Hohenlimburg. Die Unterführung am Bahnhof Hohenlimburg ist nach der Starkregen-Flut weiter in desolatem Zustand. Über die Zuständigkeit herrscht Unklarheit
Heute vor vier Wochen traf Hohenlimburg die wahrscheinlich schlimmste Flutkatastrophe in der fast 800-jährigen Geschichte. Insbesondere die Nahmer, die Wesselbach und das Holthauser Bachtal sind betroffen. Seither sind die Hilfskräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und auch der Stadt pausenlos im Einsatz, um die Spuren zu beseitigen. Das verdient höchste Anerkennung.
Doch manche Problemfelder werden dabei ignoriert oder ausgesessen. Ein Paradebeispiel ist dafür die Unterführung zwischen Bahnstraße und Herrenstraße. Die wurde an den beiden Katastrophentagen mit Schlamm geflutet. Der tosende Wesselbach riss dabei im Bereich der Herrenstraße die schweren Pflastersteine aus den Gehwegen, riss Mülltonnen, Stühle oder anderen Unrat mit. Seit vier Wochen liegt alles nun auf der Treppenanlage und in der Unterführung. Der Schlamm ist knöcheltief und trocknet aktuell immer mehr ab. Doch niemand fühlt sich für eine Aufräumaktion und somit eine Schlamm- und Müllbeseitigung zuständig. Das bedeutet, dass die Fußgänger aus der Wesselbach, die mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder der Deutschen Bahn zum Arbeitsplatz fahren oder in die Innenstadt wollen, einen Umweg von rund 800 Meter in Kauf nehmen müssen, zumal die Hagener Straßenbahn den Busverkehr durch die Wesselbach bis zum gestrigen Mittwoch eingestellt hatte.
Zuständigkeit unklar
„Uns gehört die Unterführung nicht“, hieß es auf Anfrage dieser Zeitung aus der Pressestelle der Deutschen Bahn. Ähnlich die Antwort aus dem Presseamt der Stadt Hagen. „Die Stadt ist nicht zuständig.“ Niemand ist zuständig? Soll der desolate Zustand der Unterführung deshalb bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag andauern?
Zumal die Situation sich von Tag zu Tag immer schlimmer darstellt. Der Schlamm trocknet angesichts der sommerlichen Temperaturen aus und wird immer härter; parallel nutzen Umweltsünder die Situation und stellen ihren Müll vor der Treppenanlage ab. Kein schöner Anblick für die Besucher des Kulturzentrums Werkhof oder der Schlossspiele, die mit mit ÖPNV oder der Bahn anreisen, zumal unübersehbare Müllberge zwischen Unterführung und Boeing-Brücke an der Unteren Isenbergstraße liegen. Bei Recherchen erfuhr die Redaktion, dass der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) seit Jahren für die Reinigung der Unterführung verantwortlich sei. Und warum behauptet dann die Verwaltung, sie sei aktuell nicht zuständig? Auf Anfrage hieß es dazu: Die Aufzüge an der Unterführung sind ebenfalls außer Betrieb und müssen wahrscheinlich kernsaniert werden. Zum Bedauern von Anwohnerin Medea T., die an der Herrenstraße wohnt und nun mit ihrem Rollstuhl den Umweg über die Boeing-Brücke in Kauf nehmen muss. Nicht einfach für die schwerkranke Frau, die seit fünf Jahren Dialysepatientin ist. Sie hofft, dass sie bald wieder problemlos zur Bahnstraße gelangen kann.
Die Bahn stellte am Mittwoch auf Anfrage klar: Auch die Instandsetzung der Aufzüge liege nicht im eigenen Zuständigkeitsbereich.
Ersatz für Bahnübergang Herrenstraße
Im März 2011 wurde der frühere Bahnübergang an der Herrenstraße geschlossen. Dafür wurde die Brücke neben dem Bahnhof und die Personenunterführung an der Herrenstraße gebaut. Kosten für den Bau der Brücke und der Unterführung: rund 20 Millionen Euro.