Die WP-Sommerserie beleuchtet heute die Hasper Hütte und wie sie den Stadtteil Haspe geprägt hat.
Die Vergangenheit: Haspe war ein prosperierender Wirtschaftsstandort
135 Jahre lang bestimmten die Hochofenanlagen des Klöckner-Konzerns den Rhythmus im Tal der Ennepe. Die „Hasper Hütte“, bei der in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis zu 7000 Menschen ihren Lebensunterhalt verdienten und deren gesundheitsschädlichen Rauch- und Staubschwaden garniert mit Lärm und Gerüchen von den Menschen mit einem gehörigen Schuss Fatalismus als „Hasper Gold“ verklärt wurden, machte Hagen-Haspe zum prosperierenden Wirtschaftsstandort, zur Stadt (1873), zum Sorgenkind und Sanierungsfall, aber vor allem zu einem Stadtbezirk, in dem enger Zusammenhalt bis heute gelebt wird.
Letztlich war es der Boom der Eisenbahn und der wachsende Hunger nach Eisen, der am 3. August 1847 die Industriellen-Gesellschafter Gustav Lehrkind Friedrich Falkenroth und Johann Caspar Harkort V. dazu inspirierte, gemeinsam mit Bankiers und Finanziers sowie einem Startkapital von 150.000 Talern die Kommanditgesellschaft „Puddlings-Eisen-Frischerei mit Walzwerk und Zubehör“ zu gründen. Bereits 1848 war der Rohbau des Werks auf einem Areal westlich der Voerder Straße fertig. Ein Jahr später erfolgte die Inbetriebnahme eines Unternehmensgeländes, das sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwischen Kückelhausen und Westerbauer erstreckte.
Insolvenzen und moderne Infrastruktur
Während im ersten Produktionsjahr 100 Arbeiter mit zehn Puddelöfen, vier Schweißöfen, einer Stabeisen- und einer Luppenwalzstraße sowie drei Dampfmaschinen 3,9 Millionen Pfund Eisen von hoher Qualität produzierten, hatte sich das Volumen nach sechs Jahren bereits verdoppelt. Der Beginn einer rasanten Unternehmensgeschichte, in der sich immer wieder Hochphasen mit Rezessionen, verpassten technologischen Anschlüssen, Insolvenzen und Jobverlusten abwechselten.
Letztlich entstand 1894 die „Hasper Eisen- und Stahlwerk AG“ zusammen mit dem Stahlhändler Peter Klöckner, die 1904 in drei Hochöfen investierte und Haspe bis zum Ersten Weltkrieg nicht bloß 25.000 Einwohner, sondern auch jede Menge moderne Infrastruktur bescherte. Doch es folgten auch schwierige Nachkriegsjahre, Weltwirtschaftskrise, profitable Jahre im Schatten des Nazi-Rüstungswahns, Bomberbeschuss der Alliierten sowie lukrative Wirtschaftswunderjahre. In all dieser Zeit wurde der 132 Meter hohe Schornstein „Langer Heinrich“ zum weit sichtbaren Symbol der „Hasper Hütte“, bis dieser nach dem Aus der Hochöfen letztlich in den 70er-Jahren gesprengt wurde.
Das endgültige Aus zeichnete sich bereits Ende der 60er Jahre ab. Am 29. Juli 1972 um 9.58 Uhr stand das „Hasper Gold“, die rötlichen Rauchschwaden aus dem Thomaskonvertern, das letzte Mal am Himmel. 1974 begann der Abriss, 1982 folgte mit dem Ende der Drahtwalzstraße in Kückelhausen der letzte Sargnagel für die Klöckner-Ära.
Die Gegenwart: Sanierungsmillionen verändern das Zentrum
Geblieben sind neben zahlreichen Denkmälern und geschichtsträchtigen Reminiszenzen vor allem Ortsbezeichnungen wie Hüttenplatz oder auch Koks- und Erzstraße. Und natürlich das Ergebnis eines millionenschweren Sanierungsprozesses, der dem Hasper Zentrum bis heute ein völlig neues Gesicht gegeben hat: Immense Beträge veränderten nicht bloß die Qualität der Immobilien, sondern ließen nach entsprechendem Flächenerwerb auch den Hüttenplatz, die Bezirkssportanlage, die Fußgängerzone und viel Grün entstehen.
Allerdings gehört auch zu Wahrheit, dass durch die Etablierung zahlreicher Alten-Wohnangebote, fehlender Modernität und Aufenthaltsqualität das Hasper Zentrum seit Jahren einen schleichenden Abschwung erlebt.
Die Zukunft: Leben ins Zentrum zurückholen
Jochen Weber, von 1994 bis 2009 Hasper Bezirksvorsteher, und jahrelanger politischer Begleiter der Hasper Stadtteilentwicklung, ist überzeugt, dass die Fußgängerzone wieder für den Verkehr geöffnet werden muss, um die Vitalität ins Hasper Zentrum zurückzubringen und die Leerstandsgefahr zu bannen: „Die Gevelsberger machen es uns ja vor, wie so eine Einkaufsstraße gestaltet werden sollte“, wirbt er zugleich dafür, Hüttenplatz und Kreisel besser miteinander zu verknüpfen und mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Zugleich schlägt er vor, am Hasper Park Wohnen am Fluss zu etablieren, um ein neues Publikum anzulocken.
„Wir müssen jetzt handeln – der geplante ISEK-Prozess dauert viel zu lange“, wirbt er dringend für ein Gesamtkonzept, zumal die Fördermittelbindungen aus der Sanierungsphase längst nicht mehr bestehen und somit wieder volle Gestaltungsfreiheit für das einstige Areal der „Hasper Hütte“ besteht.