieder auf freien Fuß gesetzt.

Für heute Nachmittag, 17.30 Uhr, ist eine Kundgebung im Ferdinand-David-Park geplant: „Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Hagen. Gegen jeden Antisemitismus“. Bereits am Wochenende hatten Hagener Muslime am Hauptbahnhof ein klares Zeichen gegen Gewalt und Antisemitismus gesetzt.

Anschlagspläne in Hagen: Offener Brief an die Stadtgesellschaft

Derweil wendet sich auch der evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit, Frank Fischer, im Namen der Mitglieder und des Vorstands mit einem Offenen Brief an die Stadtgesellschaft: „Die jüdische Gemeinde in Hagen ist Teil unserer Stadtgesellschaft. Wir leben miteinander, nachbarschaftlich Haus an Haus, kaufen in den gleichen Geschäften ein, besuchen dieselben Kindergärten und Schulen, wir gehen und fahren nebeneinander durch die Straßen unserer Städte, wir wählen unsere Parlamente und tragen Verantwortung für Frieden und Respekt im Miteinander. Nun müssen wir erleben, dass nur durch den Schutz der Polizei wahrscheinlich ein Angriff auf unsere Freunde und Nachbarn verhindert werden konnte“, schreibt er in dem Brief.

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„Unsere Gedanken sind seit Mittwoch täglich wieder und wieder bei der jüdischen Gemeinde. Es sind Gefühle schmerzender Traurigkeit und Gedanken voller trotzigem Widerstand gegen eine solche Bedrohung. Unsere Gedanken sind auch bei den Polizistinnen und Polizisten, die diese Bedrohung abgewehrt haben. Sie waren und sind täglich für die jüdische Gemeinde da.“

Fischer ruft auch zur Solidarität mit der Gemeinde auf: „Wir rufen alle Verantwortlichen in unseren Städten dazu auf zu prüfen, wie wir einen aktiveren Beitrag gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt als Kirchen, Moscheen, Vereine, Parteien, Bezirksvertretungen, Stadträte mit ihren Ausschüssen, Schulen, Kinder.- und Jugendzentren zu leisten haben.“

Einsatzkräfte bewachten die Synagoge in Hagen nach der Anschlagsdrohung.
Einsatzkräfte bewachten die Synagoge in Hagen nach der Anschlagsdrohung. © Alex Talash | Alex Talash

„Wir als Freunde der jüdischen Gemeinde rufen alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig von Konfession, weltanschaulicher oder politischer Haltung auf, sich gemeinsam als Nachbarinnen und Nachbarn in den Stadtteilen gegen den Antisemitismus und für ein freundliches nachbarschaftliches Klima aktiv einzusetzen. Der Schock über die geplante Tat in Hagen sitzt tief. Wir sind zwar auch ratlos, aber wir möchten mit Ihnen zusammen überlegen, wie ein gemeinsames Vorgehen dazu aussehen kann.“

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