Die Brennerei Eversbusch und das Wachholderhäuschen sind Landmarken der Hasper Gastronomietradition und bis heute ein starkes Stück Hagen.
Schon beim Tritt über die Schwelle des Verkaufsraumes an der Berliner Straße vergisst der Besucher die Zeit. Tief taucht man in die Historie der Hasper Brennerei Eversbusch ein, die sich längst als symbolträchtigstes Synonym für Hagener Traditionsprodukte etabliert hat.
Die Vergangenheit: Heirat legt Grundstein für Dynastie
Im Jahr 1780 gegründet, wurde die Brennerei am jetzigen Standort erst im Jahr 1817 errichtet. Die blank polierten Gerätschaften, die bis heute so glänzen, als habe der Betrieb erst in der vergangenen Woche die Produktion aufgenommen, schaffen eine ehrfurchterregende Atmosphäre, die vor Historie nur so strotzt. Der Brennerei, deren viele Anekdoten und Details reichlich Stoff für abendfüllende Führungen bieten, ist vorgelagert das Wachholderhäuschen als Synonym für klassische bürgerliche Gastlichkeiten. Wie alt das urige Gasthaus tatsächlich ist, bleibt unklar: Bei Umbauarbeiten fand man den Grundstein des verschieferten Fachwerkhauses, das 1795 letztlich auf Fundamenten aus dem Jahr 1488 errichtet wurde. Kuriosität am Rande: Der „Hasper Maggi“ fließt bis heute direkt aus der Brennerei in den Gastraum.
Vor 204 Jahren legte Peter Christoph Eversbusch, Ur-Ur-Urgroßvater des heutigen Besitzer-Brüderpaars Christoph und Peter Eversbusch, den Grundstein für ein Unternehmen, das stets in Familienhand lag. 1817 heiratete er Karoline Schröder, deren Vater damals an der Chaussee Cölln-Berlin bereits eine Brennerei betrieb, und zog ins Wachholderhäuschen ein. Als Dank für seine Verdienste in den Freiheitskriegen erhielt er zudem das Recht, dort die Chausseegelder zu kassieren – ein einträgliches Zweitstandbein.
Damit war die Basis für eine Dynastie gelegt, die bis heute – eine Ära des Gin-Hypes in den Bars dieser Welt – die Hasper Doppelwachholder-Tradition quer durch Europa trägt. Erhalten geblieben ist stets das irritierende Doppel-h. „Nicht jede Rechtschreibreform ist es wert, umgesetzt zu werden“, meint die heutige Eversbusch-Generation traditionsverhaftet und ein wenig trotzig: „Gutes muss man nicht ändern, daher sind Schreibweise und Rezeptur bis heute dieselben.“
Die Gegenwart: Geheime Rezeptur garantiert bis heute Qualität
Eine Mischung aus Traditionstreue und funktionierender, unangetasteter Qualität: Ein wesentlicher Niveau-Garant bei der geheimen Rezeptur ist ein italienischer Wacholderbeeren-Lieferant, mit dem die Hasper bereits in der vierten Generation kooperieren und der bestes Aroma garantiert. „Da zahlt es sich aus, dass der Kilopreis dieses Rohstoffs über dem Einkaufspreis für Massenware liegt“, betonen Peter und Christoph Eversbusch, dass sie der größte Kunde des Zulieferers auf dem EU-Festland seien.
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“
Die Stadt Hagen Hagen und unsere Zeitung feiern in diesem Jahr zwei besondere Jubiläen. Hagen wird 275 Jahre alt, während unsere Zeitung 75-jähriges Jubiläum feiert.
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“ beleuchtete in über 40 Folgen Meilensteine der Entwicklung der Stadt Hagen in den vergangenen 275 Jahren und schafft eine Einordnung zur Vergangenheit, der Gegenwart und blickt in die Zukunft.
Neben Expertengesprächen ist die Serie vor allem in Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt entstanden.
Ein imposantes Stück Hagener Lebensmittelgeschichte, dessen Produkt trotz aller musealer Faszination sich bis heute auf dem Spirituosenmarkt behauptet und mit immer wieder neuen Innovationen Fans gewinnt und Branchenpreise ergattert. „Unsere Maschinen sind robust und mechanisch, sie gehen nicht so leicht kaputt. So können wir zwar keine Unmengen an Waren produzieren, aber das Produkt bleibt immer dasselbe“, betonen die Inhaber. Damit bildet es eine etablierte Konstante für Eversbusch-Innovationen im Sinne des Zeitgeistes, ohne die Wurzeln des Produktes aus dem Blick zu verlieren. Der permanente Austausch mit branchenverwandten Produzenten, Gastronomen, Fachhändlern und passionierten Barkeepern sorgt dafür, dass zugleich der Riecher für aktuelle Trends bewahrt bleibt.
Die Zukunft: Destillat sichert strake Position
Die Brüder Christoph und Peter Eversbusch führen den Betrieb bis heute im Geiste ihrer Vorfahren, blicken aber auch in die Zukunft.
Seit zwei Jahrhunderten ist Eversbusch in Familienhand. Wie wird sich das künftig gestalten?
Eine familieninterne Generationenlösung ist nicht vorgesehen, was natürlich nicht das Ende von Eversbusch Doppelwachholder bedeutet. Zu gegebener Zeit werden wir mit kompetenten Unternehmen aus der Branche Gespräche führen, um den Fortbestand von Marke und Produkten zu sichern.
Eversbusch steht für Beständigkeit beim Produkt und der Rezeptur. Inwieweit muss man sich neu erfinden, um sich im Markt behaupten zu können?
Das Fundament aller unserer Wachholderprodukte ist unser Wachholderdestillat. Wir haben mit hochprozentigem Doppelwachholder immer schon eine Nische besetzen können, die uns eine starke Position im Doppelwachholdermarkt gesichert hat. Obwohl wir es nach Gesetzgebung könnten, nannten wir keines unserer Produkte nun dem Trend folgend „Gin“, haben aber in den letzten Jahren erfolgreich diverse Doppelwachholder-Spezialitäten aus unserem Destillat entwickelt. Man könnte auch sagen: „Wenn Du etwas Hervorragendes hast, versuch’, es noch besser zu machen.“
Das Wachholderhäuschen ist ähnlich wie die Brennerei ein Stück Hasper Gastronomiegeschichte. Hat der Gasthaus-Standort an der Berliner Straße eine Zukunft?
Gerade jetzt – durch den zum Jahresende auslaufenden Pachtvertrag - könnte das Wachholderhäuschen eine Renaissance erleben. Ein neuer Pächter hat die Möglichkeit, die schon jetzt bestehende Biergartenfläche auf dem Brennereihof direkt vor den historischen Gebäuden intensiv zu nutzen. Daher sehen wir für die Gaststätte – auch in Verbindung mit den Brennereiführungen – eine gute Zukunft.