Hagen. Die Beseitigung der gewaltigen Müllberge an den Hagener Straßen erweist sich für den Entsorgungsbetrieb als Kampf, der kaum zu gewinnen ist.

Der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) kämpft derzeit nach eigenen Angaben mit allen zur Verfügung stehenden Kräften an der Beseitigung der gewaltigen Müllberge, die sich in den von der Flutkatastrophe betroffenen Hagener Straßen türmen. „Das ist sozusagen ein Kampf an allen Fronten“, berichtet HEB-Sprecher Niklas Steneberg.

Allerdings ein Kampf, der in dieser ersten Woche nach der Naturkatastrophe kaum zu gewinnen ist. Denn kaum sind die Müllwagen vor Ort gewesen und haben mitgenommen, was sich am Straßenrand stapelt, entstehen an gleicher Stelle in kürzester Zeit neue Abfallhaufen. Das hat damit zu tun, dass die vollgelaufenen Keller erst nach und nach zugänglich sind. „In manchen Häusern steht auch noch Wasser im Keller“, sagt Steneberg: „Es ist, als kämpften wir gegen Windmühlenflügel.“

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60 Reservisten in Hagen eingetroffen

Immer wieder ist in diesen Tagen nach der Flut von einem Kampf die Rede: dem Kampf gegen das Wasser, gegen den Schlamm, gegen den drohenden Ruin. Da passt es, dass am Montag 60 Reservisten der Bundeswehr in Hagen eingetroffen sind (die 250 Soldaten aus Minden und Unna haben die Stadt am Samstagabend verlassen), von denen je ein Drittel die Feuerwehr, den Fachbereich Gebäudewirtschaft sowie den HEB unterstützen soll.

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Die Stadtverwaltung berichtete am Montag, dass in der vergangenen Woche während und nach dem Unwetter mehr als 10.000 Haushalte in Hagen von der Stromversorgung abgeschnitten waren. Gestern war immer noch eine dreistellige Zahl ohne Strom. In betroffenen Häusern, in denen niemand öffnet (zum Beispiel weil die Bewohner im Urlaub sind), wollen Feuerwehr und Ordnungsamt nun die Türen öffnen und sich Zugang zu den Sicherungskästen verschaffen, weil davon in manchen Fällen der Stromfluss in einem gesamten Straßenzug abhängt.

Entsorgungsbetrieb fährt Sonderschichten

Am augenfälligsten wird die Erinnerung an die Flut jedoch durch die riesigen Müllberge wachgehalten. Auch in dieser Woche wird der HEB morgens ab 6 Uhr bis in die Abendstunden hinein Sperrmüllwagen, Kolonnenfahrzeuge und Container einsetzen, in denen die Flutopfer ihren Abfall entsorgen können.

Der HEB weist noch einmal darauf hin, dass die Gegenstände von den Bürgern selbst in die Behälter geworfen werden müssen. Elektroschrott, Sperrmüll und Sondermüll wie Farben und Lacke sollten getrennt entsorgt werden. „Dazu setzen wir auch das Umweltmobil ein“, verspricht HEB-Sprecher Steneberg.

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Allerdings ist kaum zu quantifizieren, wie viel Öl, Chemikalien und Umweltgifte durch das Hochwasser in die Natur gelangt sind. Umso wichtiger ist es, dass jetzt wieder vorschriftsmäßig getrennt wird. Nachdem am Wochenende die Müllabfuhr aus Gelsenkirchen in Hagen ausgeholfen hat, erhielt der HEB am Montag Unterstützung des kommunalen Entsorgungsbetriebes aus Duisburg.

Zwischenlager an der Müllverbrennungsanlage

Während der Elektroschrott wiederverwertet wird, landet der Sperrmüll in der Hagener Müllverbrennungsanlage (MVA). Dort gibt es eine freie Fläche, die als Zwischenlager genutzt wird: „Hier sortieren wir die Abfälle auch“, so Steneberg: „Aktuell haben wir ausreichende Kapazitäten an der MVA, um die Mengen zu bewältigen.“

Die reguläre Müllabfuhr in Hagen läuft seit Montag ebenfalls wieder in normalen Bahnen. Die Tonnen, die am vergangenen Donnerstag nicht geleert werden konnten, werden am Donnerstag dieser Woche abgeholt. Den betroffenen Bürgern ist es erlaubt, zusätzliche Müllbeutel an den Straßenrand zu stellen.

Nicht erlaubt ist es dagegen, die Abfallhaufen in den Flutgebieten durch Sperrmüll aus nicht betroffenen Straßen zu vergrößern. Diese Gelegenheit lässt sich so mancher Bürger nach Beobachtungen von HEB-Mitarbeitern leider nicht entgehen.

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Die kostenlose Annahme von Sperrmüll am Wertstoffhof der Müllverbrennungsanlage ist allerdings nicht möglich. Wer seinen Abfall dort entsorgen möchte, muss online einen Termin vereinbaren. Der HEB bittet vorerst um Verständnis und Geduld. Da viele Bürger noch dabei sind, ihre Keller freizuräumen, müssen einige Gebiete immer wieder neu angefahren werden. Ein Kampf gegen Windmühlenflügel. . .