Hagen. Die Ankündigung von Frauenarzt Thomas Göpfrich, aus der Impfkampagne in Hagen auszusteigen, hat die Diskussion um das Impfprogramm befeuert.
Der Rückzug von Frauenarzt Dr. Thomas Göpfrich aus der Impfkampagne in Hagen wird den Anteil, den die niedergelassenen Ärzte in der Stadt bislang an den Impfzahlen haben, noch einmal verringern.
Wie Volker Bald, Gesamtverantwortlicher für die Impfkampagne in Hagen, am Dienstag mitteilte, belegt die Hagener Ärzteschaft im Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) weiterhin den letzten Platz: „Die Arztpraxen in Hagen haben inzwischen knapp 20.000 Impfungen vorgenommen, was gerade zehn Prozent der Gesamtquote in unserer Stadt entspricht.“
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Dennoch zeigte sich Bald betroffen von Göpfrichs Ankündigung, wegen der geplanten QR-Codierung nicht mehr zu impfen, weil das die Grenzen der Belastbarkeit für eine Arztpraxis sprenge: „Ich habe sogar ein gewisses Verständnis für Herrn Göpfrich, denn ein Facharzt hat ja auch noch andere Aufgaben.“ Andererseits sei es schade um jede Praxis, die sich aus dem Impfprogramm zurückziehe.
Herausfordernde Situation für Arztpraxen
Die KVWL in Dortmund erklärte, konkrete Entscheidungen zur Umsetzung des QR-Codes, der den einfachen Nachweis einer Impfung ermöglichen und so die Reisefreiheit sicherstellen soll, ständen im Moment noch aus: „Wie sich der Prozess also in den Praxen darstellen wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Sprecherin Vanessa Pudlo.
Dass die Ärzte weitere Belastungen in einer ohnehin schon sehr herausfordernden Situation fürchten, sei nachvollziehbar. Die KVWL setze sich im Gespräch mit politischen Entscheidungsträgern derzeit für eine tragbare Lösung im Sinne ihrer Mitglieder ein, um den Impfprozess in den Praxen nicht zusätzlich zu belasten.
Impfstoffmenge nach wie vor unzureichend
Allerdings rechnet die KVWL damit, dass der hohe Druck, unter dem das Personal in den Arztpraxen derzeit ächzt, noch steigen wird. Denn am 7. Juni soll die Priorisierung aufgehoben werden, was allerdings nicht mit einer Erhöhung der nach wie vor unzureichenden Mengen an Impfstoff einhergeht. „Diskussionen zwischen Praxispersonal und Patienten werden noch weiter zunehmen“, sagt Pudlo voraus.
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Derweil schreitet der Impfprozess in Hagen voran. Insgesamt haben 92.782 Menschen in der Stadt eine Erstimpfung erhalten, was einer Quote von 49,17 Prozent entspricht. „Nicht mehr lange, dann ist die Hälfte der Bevölkerung in Hagen erstgeimpft“, frohlockt Bald. Das ist auch bitter nötig, denn noch immer belegt Hagen mit einer Inzidenz von 126,1 den unrühmlichen Spitzenplatz unter allen Kommunen in Nordrhein-Westfalen.
Eine mögliche dritte Impfung
Angesichts der Impf-Zurückhaltung der niedergelassenen Ärzte in Hagen stellt sich die Frage, wie lange das Impfzentrum in der Stadthalle seinen Betrieb aufrechterhalten muss.
Schwelle unterschritten
Der Inzidenzwert in Hagen hat am 21. Mai erstmals die Schwelle von 165 unterschritten und ist seitdem kontinuierlich darunter geblieben.
Falls das so bleibt, können die Schulen in Hagen voraussichtlich ab Montag, 31. Mai, wieder Wechselunterricht anbieten.
Möglicherweise wird die gesamte Kampagne demnächst auf Null gestellt, wenn sich nämlich herausstellt, dass der Impfschutz derjenigen Menschen, die bereits im Dezember oder Januar geimpft wurden, aufgefrischt werden muss. Zwar gebe es noch keine belastbaren Informationen über eine mögliche dritte Impfung, so Bald: „Und ich kann auch nicht einschätzen, wie lange die Impfzentren in Betrieb bleiben.“
Aber der Staat müsse so oder so sicherstellen, dass sich in Zukunft jeder Bürger gegen Corona impfen lassen kann, sobald das medizinisch empfohlen werde.