Hagen. Das Sanitätshaus Riepe in Hagen will erweitern. Die Anwohner ziehen dagegen vor Gericht. Jetzt spricht Unternehmenschef Lars-Gunnar Stockmann.
Lars-Gunnar Stockmann (36) ist geschäftsführender Gesellschafter des Sanitätshauses Riepe in Hagen.
Riepe möchte sich am Standort erweitern. Was sind die Gründe?
Riepe möchte sich nicht erweitern, mein Unternehmen muss sich erweitern. Im Moment wachsen wir doppelt so schnell wie der Markt und gleichzeitig entfallen Ende 2021 rund 2500 Quadratmeter bisherige Geschäfts- und Produktionsräume in der Dortmunder Innenstadt. Wenn wir weiterhin das Qualitätsversprechen unseren Kunden gegenüber einhalten möchten, müssen wir reagieren und auch für die Zukunft langfristige Optionen schaffen.
Wo wollen Sie das Unternehmen hinbringen? Folgen Sie einer Vision?
Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und deshalb auch einer gewissen typischen Philosophie treu: Gesundes, organisches Wachstum, aber gleichzeitig auch Chancen und Möglichkeiten früh erkennen und umsetzen.
Riepe ist u.a. als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet worden. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?
Ich sehe den Menschen als Ganzes, weshalb es mir lieber ist, von einer konkreten Grundhaltung zu sprechen als einer Philosophie. Die meiste Zeit am Tag verbringen meine Mitarbeiter in unseren Firmenräumen, daher ist es wichtig, dass sie sich wohlfühlen. Sehen sie, wenn man mit Menschen arbeitet, ist es unausweichlich, einen gepflegten und respektvollen Umgang miteinander zu pflegen. Dazu zählt auch, Bedürfnisse zu erkennen. Sei es ein offenes Ohr zu haben bei lebensverändernden Themen wie Familienplanung, Verlust oder Krankheit oder im Kleineren den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass man sich auch mal angenehm ausruhen kann. All das gehört letztendlich dazu und auch Emotionen, positive wie negative, brauchen ihren Raum im Arbeitsalltag.
Seit 2010 im Familienunternehmen
Lars-Gunnar Stockmann wurde im Oktober 1984 in Hagen geboren, zehn Jahre später erfolgte der Umzug nach Erfurt, wo er 2003 sein Abitur am Evangelischen Ratsgymnasium ablegte.
Nach einem Betriebswirtschaftsstudium in Bozen und New York legte er an der Universität Witten/Herdecke seinen Master-Abschluss ab und stieg 2010 in das von seinem Großvater Heinz Riepe gegründete Unternehmen Sanitätshaus Riepe ein.
Seit 2015 ist Stockmann geschäftsführender Gesellschafter der Sanitätshaus Riepe GmbH & Co. KG.
Welche Erweiterungspläne haben Sie konkret? Was wird gebaut/angesiedelt?
Wir siedeln die gesamte Produktion aus Dortmund sowie die Produktion, das Lager und die Logistik des Bestandsgebäudes in unserem Neubau gemeinsam an. Damit fassen wir viele Arbeitsprozesse zusammen und können folglich noch effizienter arbeiten. Im Bestandsgebäude werden die Ausstellungsflächen für die Kunden vergrößert und mit noch mehr Produktvielfalt ausgestattet. Ansonsten wird hier unsere komplette Verwaltung ein gemeinsames Zuhause finden.
Die Baugenehmigung liegt vor. Wie weit sind die Bauarbeiten fortgeschritten?
Bisher sind wir im Zeitplan. Das heißt, die Übergabe der Werkstattbereiche ist für Ende Dezember 2021 geplant. Die vollständige, schlüsselfertige Übergabe des Gesamtprojekts soll Ende Februar 2022 erfolgen.
Ist die Erweiterung der Firma alternativlos?
Ja, da wir unseren bisherigen Hauptsitz als solchen behalten wollen und müssen. Gleichermaßen verfügt der Loxbaum über eine sehr gute innerstädtische Anbindung, was besonders im Hinblick auf den demografischen Wandel immer wichtiger wird. Zudem sind auch die Autobahnanbindungen ins Ruhrgebiet, das Sauerland oder Münsterland sehr gut.
Anwohner wollen das Projekt gerichtlich zu Fall bringen. Was sagen Sie dazu?
Das Sanitätshaus Riepe hat alle Verfahrenswege eingehalten und wir gehen davon aus, dass dies auch gerichtlich bestätigt wird.
Die Anwohner beklagen vor allem die Zerstörung von Naturraum vor ihrer Haustür. Was sagen Sie dazu?
Zum einen holen wir massive Ausgleichsfläche nach und kompensieren damit zwischen zwei- oder dreimal so viel. Unser Ziel ist es, dass die Natur auch nach Beendigung des Bauprojekts auf dem Grundstück eine Heimat findet. Zum anderen irritieren mich die Aussagen der Kläger auf ganz konkrete Art und Weise. Die von uns erwarteten Maßstäbe werden von den Klägern auf ihren Grundstücken nicht eingehalten. Dazu zählen die versiegelten Flächen sowie fehlende Bäume.
Sehen Sie noch die Möglichkeit zu Gesprächen/Kompromissen oder ist es dazu zu spät?
Kompromisse wurden innerhalb des Vorgehens von zwei Offenlagen und dazugehörigen Abwägungsprozessen selbstverständlich eingegangen und sind auch dahingehend protokolliert. Ein Beispiel für einen solchen Kompromiss sind die Abstandsflächen, welche erhöht worden sind. Mit einigen Anwohnern haben wir verständlicherweise auch emotionale Gespräche führen können. Lösungen konnten wir aber auch hier finden, die beide Seiten zufrieden stimmen. Die Kläger ließen anwaltlich mitteilen, dass Sie an keinem klärenden Gespräch interessiert seien.
Pendler liebt das Meer
Meer oder Berge – wo urlauben Sie?
Um zu entspannen liebe ich das Meer, Sonne und Sand.
Klassik oder Pop – was hören Sie lieber?
Ich höre beides gern, das ist ganz stimmungsabhängig.
Auto oder Fahrrad – was bevorzugen Sie?
Ich bin Pendler, daher bevorzuge ich mein Auto.
Was tun Sie, wenn die Firma nicht in der geplanten Weise erweitert werden darf?
Ich glaube fest an unseren Rechtsstaat und daher sehe ich diese Möglichkeit nicht.
Fühlen Sie sich von Politik und Verwaltung in Hagen ausreichend unterstützt?
Das Ziel der Politik ist, in Zukunft eine nachhaltige und ökologische Bauweise in Hagen durchzusetzen. Die Verwaltung der Stadt ist verpflichtet, diese Vorgaben umzusetzen. Das bedeutet auch, dass Bauen erstmal deutlich teurer wird und überrascht auch nicht. Auf dieser Basis hat die Verwaltung klar definierte Forderungen an uns gestellt, die allen Hagener Bürgern zugute kommen. Es war selbstverständlich ein langer Weg, die gegenseitige Position zu verstehen und darüber hinaus auch zu vermitteln, was ein Vollsortimenter des Sanitätsfachhandels macht. Gefühlt sind wir gesamtwirtschaftlich noch die kleine Schwester der kleinsten Branche. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir am Ende ein gutes Projekt realisieren konnten. Diese Arbeit hat dann auch die Politik mit ihrem Abstimmungsverhalten in den gewählten Gremien belobigt.