Seit mehr als 100 Jahren sichert die Hasper Talsperre nicht bloß die Wasserversorgung in Hagen, sondern ist auch ein beliebtes Freizeitrevier.

Seit mehr als 100 Jahren gilt die Staumauer der Hasper Talsperre als das größte steinerne Bauwerk der Stadt Hagen. Doch damals wie heute dient der Trinkwasserspeicher vorzugsweise der Versorgung der Menschen – einst auch der Hasper Industrie – mit dem wichtigsten Grundnahrungsmittel schlechthin.

Die Vergangenheit: 1904 eingeweiht

„Das 260 Meter lange Bauwerk ist ein Geschenk der Vorväter an uns“, weiß Roland Rüther, Leiter Wassergewinnung bei der Enervie-Tochter Mark-E, den steinernen, leicht geschwungen errichteten Koloss bis heute zu schätzen. Mit einer Höhe von etwa 34 Metern, einer Kronenlänge von 260 Metern, und einer Staufläche von 18 Hektar sind die wesentlichen Eckpunkte der am 11. Oktober 1904 eingeweihten Konstruktion genannt. Die ersten drei Meter der etwa 24 Meter breiten Sohle verschwinden unter der Grasnarbe. Die Stauhöhe liegt bei 27,50 Metern. Das Baumaterial stammte größtenteils aus einem Steinbruch, der später vom Talsperrenwasser geflutet wurde.

Mit einer Höhe von etwa 34 Metern, einer Kronenlänge von 260 Metern, und einer Staufläche von 18 Hektar sind die wesentlichen Eckpunkte der am 11. Oktober 1904 eingeweihten Konstruktion genannt. Das Material stammt aus einem Steinbruch, der heute vom Talsperrenwasser überspült wird.
Mit einer Höhe von etwa 34 Metern, einer Kronenlänge von 260 Metern, und einer Staufläche von 18 Hektar sind die wesentlichen Eckpunkte der am 11. Oktober 1904 eingeweihten Konstruktion genannt. Das Material stammt aus einem Steinbruch, der heute vom Talsperrenwasser überspült wird. © Enervie AG | Mark-E

Trotz dieser gewaltigen Masse steht die imposante, beinah majestätisch wirkende Konstruktion keineswegs völlig starr: „Natürlich dehnt sich die Mauer bei Temperaturschwankungen leicht aus“, erzählt Rüther. „Und auch beim Befüllen registrieren wir eine Bewegung von etwa einem Zentimeter.“ Jede mögliche, noch so kleinste Regung wird dabei akribisch überwacht. Doch selbst nach mehr als 100 Jahren gibt es nicht das geringste Signal, dass der graue Riese den Druck von zwei Millionen aufgestauten Kubikmetern Wasser nicht mehr locker halten könnte. Zumal zwischen den Jahren 1991 und 1994 die ursprüngliche Staumauer – konzipiert von dem Aachener Hochschullehrer Prof. Otto Intze (1843-1904) – aufgrund erster Haarrisse grundlegend saniert worden ist. Die gesamte Konstruktion erhielt damals auf der Wasserseite eine vorgesetzte Dichtschale und wurde somit zusätzlich durch diese Stahlbeton-Konstruktion verstärkt. Bei der Gelegenheit wurden auch die beiden Türme nach außen versetzt, die längst zu den vertrauten Hasper Landmarken zählen.

Die Gegenwart: Beliebtes Freizeitziel für alle Generationen

Beim Betreten des Innenlebens der Mauer signalisieren die gewaltigen Stahlrohre, dass diese Talsperre keineswegs nur einen touristischen Selbstzweck erfüllt, sondern vor allem der Wassergewinnung dient. Gemeinsam mit dem Wasserwerk in Hengstey sichert die Anlage die Versorgung der Stadt. Das Gesamtstauvolumen liegt bei zwei Millionen Kubikmetern. In einem regenreichen Jahr sammeln sich dort bis zu sechs Millionen Kubikmeter. Insgesamt kommt durch die Zuläufe dort das Wasser aus einem Einzugsbereich von etwa acht Quadratkilometern zusammen. Durch die geografische Lage in 286 Metern Höhe kann bis heute bei der Einspeisung ins Hagener Netz auf Pumpentechnik verzichtet werden.

Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“

Die Stadt Hagen und unsere Zeitung feiern in diesem Jahr zwei besondere Jubiläen. Hagen wird 275 Jahre alt, während unsere Zeitung 75-jähriges Jubiläum feiert.

Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“ beleuchtete in über 40 Folgen Meilensteine der Entwicklung der Stadt Hagen in den vergangenen 275 Jahren und schafft eine Einordnung zur Vergangenheit, der Gegenwart und blickt in die Zukunft.

Neben Expertengesprächen ist die Serie vor allem in Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt entstanden.

Neben der Wassergewinnung dient die Hasper Talsperre bis heute als Erholungsrevier. Während früher die Kleinbahn Haspe – Voerde – Breckerfeld (später Straßenbahnlinie 11) am Fuße hielt, erreichen die meisten Besucher heute per Auto den Plessen-Viadukt. Aber auch Radtouristen wissen den Charme des Stausees ebenso wie Spaziergänger und Jogger zu schätzen. Eingebettet zwischen den Höhenzügen von Oberbauer, Zurstraße und Flugplatz Wahl bietet der etwa fünf Kilometer lange Rundweg im Hasper Süden die Chance, bei einem etwa einstündigen, gemütlichen Spaziergang Natur pur zu inhalieren.

Die Zukunft: Gerüstet für den Klimawandel

Zu den Perspektiven für die Hasper Talsperre sprach die Stadtredaktion mit Roland Rüther, Leiter Wassergewinnung bei Mark-E (Enervie):

Erleben Trinkwasser-Talsperren in Zeiten des Klimawandels eine Renaissance, weil sie Starkregenereignisse abpuffern und zugleich Trockenperioden überbrücken?

Roland Rüther, Leiter der Trinkwassergewinnung bei Mark-E, ist der Hüter der Talsperren-Technik.
Roland Rüther, Leiter der Trinkwassergewinnung bei Mark-E, ist der Hüter der Talsperren-Technik. © WP | Michael Kleinrensing

Das Hauptwasserwerk Hengstey bezieht das Rohwasser aus der Ruhr und versorgt sicher und zukunftsfähig die Bürger mit Trinkwasser von bester Güte. Für die Trinkwasserversorgung unserer Region ist die Ruhr alternativloser Rohwasserspender, denn nennenswerte Grundwasservorkommen gibt es hier nicht. Die Ruhrverbandstalsperren sind für die Ruhr Vorlieferanten, die neben dem Hochwasserschutz überlebenswichtigen Speicherraum zur Überbrückung von Trockenphasen bieten. Aus ihnen speist sich der Fluss, der bereits ohne Klimawandel über längere Zeiten im Jahr trockenfallen würde. Aktuell machen sich die Wasserwerke an der Ruhr gemeinsam mit dem Ruhrverband intensiv dafür stark, dass das „Ruhrverbandsgesetz“ zeitnah so geändert wird, dass die Talsperren des Ruhrverbandes in Niedrigwasserzeiten weniger Wasser an die Ruhr abgeben müssen, um längere Trockenzeiten auch im Klimawandel sicherer überdauern zu können. Wenn uns dies gelingt, ist die Trinkwasserversorgung an der Ruhr für den Klimawandel bestens gerüstet. Besser als „Renaissance“ passt daher der Begriff „Optimierung“.

Welche Zukunft hat die Hasper Talsperre als zweites Standbein der Hagener Wasserversorgung? Ist sie auch in Zukunft die ökonomischere Alternative zur immer aufwendigeren Wasseraufbereitung aus der Ruhr in Hengstey?

Hengstey ist in der Lage, Hagen allein zu versorgen. Das Wasserwerk Hasper Talsperre trägt im Schnitt zu gut einem Viertel zur Hagener Trinkwasserversorgung bei. Die Entscheidung zur Ertüchtigung des Wasserwerkes in Haspe ist nicht nur aus ökonomischen Gründen für Hagen zukunftsweisend. Hasper Wasser muss wegen der Höhenlage auf dem Weg ins Leitungsnetz gar nicht erst gepumpt werden. Das spart neben Energie natürlich auch CO2 ein. Ein weiterer Vorteil ist die Besicherung, die uns unser „Hasper Werk“ beispielsweise bei Havarien, bieten kann.