Hagen. Der geplante Anschlag auf eine Synagoge in Hagen hat die Juden schockiert. Der ehemalige Gemeindevorstand gibt Einblicke.
Während Hagay Feldheim, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hagen, sich nach dem geplanten Anschlag auf die Synagoge noch nicht öffentlich geäußert hat, gibt einer seiner Vorgänger, Gondrand Grünstein, Einblicke. „Dass so etwas passiert, hat mich nicht überrascht“, sagt jener Mann, der vor einigen Jahren von Hagen nach Bochum gezogen ist, „aber trotzdem hat es mich natürlich schockiert. Und das alles noch an unserem höchsten Feiertag.“
Von einer tiefen emotionalen Bindung spricht jener Mann, dessen Kinder in Hagen leben und dessen Eltern auf dem jüdischen Friedhof begraben sind. „Ich habe keine ruhigen Nächte mehr“, sagt er, „die Vorfälle beschäftigen mich sehr. Was müssen sie da erst für jene Menschen bedeuten, die das Gotteshaus regelmäßig besuchen.“
Hagener Gemeinde klein und familiär
Die Hagener Gemeinde beschreibt Gondrand Grünstein als klein und familiär: „Die Mitglieder sind friedlich, harmoniebedürftig. Synagogen sind keine Orte, an denen Politik eine Rolle spielt.“
Für gläubige Juden sei aber schon seit Jahrzehnten ein normales Leben kaum denkbar. „Wenn man bedenkt, dass die Hagener Synagoge auch vor den Vorfällen schon regelmäßig von der Polizei bewacht werden musste, kann man wohl kaum von Normalität sprechen“, sagt Gondrand Grünstein, „dabei handelt es sich um einen Ort, an dem Menschen einfach nur friedlich zusammenkommen wollen, um ihre Religion auszuüben.“
Synagoge Hagen umgeben von Wohnhäusern
Juden in Deutschland hätten keinen Einfluss auf das Geschehen im Nahen Osten. „Wir würden ja auch nie auf die Idee kommen, einen Araber für Dinge verantwortlich zu machen, was den Menschen in Israel widerfährt.“
Hinzu komme, dass die Synagoge in Hagen mitten in der Innenstadt umgeben von Wohnhäusern liege. „Wenn dort tatsächlich ein Sprengstoffanschlag verübt würde, könnte das gigantische Ausmaße haben“, sagt Gondrand Grünstein. „Nicht nur das Gotteshaus selbst wäre wohl betroffen, sondern auch viele Gebäude drumherum und viele Menschen, die in diesem Bereich leben.“
+++ Lesen Sie auch den Kommentar der WP-Stadtredaktion zum geplanten Anschlag +++