Hagen. Die Anwohner der Buschstraße wehren sich gegen die Erweiterung der Firma Riepe. Auf einer Infoveranstaltung prallten die Standpunkte aufeinander.

Die Anwohner der Buschstraße haben sich einen Rechtsanwalt genommen, der ihre Interessen bei der geplanten Erweiterung des Sanitätshauses Riepe wahrnehmen soll. Er heißt Hendrik Kaldewei und meldete sich auf der Informationsveranstaltung, zu der die Stadtverwaltung am Mittwochabend in den Gemeindesaal der Philipp-Nicolai-Kirche an der Schwerter Straße eingeladen hatte, erstmals zu Wort: „Sie greifen dort in einen regionalen Grünzug ein und verletzten somit ein verbindliches Ziel der Raumordnung“, warf der im Bau- und Planungsrecht offenbar bestens bewanderte Jurist aus Ibbenbüren den Mitarbeitern des Fachbereichs Stadtentwicklung vor: „Auch die Lärmbelastung ist ein entscheidendes Anliegen der Anwohner. Der zulässige Emissionsspiegel rund um das Plangebiet wird aber schon jetzt nahezu ausgeschöpft.“

Die Ausführungen Kaldeweis zeigten, wie komplex das deutsche Baurecht ist. Sie bewiesen auch, dass sich die Anwohner mit Macht gegen den Ausbau der Firma wehren – nicht nur, weil einige von ihnen dann ihre auf städtischem Grund errichteten Grabeländer und Spielgeräte aufgeben müssten. Vor allem die Größe der geplanten Gebäude und die damit verbundene Zerstörung von Naturraum vor der eigenen Haustür sind ihnen ein Dorn im Auge.

Mutterhaus platzt aus allen Nähten

So sorgte sich Jörg Schulz, dass die Abgasemissionen durch die mit der Firmenerweiterung einhergehenden Verkehrsströme zunehmen werden. Was Dr. Christoph Diepes, Leiter der städtischen Bauleitplanung, zu offenen Worten veranlasste: „Dass sich die Situation für die Menschen vor Ort verschlechtert, brauche ich nicht schön zu reden.“

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Dennoch: Die Stadt hält an ihrem Vorhaben fest, denn die Firma Riepe ist nicht nur ein alteingesessenes und expandierendes, sondern auch eines der Vorzeigeunternehmen in Hagen. Doch das Mutterhaus an der Hagener Straße platzt aus allen Nähten, eine Erweiterung ist dringend vonnöten. Und bevor man einen Betrieb auf die grüne Wiese am Stadtrand verlagere, sei eine Kommune gehalten, die Innenentwicklung voranzutreiben, betonte Diepes.

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Zunächst will Riepe ein neues Manufakturgebäude samt Lager errichten, in einigen Jahren soll dann – direkt hinter dem Mahngericht – ein Verwaltungshaus entstehen. Die Höhe der Immobilien werde den First der bestehenden Bebauung nicht überschreiten, kündigte Architekt Markus Meier an: „Außerdem wird als Puffer zur Buschstraße ein Pflanzstreifen angelegt. Und gesunde Bäume bleiben stehen, damit Sie weiter auf die gewohnte Kulisse schauen können“, sagte er in Richtung der Anwohner.

Fahrradfreundliche Stadt werden

Denen bereitet jedoch auch der geplante Fuß- und Radweg, der den bisherigen Trampelpfad ablösen soll, Kopfzerbrechen. Mehrere Anlieger wiesen darauf hin, dass sich die Drogenszene aus dem Hameckepark bisweilen an die Knippschildstraße und von da aus in die Grünfläche hinein verlagere. Ein ausgebauter Fußweg würde somit zum Angstraum und sei reinste Geldverschwendung.

Die Stadtverwaltung wiederum sieht den geplanten Weg als Teil der Mobilitätswende, in deren Rahmen Hagen ökologischer und fahrradfreundlicher werden soll: „Wir müssen konzeptionell denken“, sagte Fachbereichsleiterin Barbara Hammerschmidt: „Wir müssen Radverbindungen zwischen Wohngebieten schaffen. Und dieser Weg ist ein Anfang.“

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Ob sich letztlich ein Kompromiss finden lässt zwischen den unterschiedlichen Interessen der Anwohner und jenen der Stadt bzw. der Firma Riepe, muss sich im laufenden Bebauungsplan Verfahren erweisen. Am Montag beginnt im Rathaus die öffentliche Auslegung, dann können die Bürger ihre Bedenken und Anregungen noch einmal ganz offiziell vortragen.

Baulücke an der Buschstraße

Sicherlich wird dann auch die Baulücke an der Buschstraße Erwähnung finden, die die Stadt im Rahmen des Verfahrens in Bauland umwandeln will. Schon machte das Gerücht die Runde, dass dort demnächst Lehrlinge der Firma Riepe logieren sollen.

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Mit der Firmenerweiterung habe das Grundstück allerdings nichts zu tun, stellte Barbara Hammerschmidt klar: „Allerdings müssen wir, wie jedermann weiß, etwas gegen die Wohnungsnot tun.“ Woraufhin Rechtsanwalt Kaldewei vorschlug, man könne doch, um die Bedenken der Anwohner zu zerstreuen, von vornherein festlegen, dass dort nur Dauerwohnen erlaubt werde.

Ob das umsetzbar sein wird, ist nur eine von vielen offenen Fragen, die in den kommenden Wochen geklärt werden müssen.