Hagen-Mitte. Seit Mitte März ist die Stadthalle geschlossen. Wann und in welcher Form dort wieder Groß-Events statt finden können, steht in den Sternen.

Die Stadthalle ist beinahe verwaist. Hier mal ein Techniker, der eine Leitung verlegt, dort eine Angestellte, die Telefonanrufe entgegennimmt. Und in einem Büro Jörn Raith, der versucht, „seinen Laden“ einigermaßen durch die Corona-Krise zu steuern.

Der Stadthallen-Chef geht mit mir durchs Treppenhaus, durchs Foyer­ und zeigt mir den umgestalteten großen Saal. Bei Vollbestuhlung finden hier 1800 Besucher Platz, „jetzt dürfen wir aufgrund der Abstandsregeln nur 300 Zuschauer platzieren“. Wobei Raith derzeit nicht weiß, wie Veranstalter und Agenturen ihre abgesagten Konzerte und Comedy-Shows nachholen wollen.

Glaspalast seit Mitte März geschlossen

Seit Mitte März ist der Glaspalast im Wasserlosen Tal geschlossen, „seitdem sind über 50 Veranstaltungen und fünf Abibälle geplatzt“, sagt Jörn Raith und fügt an: „Das soll jetzt bestimmt nicht schadenfroh klingen, aber die vor acht Jahren gefällte Entscheidung, nicht mehr als Eigenveranstalter, sondern nur noch als Vermieter aufzutreten, erweist sich gerade jetzt in der Corona-Krise als richtig.“

Heißt: Das Risiko, wenn eine Veranstaltung nicht stattfindet und somit (wenn auch unfreiwillig) keine Leistung erbracht wird, trägt der Künstler und nicht die Stadthalle. Früher hat das Stadthallen-Management selbst Veranstaltungen wie Oldiepartys und Tanz in den Mai organisiert, als die Resonanz auf diese Art von Partys nachließ, hat man sich von dem Geschäftszweig verabschiedet.

Der größte Kostenfaktor in der Stadthalle sind die Personalkosten. „Ab Mai habe ich für meine zwölf festen Mitarbeiter auf unbestimmte Dauer Kurzarbeit angemeldet“, sagt Jörn Raith.

Stadthallen-Chef Jörn Raith präsentiert das Abstands-Konzept. Etliche Stühle müssen frei bleiben.
Stadthallen-Chef Jörn Raith präsentiert das Abstands-Konzept. Etliche Stühle müssen frei bleiben. © WP | Michael Kleinrensing

Die Zeit zwischen Mitte März und Ende April hat das Hallen-Team zweckmäßig genutzt. „Wir haben­ die Reinigungsarbeiten, die sonst von einer externen Firma erledigt werden, selbst übernommen. Und wir haben die Tragwerke im großen Saal überprüft und Handwerks- und Malerarbeiten ausgeführt – diese Tätigkeiten erledigen wir normalerweise in der Sommerpause.“

Ersatz-Auftritte terminiert

Wie lange diese in diesem Jahr andauern wird, weiß derzeit niemand. „Regulär wäre unsere Sommerpause Mitte August beendet“, sagt Raith, „derzeit gilt jedoch das Verbot der Bundesregierung, das untersagt, bis zum 31. August Großveranstaltungen mit 1000 Besuchern oder mehr durchzuführen.“

Der Ersatz-Auftritt von Dieter Nuhr – der Kabarettist wäre Mitte März vor 1650 Zuschauern aufgetreten – ist auf den 7. September terminiert, seine Bühnenkollegen Bülent Ceylan und Torsten Sträter wollen­ am 1. beziehungsweise 9. November in Hagen gastieren. „Wir müssen die Gesetzeslage abwarten, alles andere wäre Spekulation“, sagt Raith, der auf baldige und konkrete Vorgaben von Bund und Land hofft.

2019 ein echtes Erfolgsjahr

Gedanklich spielt Jörn Raith längst verschiedene Szenarien durch: „Künstler, die normalerweise vor vollem Haus spielen würden, könnten zwei Shows hintereinander anbieten oder en suite, also einige Tage am Stück spielen, doch das ist bislang nur Theorie.“ https://www.waz.de/staedte/hagen/theater-hagen-darf-nun-doch-wiedereroeffnen-id229217526.html

Beim Gang zum Symphonium – im ehemaligen Bowling-Center finden in Reihe 300 Besucher Platz und die Event-Stätte soll künftig verstärkt für kleine Veranstaltungen genutzt werden – blickt Raith ein wenig melancholisch zurück: „Das vergangene Jahr war das beste in der Geschichte der 1981 eröffneten Stadthalle. 2019 fanden hier 71 Shows, etliche davon waren ausverkauft, und 200 Kongresse, Tagungen und Fachmessen statt. Und dann kam Corona. . . “

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Apropos Kongresse – auch dieser Geschäftsbereich liegt derzeit in der Stadthalle, die eine städtische GmbH ist, brach. Und im Bereich Seminare ist davon auszugehen, dass etliche demnächst als „Webinar“­­ angeboten werden, was eine Teilnahme aus dem Homeoffice oder Büro ermöglicht.

Politische Sitzungen im großen Saal

„Bestimmt brechen uns künftig eine Menge kleinerer Präsenz-Veranstaltungen weg“, befürchtet Jörn Raith. Dennoch sei er sicher, dass es weiterhin in der Stadthalle große Kongresse mit begleitenden Ausstellungen geben wird, „auch in online-basierten Zeiten brauchen die Menschen den persönlichen Austausch.“

Aber zurück in die Jetzt-Zeit: Momentan finden in der Stadthalle Ratssitzungen und Aufsichtsratssitzungen von städtischen Töchtern sowie kommunalpolitische Veranstaltungen statt. „Unser Vorteil ist, dass wir mit 3500 Quadratmetern Fläche ein großes Haus sind, in dem Abstand gehalten werden kann“, sagt Raith.