Hagen. Der bekannte Frauenarzt Thomas Göpfrich aus Hagen will nicht mehr an den Corona-Impfungen teilnehmen. Er hat einen triftigen Grund.
Der Hagener Frauenarzt Dr. Thomas Göpfrich stellt seine Beteiligung an der Impfkampagne gegen Corona ein. In einem dramatischen Appell an die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe beklagt Göpfrich, dass mit der geplanten QR-Cordierung die Grenze der Belastbarkeit für die niedergelassenen Ärzte endgültig überschritten sei. „Deshalb setzen wir mit sofortiger Wirkung unsere Impfaktion aus“, so Göpfrich. Nur die Patienten, die bereits einen Impftermin in der Praxis erhalten hätten, würden noch geimpft.
Die Ankündigung des Frauenarztes kann als herber Rückschlag für die Impfaktion in Hagen gewertet werden. Mit sechs Ärzten und weiteren 24 Mitarbeitern zählt das Team zu den größten Arztpraxen in Hagen.
Schon 600 Leute gegen Corona geimpft
Insgesamt haben Göpfrich und seine Kollegen schon 600 Leute gegen Corona geimpft, zuletzt 200 am Tag. „Ich darf behaupten, dass wir das Impfen bisher mit maximalem Engagement unterstützt haben“, so der Mediziner. Das habe regelmäßige Sprechstunden von mehr als 16 Stunden täglich ohne Pause unter Höchsttempo und bis zu zwölf Stunden am Wochenende bedeutet: „Arzthelferinnen mit mehr als 300 Überstunden! Das ist bereits unmenschlich, wird von allen aber von Herzen geleistet.“
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An manchen Tagen sei er um 6 Uhr morgens in der Praxis und erst um 22.15 Uhr wieder zu Hause. Seine Aussagen seien keineswegs plakativ gemeint, betont Göpfrich, sie entsprächen der nackten Realität. Dass die Praxen nun noch mit der QR-Codierung belastet werden sollen, sei jedoch nicht mehr zu leisten.
Dahinter steckt der sogenannte „Grüne Pass“, auf den sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geeinigt haben. Dieser soll den einfachen Nachweis einer Impfung, eines negativen Corona-Tests oder einer Genesung von Covid-19 ermöglichen und so die Reisefreiheit sicherstellen.
QR-Code speichert relevante Informationen
Der „grüne Pass“ enthält einen QR-Code, in dem alle relevanten Informationen gespeichert sind, im Fall einer Impfung etwa der Impfstoff und das Datum. Dieser Code ist zusätzlich mit einer Signatur versehen, um Fälschungen zu verhindern. Solch eine Signatur kann von einem Krankenhaus, einem Impfzentrum, einer Arztpraxis oder auch einem Testzentrum ausgestellt werden.
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Die EU-Pläne sehen vor, dass der digitale Impfnachweis vor Fälschungen geschützt und an ein Smartphone gebunden sein soll. Er kann aber auch ausgedruckt vorgelegt werden bzw. durch den klassischen gelben Impfpass ersetzt werden, der ebenfalls als Nachweis gelten soll. Geimpfte können eines der Dokumente zum Beispiel vorzeigen, wenn sie im Restaurant essen gehen wollen. Und wie gesagt, soll das Dokument auch die Reisefreiheit innerhalb der EU sicherstellen.
Überbordende Verwaltungsbürokratie
Göpfrich beklagt den Wust an Verwaltungsaufgaben, der mit dieser Maßnahme voraussichtlich wieder einmal verbunden sein wird. Schon die bisherige Impfkampagne habe ja „trotz politisch etablierter bürokratischer Schikane“ funktioniert, hält er mit seiner Meinung an den bürokratischen Hürden, die mit dem kleinen Pieks verbunden sind, nicht hinter dem Berg.
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Sicherlich sei die Impfkampagne eine „nationale Angelegenheit“, an der er sich voller Überzeugung beteiligt habe, doch nun sei das Maß voll. Mit dem QR-Code seien umfangreiche datenschutzrechtliche Vorschriften und Dokumentationspflichten verbunden, die eine Arztpraxis vor nahezu unlösbare Aufgaben stellten: „Deshalb ziehen wir jetzt die Reißleine.“
Göpfrich betont, es gehe ihm nicht ums Geld. Tatsächlich erhält ein niedergelassener Arzt für eine Corona-Impfung lediglich 20 Euro, während das medizinische Personal in den Impfzentren weitaus üppiger entlohnt wird. Göpfrich und sein Team wollen erst wieder gegen Corona impfen, wenn politisch eine andere Lösung beschlossen wurde.
Derzeit kommen für die Codierung nach Meinung des Hagener Frauenarztes ausschließlich die Impfzentren in Betracht, die man dafür entsprechend aufrüsten müsste.