Hagen. . Die Verhandlungen um die Freihandelsabkommen haben Michael Tropp aus Eilpe bewogen, bei der Bundestagswahl als unabhängiger Kandidat anzutreten.

  • Als Einzelbewerber ohne Partei im Rücken bewirbt sich Michael Tropp aus Eilpe um Sitz im Bundestag
  • Unternehmer will die meisten Erststimmen im Wahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis I gewinnen
  • Tropp haben die Verhandlungen um die transatlantischen Freihandelsabkommen zum Schritt in die Politik bewogen

Die Kandidaten, die sich bei der Bundestagswahl am 24. September um einen Sitz im Berliner Parlament bewerben, sind zumeist altbekannte Gesichter. Bis auf eine Ausnahme: Michael Tropp (56) kennt bislang niemand auf der politischen Bühne in Hagen. Das ist auch kein Wunder, denn Tropp ist politisch nie in Erscheinung getreten. Das soll sich ändern: Als Einzelbewerber ohne Partei im Rücken bewirbt sich der Unternehmer aus Eilpe um die Gunst der Hagener Wähler.

Tropp ist in erster Linie wirtschaftspolitisch motiviert, zur Kandidatur getrieben haben ihn die Verhandlungen um die transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Es könne doch nicht sein, so Tropp, dass unsere Bundestagsabgeordneten internationalen Verträgen zustimmten, die sie selbst nicht ausgehandelt hätten und nicht einmal lesen dürften.

„Ende der Demokratie“

Bei TTIP sei es so, dass jeder Abgeordnete den Vertragstext, abgefasst in Verhandlungs-Englisch und ohne Übersetzung ins Deutsche, zwei Stunden lang unter Bewachung in einem abgeschlossenen Raum der US-Botschaft durchlesen dürfe, ohne sich Notizen zu machen :„TTIP und CETA bedeuten das Ende der Demokratie. Konzerne würden die Macht übernehmen.“

Er sei keineswegs wirtschaftskritisch eingestellt, fasst Tropp seinen Standpunkt zusammen: „Schließlich bin ich selbst mittelständischer Unternehmer.“ Aber er habe etwas gegen Großkapital und Konzerne, plädiert sogar für das „bedingungslose“ Grundeinkommen.

Lehre bei Varta

In der Brust des Kandidaten schlagen also zwei Herzen. Das versteht, wer seine Biographie kennt. Als Scheidungskind wuchs Tropp bei seinen Großeltern auf, der Opa war als Pförtner bei der Varta (heute: Hawker) tätig. In diesem Hagener Traditionsunternehmen absolvierte auch der Enkel eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, später machte er sich mit dem Handel und der Montage von CNC-Baumaschinen selbstständig. Seine erste Werkstatt lag im Keller, später zog er in eine Garage um, ehe er seine erste Halle mieten konnte: „Dieses Geschäft ist wie eine Sinuskurve: Ich bin mal ganz oben und mal ganz unten.“

Seit vier Jahren ist er zudem Mitinhaber der Firma Glücksschmiede, die mit Luxusuhren und Schmuck handelt. Sein Arbeitstag habe bisweilen 16 Stunden, sagt Tropp: „Ich habe als Selbstständiger so viel gearbeitet, dass es für zwei Leben reicht.“

Inspiriert von Flötenlehrerin

Und doch will er sich jetzt auch noch die Politik aufhalsen. Den Parteien bzw. ihren Vertretern gehe es im Grunde nur um persönliche Befindlichkeiten und um den Machterhalt, es hätten sich regelrechte Seilschaften gebildet, die man nicht mehr zerschlagen könne. Deshalb habe er sich auch keiner Partei angeschlossen, sondern versuche es als unabhängiger Bürgerkandidat: „Ich sehe mich aber nicht als Einzelkämpfer, die Bürgerkandidaten stellen in 206 von 299 Wahlkreisen unabhängige Bewerber.“ Inspiriert seien sie von der Flötenlehrerin Marianne Grimmenstein aus Lüdenscheid.

200 Unterschriften

200 Unterschriften von Hagener Bürgern musste Tropp sammeln, um bei der Wahlleitung seine Kandidatur einreichen zu können. Er hat einen Imagefilm drehen und Flyer auflegen lassen, mit denen er für seine Bewerbung wirbt, machte als Sponsor beim Mercure-Cup in Haspe von sich reden. Wenn die Wahlausschüsse am heutigen Freitag endgültig entscheiden, dass Tropp kandidieren darf, wird er umgehend seine Homepage www.tropp2017.de online stellen. Denn sein Wahlkampf, da gibt er sich keinen Illusionen hin, wird vor allem im Internet stattfinden.

Woran er aber glaubt, ist eine realistische Chance auf den Einzug in den Bundestag. Dazu müsste er im Wahlkreis 138 die meisten Erststimmen auf sich vereinen, was seit 1949 noch nie einem parteilosen Direktkandidaten in Deutschland gelungen ist. „Aber die Bürger lassen sich nicht aufhalten“, sagt Tropp.

>>Hintergrund: Sammler alter Großuhren

  • Michael Tropp kandidiert bei der Bundestagswahl im Wahlkreis 138, der neben der Stadt Hagen die Städte Ennepetal, Gevelsberg, Schwelm und Breckerfeld aus dem EN-Kreis umfasst.
  • Tropp ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater von drei Kindern, zwei aus erster Ehe. Er wohnt in Eilpe. Sein Hobby ist das Sammeln alter Großuhren, er besitzt eine englische Laternenuhr aus dem Jahr 1620.
  • Im Wahlkampf wünscht er sich Unterstützung durch Hagener Bürger. Fernziel ist ein Bürgerkomitee, in dem alle engagierten Bürger mitwirken können. Deren Meinung wäre dann bei Abstimmungen im Bundestag bindend für den Abgeordneten Tropp.
  • Als Direktkandidaten im Wahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis I sind neben Michael Tropp vorgeschlagen: Cemile Giousouf (CDU), René Röspel (SPD), Ralf Sondermeyer (Die Linke), Karen Haltaufderheide (Die Grünen), Katrin Helling-Plahr (FDP), Michael Eiche (AfD) und Reinhard Funk (MLPD).
  • Die Bundestagswahl findet am Sonntag, 24. September, statt. Vor vier Jahren gewann René Röspel den Wahlkreis.