Hohenlimburg. Die Renaturierung der Lenne wird vom den Angelfreunden fachmännisch und ehrenamtlich begleitet. Doch viele Mitglieder verlassen den Verein.

Die Lenne soll wieder ihren ursprünglichen „Fluss“ finden – auf einer Strecke von knapp drei Kilometern zwischen Reh und dem Lennetal. Der erste Bauabschnitt im Lennetal auf Höhe der Buschmühlenstraße soll bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Dabei werden die Stadt Hagen, der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) sowie die zuständige Baufirma durch die Angelfreunde Lenne Hohenlimburg e.V. mit Gewässerwart Gerd Borgmann begleitet – unentgeltlich, quasi ehrenamtlich.

Vor Beginn der Baumaßnahmen fischten sie unter anderem das Ufer entlang der Strecke elektronisch ab, um die Fische an einer anderen Stelle in der Lenne wieder auszusetzen. Seit Mitte des Jahres laufen nun die Bauarbeiten. Das Ziel: Die Fließgeschwindigkeit des Wassers soll durch einen breiteren, flacheren Fluss verringert werden, um Erosion und Hochwasser zu verhindern sowie ein gut strukturiertes Gewässerbett in natürlicher Umgebung zu schaffen. Das gestaltet auch für Fische neuen Lebensraum, erklärte Gewässerwart Gerd Borgmann: „Durch die Renaturierung wird der Artenumbruch in diesem Teil der Lenne gefördert und die Artenvielfalt verbessert. Dadurch, dass der Fluss nun flacher wird und damit auch die Temperatur des Wassers steigt, finden neue Fischarten, wie Lachse, hier ein Zuhause.“

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Zwar würden dadurch andere Fischarten in diesem Teil der Lenne schwinden, jedoch würden diese Flussab- oder aufwärts wieder ansässig. Auch das neue Ufer des Flusses bietet Vogelarten wie der Uferschwalbe Brut- und Lebensraum. Obwohl die Angler unentgeltlich an der Renaturierung mitwirken, ist das Projekt für sie ein ganz besonderes. „Ich habe von Anfang an gesagt: So ein Projekt erlebt man als Gewässerwart nur einmal“, so Gerd Borgmann, „für mich ist es also keine Last, nach der Arbeit nochmal auf der Baustelle vorbeizuschauen und zu gucken, wie es läuft. Das ist pure Freude, hinter der Begeisterung und Wertschätzung für die Natur steckt.“

Gute Zusammenarbeit

Dass das Projekt so gut funktioniert, liegt nicht zuletzt an der Kooperation der Beteiligten, weiß Borgmann: „Ohne die tolle Zusammenarbeit mit der hier arbeitenden Firma wäre diese Umsetzung nicht möglich. Trotz kritischer Punkte funktioniert das Hand in Hand und die Mitwirkenden sind für Vorschläge offen und vertrauen auf unseren Rat.“

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Trotz der Freude über das große Projekt stellt die Lenne-Renaturierung für die Angelfreunde auch ein Dilemma dar. Viele Mitglieder verlassen den Verein, da aktuell aufgrund der Bauarbeiten nicht die komplette gepachtete Strecke zum Angeln genutzt werden kann. Für den Pressewart der Angelfreunde, Benjamin Klar, ist das verständlich, aber auch traurig: „Dass die Mitglieder wegbrechen, ist tragisch für uns. Wenn die Möglichkeiten zum Angeln eingeschränkt sind, ist Frust verständlich, aber die Renaturierung bietet uns ja ebenfalls neue Möglichkeiten – es dauert bloß seine Zeit.“

Ende 2022 soll Renaturierung abgeschlossen sein

Ende 2022 soll die Renaturierung dann final abgeschlossen sein. Wenn die Lenne dann ihren Ursprung wiedergefunden hat, bleibt aber eine Befürchtung bestehen: Dadurch, dass die Ausbettung des Flusses dafür sorgt, dass das Wasser einfacher begehbar ist, befürchten die Angler, dass die Strecke falsch genutzt wird: „Das flache Gewässer mit den vermeintlichen Badeinseln lädt dann vermutlich zum Schwimmen und Sonnen ein, aber das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Je mehr Menschen kommen, desto mehr Müll und Zerstörung der Natur wird entstehen – das wäre ein Rückschritt“, so Borgmann.

Planung seit 2010

Geplant war der Beginn der Bauarbeiten an der Lenne-Renaturierung schon für 2010, unter anderem wegen vermuteter Altlasten wurden die Bauarbeiten jedoch verschoben.

Im Jahr 2014 erschienen die Pläne, zwei Jahre später wurden entlang des Ufers die ersten Bäume gefällt.

Um genau dieses Szenario zu verhindern, sind Dornenbüsche oder Rinder am Ufer dieses Teils der Lenne denkbar, um das Betreten zu erschweren. Das Areal als Freizeitmöglichkeit zu nutzen, wird aber trotzdem nicht schwinden – der bisherige Fuß- und Radweg soll durch eine asphaltierte Strecke ersetzt werden.