Hagen. Michael Tropp hat genug vom „Parteienfilz“. Der Selfmade-Unternehmer aus Hagen tritt als Einzelbewerber bei der Bundestagswahl an.

Er tut es wieder. Obwohl er nicht die geringste Chance in Hagen hat. Und obwohl er das weiß. Aber Michael Tropp wäre wohl nicht Michael Tropp, wenn er bei der bevorstehenden Bundestagswahl seinen Hut nicht in den Ring werfen würde. Als einziger Einzelbewerber ohne Partei im Rücken bewirbt sich der Unternehmer aus Eilpe um die Gunst der Hagener Wähler.

Vor vier Jahren, bei der letzten Wahl, als Tropp (61) erstmals antrat, erhielt er 1,9 Prozent der Erststimmen. 2980 Hagener wählten ihn. Diesmal, so hofft er, werden es mehr sein: „Solle ich gewinnen, dann wäre das ein Wunder“, sagte er und verweist darauf, dass seit Bestehen der Bundesrepublik im Jahr 1949 noch nie ein parteiloser Einzelbewerber den Sprung in den Bundestag geschafft hat: „Aber es muss immer Menschen geben, die den Anfang machen, die Mut haben.“ Und zu dieser Kategorie gehöre er, sagt Tropp: „Das Unternehmer-Pflänzchen ist immer da bei mir.“

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Tropp ist ein Selfmade-Mann. Vor 45 Jahren machte er eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Varta: „Wir waren arm. Ich habe nie vergessen, woher ich komme.“ 1994 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, reparierte und handelte mit Werkzeugmaschinen.

Mit der Zeit wurde er wohlhabend, zumal zwei weitere Handelsunternehmen (Luxusuhren, Gold- und Edelmetalle) hinzukamen. Und doch ist er mit ausgesprochen linken Themen in den Wahlkampf gezogen: „Ja, ich würde den Steuersatz für Besserverdienende erhöhen und ja, ich würde eine Vermögenssteuer einführen.“ Und den Mindestlohn würde er auch erhöhen: „Auf mindestens 13 Euro.“

Immer mehr bürokratische Auflagen

Während ihn 2017 die Verhandlungen um die transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und CETA zur Kandidatur trieben, ist diesmal der vermeintliche Filz in Politik und Verwaltung eines seiner Motive. Er beklagt die Selbstbedienungsmentalität der politischen Klasse in Deutschland, die noch immer dafür gesorgt habe, dass ihre Protagonisten mit Posten und Pöstchen versorgt würden.

Und genau zu dieser Sorte von Kandidaten zählt er nicht: „Ich habe alles. Ich muss nicht ans dicke Geld ran.“ Er habe sich einmal die Lebenswege aller Bundestagsabgeordneten angesehen: „Fast nur Beamte und Verwaltungsleute, Mitarbeiter städtischer Gesellschaften und Rechtsanwälte.“ Aber fast niemand, der jemals im Leben gewerblich gearbeitet habe.

Womöglich sei es auch darauf zurückzuführen, dass die freie Wirtschaft von bürokratischen Auflagen heutzutage regelrecht erdrückt werde: „Als Unternehmer muss ich einen unvorstellbaren Papierkram erledigen.“ Am Beginn seiner Selbstständigkeit vor 27 Jahren habe er 80 Prozent seiner Zeit mit Arbeit verbracht und 20 Prozent mit Buchhaltung: „Inzwischen liegt das Verhältnis bei 60:40.“ Statt bürokratischen Ballast abzubauen, würden die Unternehmen in Deutschland mit immer neuen Vorschriften geplagt.

Für seinen Wahlkampf wendet Tropp eigene Mittel von 4000 Euro auf

Für seinen Wahlkampf wendet Tropp eigenen Angaben zufolge maximal 4000 Euro auf. Mit 300 Plakaten wirbt er für sich, stellt sich dem Wähler samstags in der Fußgängerzone und hat eine eigene Website geschaltet (https://www.tropp2021.de/). Doch einen Vollzeit-Wahlkampf könne er nicht betreiben, sagt er. Mehrere Veranstaltungen schon musste er absagen, weil sie mit beruflichen Verpflichtungen kollidierten. Zudem kämpft er immer noch mit den Folgen der Jahrhundertflut, die seine Firmenstandorte in der Selbecke und in Wetter vernichtete: „Aber ich will nicht klagen, die Menschen in Hohenlimburg, im Volmetal und in Eckesey hat es weitaus schlimmer getroffen.“

Ob Rentner oder Punker – wenn er im Wahlkampf mit Menschen ins Gespräch komme, schlage ihm durchweg Sympathie für seine Auffassungen entgegen, sagt Tropp. Auf eine Frage aber möchte er keine Antwort geben, nämlich ob er geimpft sei. Mit den Querdenkern wolle er nichts zu tun haben, sagt Michael Tropp, aber es gebe auch seriöse Wissenschaftler, die mit der Corona-Politik der Bundesregierung nicht einverstanden seien.