Hagen. Ina Hanemann ist als Chef-Denkmalpflegerin nach Essen gewechselt. Die Hagenerin erzählt, warum Denkmalpflege wichtig, aber auch umstritten ist.

13 Jahre lang war Ina Hanemann Leiterin der Denkmalbehörde in Hagen. „Und das gerne. Ich glaube, ich konnte hier mit meinem Team eine Menge bewegen“, sagt die 53-Jährige. Allerdings sei sie auch an einem Punkt angekommen gewesen, an dem es beruflich für sie nicht mehr weiterging. „Doch ich war noch nicht so eingefahren, dass ich einen Jobwechsel ausgeschlossen hätte. Ich hatte und hab’ immer noch Lust auf Neues. Also: Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Nun zwölf Mitarbeiter im Team

Seit Anfang April ist Ina Hanemann oberste Denkmalpflegerin in Essen, „eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte“, sagt die gebürtige Hagenerin, die in der Volmestadt fünf Kollegen in ihrem Stab hatte, nun zwölf Mitarbeiter leitet. Vom Wandel der Industrielandschaft, der sich in Essen besonders deutlich zeigen würde, sei sie fasziniert und das Ruhrgebiet sei ihr vertraut, betont Ina Hanemann, die an der Ruhr-Universität Bochum Kunstgeschichte, Archäologie und Pädagogik mit dem Schwerpunkt Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts und Denkmalschutz studiert hat.

Hohenhof und Haus Harkorten

Welche Projekte und Gebäude ihr sofort in den Sinn kommen, wenn sie die letzten 13 Jahre in Hagen­ Revue passieren lässt? „Der Hohenhof und Haus Harkorten“, sagt die Denkmalpflegerin ohne zu zögern. „Haus Harkorten war von Anfang an eine Herzensangelegenheit, die Akte lag 2008, als ich die Leitungsstelle angetreten habe, gleich auf meinem Tisch.“

Die Zukunft von Haus Harkorten auf dem Quambusch in Haspe lag Ina Hanemann immer besonders am Herzen.
Die Zukunft von Haus Harkorten auf dem Quambusch in Haspe lag Ina Hanemann immer besonders am Herzen. © WP | Michael Kleinrensing

Über Jahre habe sie die Umnutzung und Umbauten der spätbarocken Gutsanlage (das Herrenhaus war der ehemalige Wohnsitz der Unternehmerfamilie Harkort) begleitet und mit dem Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten gut zusammengearbeitet. Und der Hohenhof – die stattliche Villa wurde früher vom Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus und seiner Familie bewohnt – sei ein architektonisches Juwel. Dass es gelungen ist, die Wiederherstellung des Gartens und damit auch die des Gesamtkunstwerkes im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2027 zu platzieren, würde sie besonders freuen.

Wie sich der Denkmalschutz in den letzten Jahren verändert hat? „Ich glaube, die Öffentlichkeit interessiert sich mittlerweile mehr für das Thema. Viele Bürger achten auf ihre Umwelt und besinnen sich auf nachhaltige Werte, dazu zählt auch die Denkmalpflege.“

Allerdings sieht Ina Hanemann den Denkmalschutz auch in einem Spannungsfeld: Einerseits ginge es darum, Kulturgut und Identität zu erhalten, andererseits aber auch, Eigentum zu akzeptieren und Stadtentwicklung möglich zu machen, „Bewahren und Entwickeln – wir Denkmalpfleger befinden uns in einem spannenden Spagat.“

Mit dem Zug zum neuen Arbeitsplatz nach Essen

Ina Hanemann war ab dem Jahr 2000 bei der Stadt Hagen beschäftigt, anfangs im Kulturamt, wo sie unter Hans-Walter Schäkermann für den Bereich Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, ab 2005 beim Stadtmarketing, das damals noch beim Amt des Oberbürgermeisters angesiedelt war.

2008 wechselte sie zur Denkmalbehörde und löste ihre Vorgängerin Sabine Teubner-Treese als Leiterin ab.

Sie ist seit fünf Jahren Vorsitzende des Arbeitskreises Denkmalschutz beim nordrhein-westfälischen Städtetag

Ihre neue Wirkungsstätte in Essen befindet sich in der Theaterpassage, nur zwei Minuten Fußweg vom Essener Hauptbahnhof entfernt. Wenn sie aus dem Fenster schaut, blickt sie auf das Grillo-Theater. „Meistens werde ich mit dem Zug nach Essen fahren, von Tür zu Tür brauche ich nur 30 Minuten“, sagt Ina Hanemann.

Auch die Etablierung der Stadtarchäologie in der Volmestadt ist der 53-Jährigen gemeinsam mit dem Historiker Ralf Blank gelungen, „der Bereich war in Hagen immer ein Stiefkind. Vor zwei Jahren konnte ich eine Stadtarchäologin einstellen, das war eine gute Entscheidung.“ Besagte Stadtarchäologin – Mirjam Kötter (30) – ist übrigens Anfang April zu Ina Hanemanns Nachfolgerin bestimmt worden. „Mein Amt in vertraute Hände zu übergeben, hat mich sehr glücklich gemacht.“

Mit ihrer Familie wird Ina Hanemann in Hagen wohnen bleiben, „und ich werde mich auch weiter für wichtige Hagener Themen engagieren. Die Mitgliedsanträge für den Osthaus-Bund und den Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten sind schon auf dem Weg“, versichert sie.