Hagen. Bernd König war 18 Jahre lang Chef im Hagener Kultopia. Was der 51-Jährige nun beruflich macht und was er nicht vermissen wird.

„Der Name Kultopia setzt sich aus den Begriffen Kultur und Utopie zusammen, und genauso hab‘ ich meinen Job auch immer verstanden. Du musst eine Affinität zu Kultur, aber auch Spaß an jungen Menschen, an Rockmusik und an verrückten Dingen haben“, sagt Bernd König. Der 51-Jährige hat 18 Jahre das Kinder-und Jugendkulturhaus Kultopia in der Konkordiastraße geleitet. Doch jetzt ist Schluss – seit dem 12. April ist Bernd König Mitarbeiter im Personalrat der Stadt Hagen.

Der Zeitpunkt für einen Wechsel sei jetzt noch einmal optimal

„Der Zeitpunkt für einen Wechsel ist für mich optimal. Mit 51 hab’ ich mich schon ab und an gefragt, ob ich mich nicht langsam von der Zielgruppe entferne“, räumt der gebürtige Hagener ein. Und im Personalrat sei er schließlich schon seit 15 Jahren. Durch den Wechsel von Thomas Köhler, der die Leitung des Umweltamtes übernommen hat, rückte Köhlers bisheriger Vertreter Stefan Arnold, der auch für den Fachbereich Jugend und Soziales zuständig war, auf Position eins. Dadurch wurde eine hauptamtliche Stelle im Personlrat frei „und man hat mich gefragt. Das Angebot, einerseits etwas Neues, andererseits doch auch mir Vertrautes zu machen, habe ich angenommen“.

Das Kultopia an der Konkordiastraße in Hagen
Das Kultopia an der Konkordiastraße in Hagen © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Leicht sei ihm die Entscheidung, dem Kultopia den Rücken zu kehren, nicht gefallen, betont König, „ich habe das Jugendkulturhaus doch aufgebaut – das Kultopia war beinahe mein Kind“.

Rückblick auf die Ursprünge des Kultopias in Hagen

Seit 1997 ist Bernd König bei der Stadt Hagen beschäftigt, hat sich anfangs um die Bezirksjugendarbeit im Hagener Norden gekümmert. „Dann gab es eine Orga-Untersuchung mit dem Ergebnis, dass die Fachbereiche Jugend und Soziales zusammengelegt wurden und ein Jugendkulturhaus in der Innenstadt eingerichtet werden sollte“, blickt Bernd König zurück. In der neuen Einrichtung sollte Kindern und Jugendlichen kulturelle und politische Bildung vermittelt werden.

Als geeignete Räumlichkeit kam nur ein Gebäude in Frage – das damalige Jugendzentrum Globe in der Konkordiastraße. Das Globe hatte zwei Vorteile – den großen Saal und seine schon damalige Bekanntheit als Veranstaltungsstätte. Dank einer großen Spende der Hagener Sparkasse konnte das Jugendzentrum umgebaut werden, es wurde die Stelle eines Leiters ausgeschrieben, und Bernd König erhielt den Zuschlag.

In puncto Geld konnte das Kultopia in Hagen nie aus den Vollen schöpfen

„Mein erster Arbeitstag im Kultopia war am 1. April 2003, das Eröffnungskonzert mit der Indie-Rockband ,Such a Surge‘ fand am 13. September 2003 statt“, lässt König die Anfangszeit Revue passieren. In puncto Geld hätte „sein Haus“ nie aus dem Vollen schöpfen können, doch zum Glück sei das Kultopia vom Fachbereich Jugend und Soziales finanziert worden und von Kürzungen weitestgehend verschont geblieben, „die Stadtspitze hat wohl die Bedeutung der Einrichtung erkannt“, so König.

Im Laufe der Jahre schaffte das Kultopia-Team eine neue Bühne sowie eine zeitgemäße Licht- und Tonanlage an, „dadurch konnten wir unsere Produktionskosten senken, da wir für Konzerte, Discos und Partys keine externe Technik anmieten mussten“, sagt Bernd König.

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Wer Bernd Königs Nachfolger wird, ist noch nicht klar

Das Kultopia-Team besteht derzeit aus Bernd Königs Stellvertreter Marco Zeh sowie zwei Halbtagskräften, die für das Kinder- und Workshop-Programm sowie für das Music Office zuständig sind. Wer Bernd Königs Nachfolger oder Nachfolgerin wird? „Die Stelle wird ausgeschrieben. Auf jeden Fall sollte der oder die Neue eine pädagogische Ausbildung mitbringen“, empfiehlt der gelernte Sozialarbeiter.

An was er sich noch gut erinnert? „Das junge Theater Lutz hat, bevor es in den Theaterneubau umgezogen ist, noch im Globe und dann im Kultopia geprobt und Aufführungen gezeigt. Der damalige Leiter Werner Hahn war immer begeistert von der Akustik in unserem großen Saal, die jungen Schauspieler konnten dort ohne Mikro auftreten.“ Und die von Music-Office-Leiter Gandhi Chahine realisierten Multi-Media-Projekte seien echt beeindruckende Events gewesen.

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König: „Ich und das Team konnten die Besucherzahl verdreifachen“

Auf was er im Rückblick stolz ist? „Mit meinem Team hab‘ ich es geschafft, die Besucherzahl zu verdreifachen. Im ersten Kultopia-Jahr kamen knapp 15.000 Besucher zu uns, 2019 – also vor Corona – stattliche 45.000 Gäste.“ Außerdem sei das Kultopia eine beliebte Anlaufstelle für alle Jugendlichen, „auch Migranten fühlen sich bei uns wohl. Das Haus stand und steht für Vielfalt und Toleranz.“

Was Bernd König nicht vermissen wird? „Ich hatte beinahe 365 Tage im Jahr Bereitschaft. Wenn bei uns im Haus ein große Veranstaltung stattfand, war ich für die freien Mitarbeiter immer erreichbar beziehungsweise habe nachgefragt, ob auch alles glatt läuft.“ „Hauptkampfzeiten“ seien im Kultopia die Abendstunden und Wochenenden gewesen, „jetzt habe ich doch eine deutlich geregeltere Arbeitswoche.“ Was sich der 51-Jährige für die Nach-Coronazeit wünscht? „Dass ich schöne Abende als Besucher im Kultopia verbringen und wieder mehr Basketball spielen kann.“