Hagen. Sparkassen-Beben in Hagen und Herdecke: Sieben Geschäftsstellen mit Kunden-Beratern werden zu Selbstbedienungstandorten umgewandelt.
Service-Erdbeben bei der Sparkasse Hagen/Herdecke: Das größte Hagener Bankhaus (Bilanzsumme: 3,35 Milliarden Euro) wird nicht bloß das Netz seiner Präsenzfilialen massiv ausdünnen, sondern zugleich auch noch auf weitere SB-Standorte verzichten. Der Verwaltungsrat hat am Dienstagabend beschlossen, dass die während der Corona-Pandemiewochen ohnehin schon geschlossenen Dependancen in Helfe (Fröbelstraße), Westerbauer (Enneper Straße, Teilpräsenz), Altenhagen (Friedensstraße), Wehringhausen (Wilhelmsplatz), Hohenlimburg (Stennertstraße), Vorhalle (Vorhaller Straße) sowie Herdecke-Kirchende (Teilpräsenz) künftig in SB-Standorte umgewandelt werden. Damit halbiert das Kreditinstitut, das zuletzt einen Jahresüberschuss von 6,3 Millionen Euro erwirtschaftete, die Zahl seiner Geschäftsstellen mit personeller Präsenz von 14 auf 7 Anlaufstellen.
Kundenberater gibt es künftig nur noch an sieben Stellen
Kundenberater finden sich künftig somit bloß noch an den Standorten Mitte (Sparkassen-Karree), Eilpe (Eilper Straße), Emst (Emster Straße), Elsey (Esserstraße), Boele (Denkmalstraße), Haspe (Kölner Straße) sowie im Herdecker Zentrum. Darüber hinaus sollen auch noch die SB-Automaten Standorte in Eckesey (Schillerstraße), Kuhlerkamp (Heinrichstraße), Ischeland (Kinkelstraße), Boelerheide (Grimmestraße), Eppenhausen (Feithstraße), Rummenohl (Rummenohler Straße) sowie Herdecke Schnee verschwinden. Ob und in welchem Umfang es durch Zusammenlegungen an anderer Stelle Alternativ-Automaten – beispielsweise in Einzelhandelszentren – geben wird, ist derzeit noch offen.
Bank reagiert auf Druck des Marktes
In einer ersten Stellungnahme verweist das Vorstandstrio Frank Walter (Sprecher) sowie Frank Mohrherr und Martin Schulte auf die dynamischen Veränderungen des Marktes, die den klassischen Banken-Rhythmus seit Jahren verändern. „Die Stichworte Niedrigzinsphase, Digitalisierung, Demografie sowie Regulierung des Bankenmarktes sind teils bereits langanhaltende und prognostiziert auch noch lange bestimmende Themen, denen sich kein Marktteilnehmer entziehen kann“, verweist die Sparkassenspitze auf die Gesetze des Marktes, die Einschnitte beim Filialnetz unvermeidlich machten. „Würde die Sparkasse Hagen/Herdecke versuchen, sich diesen Trends zu entziehen, wäre ein verlässlicher Partner, der seit nunmehr 180 Jahren an der Seite und zusammen mit den Bürgern sowie der regionalen Wirtschaft agiert, zukünftig unter erheblichem Druck.“
Bankhaus verweist auf seine vielfältigen Online-Angebote
Aktuell sei die heimische Sparkasse wirtschaftlich kerngesund und solle es auch bleiben, so der Vorstand. „Diese Wirtschaftlichkeit ist eine wichtige Grundlage für nachhaltiges Handeln. Mit unserer gelebten Fokussierung auf die Bedürfnisse unserer Kunden können wir unter den gegebenen Rahmenbedingungen unsere Stärken sehr gut verbinden“, formuliert das Team um Frank Walter. Auch in Zukunft würde die Sparkasse ihren Kunden persönliche und qualifizierte Beratung wann immer gewünscht sowie modernen Service im Prinzip rund um die Uhr anbieten, verweisen die Banker naturgemäß auf das Service-Automatennetz sowie die vielfältigen Online-Angebote.
Einführung von Straf- und Negativzinsen sorgte zuletzt für Schlagzeilen
Zuletzt hatte die Sparkasse Hagen/Herdecke im März mit der Einführung von Straf- bzw. Negativzinsen für die Privatkunden für Schlagzeilen gesorgt. Betroffen von der Maßnahme sind vorzugsweise die Besitzer von großen Barvermögen auf Tages- und Girokonten sowie klassischen Sparbüchern. Mit dieser Maßnahme möchte der Vorstand der anhaltenden Niedrigzinspolitik trotzen. Denn die Kreditinstitute müssen derzeit für Geldeinlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Jahresgebühr von 0,5 Prozent zahlen. Diese Dauerbelastung können die Geldhäuser irgendwann nicht mehr abfangen. Um das Gros ihrer Kunden vor Verwahrentgelten zu schützen, wird auf hohe Vermögen von Privatanlegern dieser Negativzins weitergegeben. Betroffen von dieser Maßnahme sind in Hagen und Herdecke etwa fünf Prozent der Privatkunden.
Aktuelle Entscheidungen reihen sich an vorangegangene Schließungen
Den anstehenden Filialschließungen sind bereits mehrere vorausgegangen. Die Sparkasse hatte 2017 beispielsweise acht bislang mit Mitarbeitern geführte Geschäftsstellen in reine Selbstbedienungsstandorte mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker umgewandelt.
Auch bei der Märkischen Bank hat es solche Prozesse gegeben. Von 2020 auf 2021 waren die Filialen in Haspe und auf Emst dicht gemacht worden. 2017 außerdem in Vorhalle und am Loxbaum. In Vorhalle wurde auch die Sparda-Bank zu einem Selbstbedienungsstandort.
Zuletzt hatte die Deutsche Bank angekündigt, ihre Filiale in Hohenlimburg im 4. Quartal dieses Jahres schließen zu wollen. Auf Anfrage betonte das Bankhaus gestern, darüber hinaus keine Filialschließungen in Hagen zu planen. Auch die Filiale des Tochterunternehmens Postbank am Hagener Bahnhof bleibt erhalten