Hagen-Eppenhausen. Der Hohenhof-Garten soll rekonstruiert werden. Archäologen sind Landschaftsarchitekten müssen dazu noch viele offene Fragen klären.
Es ist ein echtes Langzeitprojekt. „Begonnen haben wir im Frühjahr 2019. Und im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung im Jahr 2027 möchten wir die rekonstruierte Gartenanlage dann dem Publikum präsentieren“, sagt Ina Hanemann.
Die Leiterin der Unteren Denkmalbehörde lässt ihren Blick über das Gelände des Hohenhofs schweifen. Anders als in den Vorjahren wird es in der nächsten Zeit weniger um die Sanierung des Gebäudes – das ehemalige Wohnhaus des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus und seiner Familie – gehen, sondern um den weitläufigen Garten, der die Villa umgibt.
Früher unter anderem Frauenklinik
Rückblick: Seit April 2019 arbeiten die Stadt Hagen und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam daran, den Garten unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wieder herzustellen und wieder begehbar zu machen. „Wir hatten gedacht, es wäre leichter“, gesteht Ina Hanemann lächelnd, „aber wir brauchen Unterstützung.“
Damit spielt die Denkmalschützerin auf die Hagener Bürger an, die ihr und dem Projektteam behilflich sein könnten: „Die Jahre zwischen 1928 und 1986 sind für uns wie ein schwarzes Loch. Wir wissen kaum etwas darüber, was in dieser Zeit hier im Garten geschah.“
Was konkret gemeint ist? Fotos, Schriftstücke, Pläne und Erinnerungen aus der Zeit, in der der Hohenhof Am Stirnband unter anderem eine Frauenklinik war, werden zur Rekonstruktion benötigt.
Im November begonnen
Derzeit kümmert sich das Projektteam „um den spannendsten Teil des Gartens – den Südteil“, wie Landschaftsarchitektin Susanne Weisser versichert, „im November haben wir mit den Ausgrabungen dort begonnen.“
Auf bläulichen Zement, auf eine Spange aus Leichtmetall, die wohl zwischen 1939 und 1945 getragen wurde, sowie auf ein Zehn-Pfennig-Stück von 1934 sind Susanne Weisser und LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy in der Grube gestoßen. Und auf Fundamente eines Sockels, auf der einst eine Statue („Serenité“) des französischen Bildhauers Aristide Maillol gestanden hat. „Die Skulptur aus Naturstein – eine Nackte, die in die Landschaft schaut – ist seit 1928 verschollen“, erklärt Dr. Birgit Schulte, „Hausherrin“ des Hohenhofes.
Außerdem hat das Grabungs- und Forschungsteam eine Sandsteinstufe und Beeteinfassungen frei gelegt, die weder auf Plänen verzeichnet sind noch auf historischen Fotografien festgehalten wurden. Die Experten vermuten, dass es sich um „Überformungen“ handelt, die nach dem Verkauf des Hohenhofs (eventuell, als der Hohenhof als Gauleiterschule genutzt wurde) entstanden sind.
Was dem Archäologen-Team zu schaffen macht? Es hat mit zwei Persönlichkeiten, die einst im Garten gewirkt haben, zu tun. Der erste war der belgische Architektur-Designer Henry van de Velde, der den Hohenhof samt Garten von 1906 bis 1908 für Osthaus errichtet hat. „Van de Velde hat viel fotografiert und die Beete zum Beispiel mit Stahlkanten eingefasst“, erläutert Ina Hamemann. 1913 zog Osthaus den bedeutenden Landschaftsarchitekten Leberecht Migge für die weitere Gestaltung des Gartens hinzu. „Aus dieser Zeit gibt es kaum Fotos“, bedauert Archäologin Cichy.
Briefwechsel mit Osthaus
Van de Velde reagierte auf den Konkurrenten Migge wenig erfreut, wie aus einem Briefwechsel mit Osthaus deutlich wird. Deshalb nahm man an, dass sich der Belgier auch zum größten Teil in puncto Gartengestaltung durchsetzte.
Villa und Garten haben eine bewegte Geschichte
Der Hohenhof hat eine bewegte Geschichte: Ab 1908 war die Villa das Wohnhaus Osthaus, später wurde das Gebäude als Jugendherberge, Gauleiterschule, Frauenklinik und Pädagogische Hochschule genutzt.
Seit 1927/28 ist die Stadt Hagen im Besitz des Hohenhofs. Heute fungiert er als Außenstelle des Osthaus-Museums, in dem sich das „Museum des Hagener Impulses“ befindet.
Doch die jüngsten Ausgrabungen der Archäologen stießen dort, wo man Spuren van de Veldes vermutete, auf Reste von Anlagen, die den Entwürfen Migges entsprachen. Um mehr Klarheit zu erhalten, wurde und wird weitergegraben.
„Wir möchten den Garten nach den Ursprungsentwürfen - also nach den Plänen van de Veldes – rekonstruieren“, betonen die Beteiligten.
Und die Kosten? Ein spezielles IGA-Förderprogramm gibt es bislang nicht. Der LWL trägt daher die Kosten für die archäologischen Arbeiten, die Stadt Hagen zahlt den Einsatz eines Baggers.