Breckerfeld. Die Corona-Krise hat das Leben in Alten- und Pflegeheimen stark eingeschränkt. In Breckerfeld kehrt man Stück für Stück zur Normalität zurück.

Kurz mit dem Arm Schwung holen. Holzkugel loslassen. Der Blick hinterher. Volltreffer. Fast. Vier Kegel fallen. Immerhin.

Der kleine Erfolg entlockt der Frau, die am Anfang der Bahn im Rollstuhl sitzt, ein Lächeln. Weil sie überhaupt wieder im Aufenthaltsraum des Altenzentrum St. Jakobus Breckerfeld tischkegeln kann. Seit sechs Jahren lebt Anita Krelle, die Frau aus Waldbauer, im Altenheim. Die letzten eineinhalb davon waren für sie und all die anderen Bewohner mitunter hart.

Hohe Impfquote bei Bewohnern und Pflegekräften

Nach-Corona – wie gerne würde man den Zeitabschnitt, der im Sommer angebrochen ist, jetzt schon so nennen. Nach-Corona aber gibt es nicht. Die Inzidenzen waren zwar gefallen, aktuell steigen sie wieder. Ende offen. Trotzdem: Die Tage in den Alten- und Pflegeheimen werden wieder entspannter. Weil die Impfquote unter den Bewohnern (und zumindest auch in Breckerfeld unter den Pflegekräften mit 95 Prozent) hoch ist, sind Dinge wieder möglich, die vor einiger Zeit noch undenkbar waren. Das Kegeln gehört dazu.

Denkbar war damals vor allem der Aufenthalt in den eigenen vier Wänden. Im Zimmer. „Da habe ich mich beschäftigt“, sagt Anita Krelle, „irgendwas geht immer.“ Mandalas ausmalen zum Beispiel. Oder lesen. Die Mitbewohner aus dem eigenen Wohnbereich hat sie beim Essen getroffen. Besuch von außen – Fehlanzeige. „Aber wir haben ja Telefone, die funktionieren“, sagt Anita Krelle. „So schlimm war es dann für mich auch nicht, als kein Besuch kommen durfte.“

Einschränkungen gelten zum Teil weiterhin

72 Bewohner geimpft

75 Menschen leben im Altenzentrum St. Jakobus, einer Einrichtung des Diakonischen Werks. 72 Bewohner genießen den vollen Impfschutz.

Die erste Bewohnerin ist am 31. Dezember 2020 gegen Corona geimpft worden.

95 Prozent der Mitarbeiter haben sich mittlerweile gegen Corona impfen lassen. Einige haben sich erst relativ spät dazu entschlossen. Die Quote ist im Vergleich zu anderen Einrichtungen hoch.

Und trotzdem: Einige Einschränkungen gelten auch jetzt. Die Kegel-Turniere, bei denen alle Wohnbereiche mitmachen, fallen flach. Auch das große Bingo-Spiel. Und auch Feste werden immer nur mit der Hälfte der Bewohner gleichzeitig gefeiert. Andachten finden zwar statt, aber nicht mit der Regelmäßigkeit wie noch vor Corona.

An Corona erkrankt ist in all den Monaten niemand. Das mag Glück sein. Das hat aber auch damit zu tun, dass Vorsichtsmaßnahmen und Hygienekonzepte im Altenzentrum Breckerfeld gegriffen haben. „Wir sind ein bisschen stolz darauf, gut durch die Zeit gekommen zu sein“, sagt Irina Eydeler, die Leiterin der Einrichtung des Diakonischen Werks. „es hat sich gezeigt, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, der richtige war. Bei uns hat der eine auf den anderen aufgepasst.“

Engerer Kontakt zu den Bewohnern

Ins Altenzentrum Breckerfeld ist nach den harten Corona-Einschränkungen ein Stück Normalität zurückgekehrt.
Ins Altenzentrum Breckerfeld ist nach den harten Corona-Einschränkungen ein Stück Normalität zurückgekehrt. © WP | Michael Kleinrensing

Der Kontakt zwischen Pflegenden und Bewohnern war in der Hochphase der Pandemie noch enger. Nicht körperlich. Aber auf der zwischenmenschlichen Ebene. „Natürlich nimmt man sich mehr Zeit, wenn man weiß, dass Angehörige nicht kommen dürfen. Die Beziehungen sind intensiver geworden. Die Bewohner haben sich offenbart“, sagt Andrea Laberenz, die allerdings auch von der Zeit berichtet, in der Angehörige nur auf den Zimmern sein können. „Da werden Gespräche doch intensiver, als wenn man im Gemeinschaftsraum mit anderen zusammensitzt. Die Bewohner haben dann ihre Kinder auch mal nur für sich.“

Eine Normalisierung ist im Altenzentrum in kleinen Schritten erfolgt. Es gab ein Besucherfenster, dann gab es einen Türdienst. Zunächst organisiert durch die Pflegekräfte, dann durch einen externen Dienstleister. Die Angst, die Sorge, dass es auch wieder in die andere Richtung gehen könnte, bleibt: „Wir beobachten mit Schrecken, dass viele Menschen Corona wieder auf die leichte Schulter nehmen“, sagt Irina Eydeler. „Niemand weiß, was da noch einmal auf uns zukommt.“

Anita Krelle genießt derweil den Augenblick. Nächste Kugel. Noch ein Wurf in die Vollen.