Holthausen/Nahmer. Das Aufräumen nach der Flut geht weiter: Straßen in Holthausen werden geräumt und auf einer früheren Krupp-Fläche wird Sperrmüll gesammelt

Der Holthauser Bach strömte durch die Weißensteinstraße und riss Autos und alle losen Sachen mit. WBH-Mitarbeiter reinigen Gitter am Bachlauf des Holthauser Bachs.
Der Holthauser Bach strömte durch die Weißensteinstraße und riss Autos und alle losen Sachen mit. WBH-Mitarbeiter reinigen Gitter am Bachlauf des Holthauser Bachs. © WP | Michael Kleinrensing

Die Weißensteinstraße sowie das sich anschließende Klippchen gehören in den Mittagsstunden gewöhnlich eher zu den beschaulichen Straßen in Hagen, durch die nur sporadisch ein Auto rollt. Doch seit das Wasser des Holthauser Baches die enge, verkehrsberuhigte Fahrbahn mit ihren versetzt platzierten Pflanzinseln in einen reißenden Strom verwandelt und erhebliche Verwüstungen hinterlassen hat, ist es mit der Ruhe vorbei.

Straßenbauer und Energieversorger haben die Regie übernommen, um zumindest provisorisch die Infrastruktur wiederherzustellen. Unmengen an Schlamm und Geröll haben sich in jeder Nische und Ritze abgelagert, liebevoll gestaltete Gärten wurden mit der Wucht des Wassers über- oder gleich komplett davongespült, abgesoffene Autos säumen neben frisch polierten Karossen den Straßenrand, Grundstückshecken wurden entwurzelt, Keller, Garagen, aber auch Wohnräume sind vollgelaufen. Die Starkregenflut vom 14. Juli diktiert den Rhythmus der betroffenen Anlieger bis heute, während nebenan das Gewässer harmlos dahinplätschert.

Straßenverlauf nachmodelliert

Bundeswehr, Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) und herbeigerufene Baufirmen versuchten seitdem, zumindest infrastrukturell die vertraute Normalität zurückzubringen. Oberste Priorität hat dabei, den Durchfluss des Baches in seinem Bett wieder zu sichern, damit die nächsten Regengüsse das kaum domptierbare Chaos nicht zurückbringen. „Hier oben war die komplette Straße weg – wo früher die Fahrbahn war, floss das Wasser, dafür verstopften Geröll und Schutt das Bachbett“, schildert Michael Greive, stellvertretender WBH-Vorstand, die Situation am Tag danach. „20 Meter Straße waren abgesackt, einige Anwohner damit komplett von der Außenwelt abgeschnitten.“

Eine Beschreibung, die sich gut zwei Wochen danach nur mit entsprechender Fantasie nachvollziehen lässt. Denn der ursprüngliche Straßenverlauf wurde bereits wieder nachmodelliert, neue Fundamente geschaffen, Teilstücke asphaltiert und Unmengen an Gestein aus den Geröllfängen des Bachbetts entfernt.

Auf dem Gelände des früheren Krupp-Werk II in der Nahmer liegen Schlamm, Geröll und Sperrmüll meterhoch aufgetürmt. 
Auf dem Gelände des früheren Krupp-Werk II in der Nahmer liegen Schlamm, Geröll und Sperrmüll meterhoch aufgetürmt.  © WP | Michael Kleinrensing

Woher das Material stammt? Die tiefen Krater und metertief ausgespülten Furchen in den Wanderwegen des oberen Bachtals liefern die Antwort. Auch die Einläufe in die Kanalisation sind längst wieder gereinigt. Die gesamten Hinterlassenschaften aus den Fluten, die am Ende der Holthauser Straße provisorisch aufgetürmt lagen, sind bereits abgefahren worden. Wie es letztlich in dem unterirdischen Abflusssystem unter der Fahrbahn aussieht, werden Kamerainspektionen des WBH noch ergeben müssen. „Falls sich hier noch reichlich Kies und Schlamm gesammelt hat, müssen wir natürlich durchspülen“, hat Greive bereits die nächsten Aufgaben im Blick.

Baudezernent Henning Keune denkt sogar noch einen Schritt weiter: „Für den oberen Teil der Straße Klippchen müssen wir mal grundsätzlich diskutieren, ob es bei der aktuellen Straßenführung bleiben kann“, könnte er sich auch vorstellen, die Fahrbahn künftig den Hang entlang ein wenig höher und deutlich abseits des Holthauser Baches verlaufen zu lassen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es für solche Schlussfolgerungen allerdings noch zu früh, geht der Stadtbaurat davon aus, dass man sich im Rathaus mit den grundsätzlichen Konsequenzen aus der Jahrhundertflut sowie den städtebaulichen Schlussfolgerungen aus den jüngsten Erfahrungen und dem sich abzeichnenden Klimawandel zum Herbst hin beschäftigen werde. Aktuell gehe es ausschließlich darum, die unmittelbaren Folgen zu beseitigen.

Was das konkret bedeutet, wird auch beim Blick auf die Sperrmüllberge sowie Schlamm- und Geröllhalden auf dem Areal des Krupp-II-Werks im Nahmertal deutlich. Hier türmen sich die zerstörten Reste privater Existenzen zu einem in der Sonne unangenehm müffelndem Hügel auf. Kleiderschränke, Regale, Autoreifen, Garderoben, Bettzeug, verbeulte Grills und durchnässte Kartonagen verschmelzen dort zu einer tonnenschweren Masse.

„Hier haben zunächst freiwillige Helfer den geborgenen Unrat und Schutt abgelagert“, erinnert sich Michael Greive.

Lagerplatz für Sperrmüll

Daraufhin habe er sich bei NRW-Urban gemeldet, die das Gelände prompt für drei Monate als Lagerplatz zur Verfügung gestellt hätten. Schrittweise werden diese Sperrmüllberge in den nächsten Wochen sortiert und in Müllverbrennungsanlagen gebracht.

Und dies nicht bloß in Hagen, sondern die ungeheuren Mengen werden auch ins Münster- und Sauerland sowie nach Gelsenkirchen, Dortmund und Duisburg transportiert, um die Massen überhaupt bewältigen zu können. „Hier ist die Solidarität in der Branche zurzeit wirklich groß“, erzählt Greive, während der nächste Transporter anrollt, um seine aufgeweichte Fracht abzukippen.