Hagen. Noch überwiegt in Hagen die Dankbarkeit, wie die Flutfolgen in Hagen gemeinsam bewältigt wurden. Materiell ist weiterhin vieles offen.
Der Oberbürgermeister sprach von „den größten Schäden im Stadtgebiet seit Kriegsende“ und von „immensen Folgen, die noch gar nicht bezifferbar“ sein. Aber in den zahlreichen, zum Teil sehr emotionalen Berichten der Verwaltung zu den Starkregenfluten in Hagen rund um den 14. Juli war am Donnerstag im Haupt- und Finanzausschuss auch viel von Dankbarkeit, bewegenden Einsatzlagen und Glück die Rede, weil letztlich den Hochwasserfluten keine Menschen zum Opfer gefallen seien. Bei aller Dramatik, so die gemeinsame Wahrnehmung von Stadtverwaltung und Politik, wurden die Katastrophentage des Julis 2021, an denen neben ungezählten freiwilligen Helfern etwa 1500 haupt- und ehrenamtliche Kräfte im Einsatz waren, zu einer Sternstunde des Zusammenhalts in einer Stadtgesellschaft. Diesen gelte es jetzt zu bewahren, wenn es darum gehe, die Krise mit einem langen Atem zu bewältigen, appellierte Dezernent Sebastian Arlt, zugleich Leiter des Krisenstabes. Dieses Gremium hat am Donnerstag seine Tätigkeit eingestellt, um die Flutfolgenbewältigung in bewährten Verwaltungsstrukturen abzuarbeiten.
2,6 Millionen Euro wurden in Form von 1300 Barschecks bislang an Landesmitteln an die Betroffenen ausgezahlt. Hinzu kommen 1,44 Millionen Euro mit 4000 weiteren Schecks aus dem lokalen Spendenkonto (Gesamtstand: 2,08 Mio. Euro). 5100 Privatadressen waren von der Katastrophe betroffen, der HEB wird dort bis zu 6500 Tonnen Sperrmüll einsammeln. Hinzu kommen 800 Gewerbebetriebe, die unter den Flutfolgen leiden und einen Schaden von etwa 550 Millionen Euro erlitten haben – Umsatzausfälle noch gar nicht mitgerechnet.
Extra-Belastung für die Stadt
Mit Blick auf die Schäden an der öffentlichen Infrastruktur geht Kämmerer Christoph Gerbersmann weiterhin von eine Summe von gut 200 Millionen Euro aus. Dabei ist zu erwarten, dass die Stadt etwa 20 Prozent dieses Betrages selbst tragen muss – also 40 Millionen Euro. Eine Extra-Belastung, die angesichts der parallel sich auftürmenden Coronaschäden in der gewohnten Arithmetik des anstehenden Doppelhaushaltes 2022/23 sich definitiv nicht abbilden lassen. Vor diesem Hintergrund kündigte der Finanzdezernent an, dass eine „grundlegende Umplanung und Erweiterung“ des Zahlwerks erforderlich und somit eine erste Einbringung in die Politik kaum vor Dezember zu erwarten sei. Das bedeutet wiederum, dass nach den Beratungen und Entscheidung durch die Politik sowie die Prüfung durch die Bezirksregierung erst zur Sommerpause ein genehmigter Etat vorliegen dürfte.