Hagen-Eppenhausen. Das Leben in der Hagener Jugendherberge kehrt langsam zurück. Herbergsleiter Kannenberg zählt Pluspunkte seines Hauses auf.

„Unsere ersten Gäste haben wir am 2. Juli begrüßt. Es war die vierte Klasse einer Grundschule hier aus Hagen“, erzählt Nijaz Kannenberg mit strahlendem Gesicht. „Kinder, Eltern­ und Lehrer – insgesamt 75 Personen – haben auf unserem Außengelände ein Abschlussgrillen veranstaltet. Wie es war? Einfach toll“, versichert der Leiter der Jugendherberge an der Eppenhauser Straße 65a mit erleichtertem Gesicht. So entspannt hat der 47-Jährige lange nicht mehr drein geblickt: „Coronabedingt hatten wir seit November für Gäste geschlossen. Das war kein schönes Gefühl.“

Ein kleines Trostpflaster war für Kannenberg und sein Team die Unterbringung von Bundeswehrsoldaten in der Hagener Einrichtung.

Nijaz Kannenberg leitet die Jugendherberge an der Eppenhauser Straße. „Die Gäste beziehen die Betten selbst - wie früher“, lacht der Herbergsvater.
Nijaz Kannenberg leitet die Jugendherberge an der Eppenhauser Straße. „Die Gäste beziehen die Betten selbst - wie früher“, lacht der Herbergsvater. © Michael Kleinrensing

„Von Januar bis Ende Juni wohnten bei uns zeitgleich immer 20 Soldaten, die in vier Hagener Krankenhäusern mithalfen und bei uns schliefen und aßen.“ Nicht nur über die kleine Finanzspritze für sein Haus war der Leiter froh, sondern auch, dass seine Mitarbeiter zumindest ein wenig um die Hand hatten, „es war wenigstens kein kompletter Stillstand hier“. Trotzdem waren (und sind auch immer noch) er und seine 16 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Leben kehrt langsam zurück

Und jetzt, wo der Lockdown vorbei ist und sich der Inzidenzwert erfreulich nach unten entwickelt? „Es geht langsam wieder los“, sagt Kannenberg­, „wobei viele größere Gruppen für Sommer/Herbst abgesagt haben und die Absage bislang auch noch nicht zurückgenommen haben. Furcht und Vorsicht überwiegen derzeit noch.“

Doch beim Gang über das Gelände, das sich viel weitläufiger als angenommen präsentiert, spürt man, dass das Leben hier zurückkehrt.

Wir treffen ein Vater-Sohn-Gespann aus Düsseldorf. Der vierjährige Finn macht beim Tipi-Bau gerade eine Pause, sein Vater Stephan Schwelbus hat Zeit zum Verschnaufen und wechselt ein paar Worte mit uns. Seine Frau habe die Idee gehabt, dass Vater und Sohn doch mal alleine einen Kurztrip unternehmen könnten, erzählt der Düsseldorfer.

Stephan Schwelbus und sein vierjähriger Sohn Finn machen Kurzurlaub in Hagen. Beim Tipi-Bau haben die beiden viel Spaß.
Stephan Schwelbus und sein vierjähriger Sohn Finn machen Kurzurlaub in Hagen. Beim Tipi-Bau haben die beiden viel Spaß. © WP | Michael Kleinrensing

Daraufhin habe er eine Deutsche-Jugend-Herbergs-Mitgliedskarte gekauft und sich schlau gemacht. „Drei Einrichtungen kamen für uns in Frage – ein Haus in Nottuln, eins in Haltern am See und das hier in Hagen. Sie sehen ja, für welches wir uns entschieden haben.“

An der Hagener Einrichtung gefällt Stephan Schwelbus besonders das zum Haus gehörende Gelände mit viel Wald sowie Bolz-, Volleyball­- und Grillplatz. „Und morgen gehen wir schwimmen und Eis essen“, berichtet Finn gut gelaunt. Nijaz Kannenberg nickt, „die Nähe zum Westfalenbad und zur fußläufig erreichbaren City sind ein großer Standortvorteil. Und der Ruhrtalradweg ist für uns ein Segen.“

Familientreffen und Schulungen

Außerdem punktet die Hagener Einrichtung durch ihre zentrale Lage innerhalb Deutschlands, „in Normalzeiten werden wir häufig für größere Familientreffen und für Firmenschulungen­ angesteuert. Und Musikvereine aus dem ganzen Land veranstalten bei uns gern ihre Probenwochen.“

Nijaz Kannenberg zeigt uns sein Haus. „Wir haben Einzel- und Doppelzimmer und Zimmer mit vier und sechs Betten. Die Zimmer sind größtenteils hotelähnlich eingerichtet.“

Kein Selbstverpflegungshaus

Nijaz Kannenberg wohnt mit seiner Familie in Hemer. Er leitet die Jugendherberge an der Eppenhauser Straße 65 a seit fünf Jahren.

Die Einrichtung mit 34 Zimmern mit 122 Betten ist kein Selbstverpflegungshaus. Es gibt dort Frühstück und auf Wunsch Mittag- und/oder Abendessen. Die Jugendherberge ist ein Stadthaus mit vielen Individualgästen. Schulklassen machen nur etwa ein Drittel aller Buchungen aus.

Die erste Oktoberwoche ist bei Jugendherbergsbesuchern stets eine beliebte Woche. Auch in diesem Jahr ist die Hagener Einrichtung in den ersten Oktobertagen bereits jetzt komplett ausgebucht.

Erwachsene ab 27 Jahren mit Mitgliedsausweis zahlen ganzjährig für eine Übernachtung mit Frühstück 30,40 Euro, für Halbpension 38,90 Euro, für Vollpension 46,50 Euro. Es gibt auch Junior- und Gruppentarife.

Was in seinem Haus auch heute noch gilt? Kannenberg muss nicht lange überlegen, „die Gäste beziehen ihre Betten noch immer selbst und liefern die Bettwäsche vor ihrer Abreise bei uns im Keller ab. Und ein Kicker ist und bleibt ein Klassiker, da macht unsere Herberge keine Ausnahme. Was es hingegen bei uns nicht mehr gibt, ist roter Hagebuttentee aus einer Blechkanne.“

Die erste größere Gruppe nach Monaten begrüßt Nijaz Kannenberg am 25. Juli. „Eine Woche lang findet hier dann eine Ferienfreizeit für 11- bis 14-Jährige statt. Bogenschießen und Schnitzeljagd stehen für die Kinder aus Norddeutschland auf dem Programm. Das Besondere ist, dass sich die Teilnehmer des ,Englisch-Aktiv-Camps’ ausschließlich auf Englisch unterhalten.“