Hagen. Das Schulministerium hat seine Corona-Bestimmungen angepasst. Nun dürfen auch in Hagen Klassenarbeiten in der Schule geschrieben werden.
Obwohl Präsenzunterricht auf absehbare Zeit in Hagen nicht möglich sein wird, sind in der Stadt Klassenarbeiten und Klausuren in den Schulgebäuden erlaubt. Möglich wird das durch eine Entscheidung von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, die die Corona-Verordnung ihres Hauses hat anpassen lassen, um auch Schulen in Städten mit einem Inzidenzwert über 165 die Notengebung zu erleichtern.
Ursprünglich sollten Klausuren nur erlaubt sein, wenn ihnen eine Phase des Präsenzunterrichts vorausgeht. Das ist auch in einer zunehmenden Zahl von Städten möglich, da die Inzidenzen sinken und eine Rückkehr zum Wechselunterricht möglich sein wird.
Vorgeschriebene Anzahl von Klausuren
Nicht so in Hagen. Der Inzidenzwert in der Volmestadt ist in den letzten Tagen nur langsam gesunken und liegt immer noch über der 200er-Marke. Bis auf die Abschlussklassen müssen alle Schüler weiterhin zu Hause bleiben. Erst wenn die Inzidenz an fünf aufeinander folgenden Tagen unter 165 liegt, dürfen die Schulen zum Wechselunterricht zurückkehren.
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Um jedoch auch in Hagen die nach den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen und den zugehörigen Verwaltungsvorschriften vorgeschriebene Anzahl von Klausuren und Klassenarbeiten für die Leistungsbewertung zu ermöglichen, hat das Schulministerium den Lehranstalten gestattet, solche Arbeiten vor Ort durchzuführen: „Ich glaube, die meisten Schüler haben auch kein Problem damit, mal eine Arbeit zu schreiben“, sagt Michael Pütz, Leiter des Christian-Rohlfs-Gymnasium (CRG) in Haspe, an dem bereits in dieser Woche Klassenarbeiten geschrieben werden.
Ohne negativen Test kein Zutritt
Die Hygiene-Bestimmungen sind allerdings hoch, ohne negativen Corona-Test dürfen Schüler das Schulgebäude nicht betreten. Können sie den nicht nachweisen, muss die Schule ihnen einen neuen Klausurtermin anbieten – mit dem zarten Hinweis, dass es sich negativ auf die Note auswirken kann, wenn sie auch dann die nötigen Voraussetzungen für einen Zugang zur Schule nicht erfüllen und die geforderte Klassenarbeit nicht schreiben können.
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Pütz rechnet damit, dass allein an seiner Schule in den nächsten Wochen weit über 70 Klassenarbeiten geschrieben werden, zu denen die Schüler aus dem Distanzunterricht in die Schule kommen.
Familienvater aus Haspe ist skeptisch
Damit steigt natürlich auch die Infektionsgefahr, was so manchem Betroffenen gar nicht behagt. Das Schulministerium setze die Gesundheit der Kinder und deren Familien aufs Spiel, da man nicht in der Lage sei, Online-Klassenarbeiten anzubieten, kritisiert Jörg Jacobi aus Haspe, dessen Tochter Jennifer (15) das CRG besucht: „Als Bürger, der die Corona-Verordnungen eigentlich für sinnvoll hält, verliere ich langsam das Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der gesamten Maßnahmen, wenn verantwortungslose Landespolitiker mit einem Federstrich die Corona-Notbremse des Bundes unterlaufen können.“
Man dürfe sich nicht wundern, wenn die Bevölkerung dieses ständige Hin und Her bald nicht mehr verstehe. Durch die Ausnahmegenehmigung für Klassenarbeiten in Städten mit hoher Inzidenz wie Hagen werde durch die Hintertür Präsenzunterricht ermöglicht, so Jacobi.
Alternativen zu Klassenarbeiten möglich
In den Grundschulen besteht trotz der rechtlich gegebenen Möglichkeit nach Auffassung des Landesschulministeriums in Düsseldorf keine Notwendigkeit, Schüler an Lehranstalten, die sich vollständig im Distanzunterricht befinden, für schriftliche Arbeiten in die Schule kommen zu lassen.
In den weiterführenden Schulen sind zu den Klassenarbeiten alternative Formen der Leistungsüberprüfung erlaubt. Dies können beispielsweise Portfolios, aufgabenbezogene schriftliche Ausarbeitungen, aber auch mediale Produkte wie digitale Schaubilder, Blogbeiträge oder Erklärvideos sowie Projektarbeiten sein.
Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, werden die Schüler während der Klausuren weit entfernt voneinander sitzen, versichert Schulleiter Pütz: „In einigen Fällen werden wir sie auf zwei Klassenzimmer verteilen. Freie Räume haben wir ja derzeit genug.“
Welche Kriterien auch immer die Lehrer bei der Notenvergabe in diesem Jahr heranziehen: Die Zeugnisse, so hat es das Schulministerium bestimmt, werden keine Bemerkung zur Coronapandemie enthalten.